Unternehmensgeschichte der Brauerei "Zur Stadt Aachen"
unter der Führung von Friedrich Brückmann und Nikolaus Eichholz
sowie der Brauerei "Zum Elephanten" von Mathias Löllgen
 
 
 
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Unternehmensgeschichte
Die Ursprünge der Brauerei am Eigelstein 123 / das Brauhaus zum Elephanten                              
Das Gasthaus „zum Elephanten“
Die Brauerei „Zur Stadt Aachen“ von Friedrich Brückmann (1845-1863)
Die Brauerei „Zur Stadt Aachen“ von Brückmann & Eichholz (1863-1871)
Die Brauerei „Zur Stadt Aachen“ von Nikolaus Eichholz (1871-1873)
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen

Anmerkung: Dieser Text dokumentiert nur die Entstehung der Brauerei am Eigelstein 123 und die weiteren Firmierungen bis einschließlich der Brauerei „Zur Stadt Aachen“, d.h. bis zum Jahr 1873. Die Nachfolgebrauereien Stavenbräu (1874-1907) und „Em Kölsch Boor“ (1909-1942) sind separat dokumentiert, die Historien dieser Brauereien sind über folgende Links zu erreichen:
Brauerei „Stavenbräu“:
Brauerei „Em Kölsche Boor“:

Die Ursprünge der Brauerei am Eigelstein 123 / das Brauhaus zum Elephanten
Laut Brauereiverzeichnissen aus den Jahren 1934 [2] und 1939 [3] wurde die Braustätte am Eigelstein 123 bereit im Jahr 1700 gegründet. Der erste überlieferte Namen eines Brauers am Eigelstein 123 stammt aus dem Jahr 1797 [4]. Im Adressbuch der Stadt Köln ist folgender Eintrag zu lesen: „Mathias Löllgen, Bürgerhauptmann, und Bierbrauer“. Angegeben ist der Eintrag noch unter der durch die französischen Besatzer eingeführten Hausnummer 3424, welches zuvor aber schon die Nummer 123 war und nach dem Abzug der Franzosen auch wieder die Hausnummer 123 wurde.
Der zünftige Brauer Mathias Lölgen betrieb zu dieser Zeit das Brauhaus, vermutlich schon ab dem Jahr 1760. Wie lange der die Brauerei betrieb ist unklar, spätestens aber im Jahr 1813 nicht mehr. Aus diesem Jahr stammt das nächste verfügbare, in französischer Sprache gehaltene Adressbuch von Köln, in dem Mathias Lölgen aber nicht mehr im Gewerbeverzeichnis auftaucht. Stattdessen taucht er im Namensverzeichnis mit folgendem Eintrag als Rentner auf [5]: „Lölgen (Matthias) rentier, R. des Maccabées n. 27“ (Rentner, Makkabäer-Straße 27). Zur gleichen Zeit tauchen aber 3 andere Brauer namens „Lölgen“ auf, welche vermutlich aus der gleichen Familie wie Mathias Lölgen stammten:
  • „Lölgen (Geoffroi), brasseur, R. des Saules n. 11“ (Brauer, Weidengasse 11)
  • „Lölgen (George) brasseur, R. des Fouleurs n. 90“ (Brauer, Follerstraße 90)
  • „Lölgen (G) R. d’Honneur n 86“ (Ehrenstraße 86)
Am Eigelstein wurde im Jahr 1813 auch schon gebraut, aber nicht am Eigelstein mit der Nummer 123. Folgende Brauer sind im Jahr 1813 am Eigelstein dokumentiert [5]:
  • G. Engels, Rue de l’Aigle 81
  • M. Kraus, Rue de l’Aigle 10
  • R. Schmitz, Rue de l’Aigle 90.
Der französische Straßenname des Eigelstein hieß im Jahr 1813 noch „Rue de l’Aigle“, was übersetzt „Adlerstraße“ bedeutet. Dies macht auch Sinn, den in den Kölner Adressbüchern, z.B. aus dem Jahr 1941/42, wird die Entstehung wie folgt beschrieben:
[7, 1941/42] „…Der Name Eigelstein stammt vermutlich aus dem Lateinischen, der erste Teil des Wortes ist offenbar eine Verbindung des Latein. Wortes „aquila“, d.h. Adler. Der Eigelstein war in der röm. Zeit eine Heerstraße, sie führte nach Neuß und an den Niederrhein. An dieser Heerstraße stand das bekannte röm. Feldzeichen: ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln auf einer Säule. Eigelstein bedeutet also sehr wahrscheinlich „Stein des Adlers“. Von Maximinenstraße bis Weidengasse früher „Vor allen Heiligen“ genannt…“
 
Es gibt noch eine andere Deutung zur Entstehung des Namens „Eigelstein“ in früheren Adressbüchern, in welcher der Name „Eigel“ einem germanischen Helden zugeschrieben wird.
[7, 1904] „…Eigelstein. Eigel, sagenhafter germanischer Held, dem vermutlich an dieser uralten Heerstraße ein Denkstein errichtet war. Ein derartiges Denkmal, Eigelstein genannt, befindet sich jetzt noch in der Zitadelle in Mainz. Von der Maximinenstraße bis Weidengasse früher „Vor allen Heiligen“ genannt…“
 
Das Brauhaus am Eigelstein 123 hatte damals den Namen „Zum Elephanten“. Ein Nachweis des Namens „Elephant“ ist auf der Kreuter-Karte des Eigelsteins zu finden, welche im Zeitraum 1840 bis 1850 erstellt wurde [1]. Ob wirklich der „Elefant“ gemeint war oder ob es sich um die Ableitung des Wortes „Oliphanten“, einem im Mittelalter verbreitetes Signalhorn aus Elfenbein, handelte, ist unklar.
In den Folgejahren wurde das Haus am Eigelstein 123 nicht als Brauhaus genutzt. Erst im Jahr 1848 kann mit Friedrich Brückmann wieder ein Brauer am Eigelstein 123 nachgewiesen werden.
(KK001) [1]
„Kreuter'sche Karte" des Eigelstein zwischen 1840 und 1850. Ein Klick auf die Gesamtdarstellung zeigt den Ausschnitt mit Häusern Eigelstein 121-131. Das Haus Nummer 123 ist mit „Elephant“ gekennzeichnet

Das Gasthaus „zum Elephanten“
Zeitgleich, aber unabhängig vom Brauhaus „Zum Elephanten“ am Eigelstein 123 gab es in Köln noch einen Gasthof „zum Elephanten“ in der Straße „“im Thal“, Hausnummer 19. Der erste Nachweis des Gasthofes stammt aus dem Jahr 1815 im Kontext einer Verkaufsanzeige:
[6, 21.11.1815] „…Haus=Verkauf. Am künftigen Freitag, den 24. des l. M. Nov., Morgens um 11 Uhr, wird am hiesigen Kreisgerichte das dahier im Thal No. 4481 (neue No. 19) gelegene, den Erben Frenz zugehörige, zum Elephant gerannte, sehr geräumige Haus mit Stallungen und Zubehören aus freier Hand öffentlich versteigert. Die vortheilhaften Bedingungen kann man vorher bei den Herren Sitt, Rechtsgelehrten, und Merlo, Notar dahier einsehen…“
 
Das Gasthaus war in unmittelbarer Nähe des Kölner Doms gelegen. Die Straße „im Thal“ wurde in den 1830er Jahren in „unter Gottes Gnaden“ umbenannt, aber auch diese Straße gibt es heute nicht mehr. Das Gasthaus besaß 14 Zimmer und Stallungen für 30 Pferde.
Das Gasthaus war sehr beliebt bei auswärtigen Vertretern, welche sich dort jedes Jahr für einige Wochen einquartierten und in Anzeigen auf sich aufmerksam machten. Nachfolgend 2 Beispiele eines Bettfedern-Verkäufers und eines Verkäufers, der Papageien und Affen im Programm hatte.
[6, 11.01.1817] „…Georg Hiebel, aus Neumark in Böhmen, hat alle Sorten Bertfedern und Flaumen in einem billigen Preise zu verkaufen. Er wohnt bei Hrn. Wirz im Thal, zum Elephant…“
 
[6, 10.07.1846] „…Papageyen-Verkauf. Unterzeichnerer ist so eben wieder angekommen von seiner Reise mit einer Auswahl sehr zahmer und gut sprechender Papageyen von verschiedenen Sorten, worunter sich auch der Königs Papagey befindet, so wie Loridegrandi, Ense, Barabel, Kakadus mit rothen, gelben und Orangenhauben, der chinesische Zwerg=Papagey, sehr kleine zahme Affen und verschiedene kleine ostindische Singvögel. Sein Logis ist im Gasthause zum Elephanten, große Neugasse, unter Gottes=Gnaden. Da sein Aufenthalt nur von kurzer Dauer ist, so ersucht er die geehrten Kauflustigen um baldigen Besuch. F. Meinecke…“
 
Ende der 1840er Jahre verliert sich die Spur des Gasthauses „Zum Elephanten“.
   
(K001) [7]
Ausschnitt aus einem Kölner Stadtplan aus dem Jahr 1902. Eingekreist ist die frühere Straße "Im Thal", die in "Unter Gottes Gnaden" umbenannt wurde
(K002) [11]
Der gleiche Ausschnitt wie links, nur diesmal aus einem Stadtplan des Jahres 1950. Wo früher die Straße "Unter Gottes Gnaden" war, ist jetzt nur noch ein freier Platz
                                                                                   

Die Brauerei „Zur Stadt Aachen“ von Friedrich Brückmann (1845-1863)
Der Name Friedrich Brückmann taucht zum ersten Mal im Jahr 1839 auf. Im Juli dieses Jahres eröffnete Friedrich Brückmann am Eigelstein eine Gastwirthschaft mit angeschlossener Brauerei und Brennerei. Es handelte sich aber noch nicht um die Brauerei am Eigelstein 123, die Brauerei war am Eigelstein 131 gelegen.
[6, 28.07.1839] „…Gastwirthschafts-Eröffnung. Ich habe die Ehre, einem geehrten Publicum anzuzeigen, daß ich von heute ab meine Gastwirthschaft eröffne, und werde mich durch eine gute und reelle Bedienung bestens zu empfehlen suchen. Köln, den 28. Juli 1839. Friedrich Brückmann, Gastwirth, Eigelstein Nr. 131…“
 
Im September 1840 heiratet Friedrich Brückmann die ebenfalls aus Köln stammende Elisabeth Halm. In den Folgejahren bekamen beide 10 gemeinsame Kinder, wovon aber nur 2, Catharina und Friedrich Hubert Tilmann, das Kleinkindalter überlebten [12].
Der Betrieb schien lukrativ zu sein, denn im Jahr 1844 mietet Friedrich Brückmann das zum Verkauf stehende, größere und nur 4 Häuser weiter gelegene Haus am Eigelstein 123.
[6, 21.04.1844] „…Das Haus Eigelstein Nr. 123, zu jedem Geschäft geeignet, steht zu vermiethen oder zu verkaufen. Bescheid im Hause selbst..."
 
Im Jahr 1845 verlegt Friedrich Brückmann dann seine Gastwirtschaft und Brauerei in das wesentlich größere Haus am Eigelstein 123.
[6, 19.10.1845] „…Gastwirthschaftsverlegung. Die Verlegung meiner Gastwirthschaft, nebst Brau- und Brennerei aus dem Hause Eigelstein 131 in das daselbst 123 gelegene, zeige ich hiermit meinen Freunden und Gönnern ergebenst an, mit der Bitte, daß dieselben mich in meinem neuen, besser eingerichteten Locale auch ferner mit ihrem Besuche beehren möchten. Friedrich Brückmann…“
 
Die Brauerei am Eigelstein 123 wurde also im Jahr 1845 gegründet und nicht wie in den Standardwerken [8,9] zu lesen ist bereits im Jahr 1841. Vermutlich liegt hier die Verwechslung mit dem Eigelstein 131 vor, da in den Gewerbeverzeichnissen dieser Jahre nur der Brauer selbst, nicht aber die Adresse der Braustätte aufgeführt ist.
Friedrich Brückmann nannte seine Brauerei am Eigelstein 123 „Zur Stadt-Aachen“ in Anlehnung an die einige Jahre vorher fertig gestellten Eisenbahnlinie Köln-Aachen der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft. Es ist nur eine Quelle bekannt, in der der Name „Zur Stadt Aachen“ dokumentiert ist. Im Kölner Adressbuch des Jahres 1848 ist folgender Eintrag zu finden: "Brückmann Frdr., Bierbrauer (zur Stadt Aachen) Eigelstein 123".
Im Jahr 1846 erwarb Friedrich Brückmann das Haus am Eigelstein 123 und erweiterte seine Brauerei, was schon damals mit einiger Bürokratie verbunden war.
[6, 09.04.1846] „…Herr Friedrich Bruckmann beabsichtigt, auf dem am Eigelstein sub Nr. 123 gelegenen Grundstuck, eine Bierbrauerei anlegen. Nach Maßgabe der Vorschrift der allgemeinen Gewerbe-Ordnung vom 17. Januar 1845 und der Verfügung königl. Regierung vom 4. huj. werden daher diejenigen, welche glauben, gegen diese Anlage ein Interesse geltend machen zu können, hiermit aufgefordert, ihre Einsprüche dem, mit der Protestationen beauftragten königl. Polizei Commissärs der IV. Section Hrn. Dobler (II. Neugasse) binnen einer präclusivischen Frist von vier Wochen anzuzeigen…“
 
Die nächsten Jahre verlaufen ruhig. Es scheint schon damals einen Fachkräftemangel gegeben zu haben, denn Friedrich Brückmann schaltete fast monatlich Anzeigen, in denen er Brauer- und Brenner-Gesellen suchte.
Die Gastwirtschaft war keine reine Bierschenke, Friedrich Brückmann bot auch Wein an, für den er, im Gegensatz zu seinem Bier, auch in Anzeigen warb.
Weiter war Friedrich Brückmann auch Imker im großen Stil. Über Jahrzehnte hinweg bot er in Anzeigen seinen Honig aus eigener Bienenzucht gleich Zentnerweise an.
[6, 29.10.1853] „…Frischer weißer Honig, so wie Honig in Zellen, eigener Bienenzucht, ist p. Ctr. U. p. Pfd. zu haben bei Friedrich Brückmann, Eigelstein 123…“
 
Im Jahr 1858 wurde die Brauerei modernisiert, was, wie 7 Jahre zuvor, entsprechende bürokratische Akte nach sich zog.
[6, 30.09.1858] „…Der Bierbrauer Friedrich Brückmann beabsichtigt auf dem Hofraume des Grundstücks Eigelstein 123 eine Brauerei anzulegen. Nach Vorschrift des §. 29 der allgemeinen Gewerbe=Ordnung vom 17. Januar 1845 und der Verfügung Königl. Regierung vom 22. September c. wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß Einwendungen dagegen binnen einer präclusivischen Frist von 4 Wochen beim Königlichen Policei=Commissar der 4. Section, Herrn Dockhorn, Altenbergerstraße Nr. 1, schriftlich anzuzeigen sind. Köln, 25. September 1858. Der Königliche Policei=Präsident, Geiger. Die Anheftung vor dem Geschäftslocale des Königlichen Policei=Präsidiums und dem städtischen Rathhause ist heute erfolgt, Köln, 28. September 1858. Der Königliche Policei=Präsident, Geiger…“
 
Im Jahr 1861 heiratete Friedrich Brückmanns Tochter Catharina den ebenfalls aus Köln stammenden Nikolaus Eichholz. Zum Zeitpunkt der Heirat wurde der Berufsstand von Nikolaus Eichholz noch als „ohne Gewerbe“ angegeben, in den Folgejahren erlernte er am Eigelstein 123 das Brauer-Handwerk.
Im Jahr 1862 erwarb Friedrich Brückmann das nebenstehende Haus am Eigelstein 121 [7].
Vermutlich im Jahr 1863 nahm Friedrich Brückmann, nach dem Tod seiner Frau Elisabeth, seinen Schwiegersohn Nikolaus Eichholz in die Geschäftsführung der Brauerei auf und ändert die Firmierung entsprechend in Brauerei „Zur Stadt Aachen“, Brückmann & Eichholz [12].
(W001) [6, 28.07.1839]
Anzeige zur Eröffnung der Gastwirtschaft am Eigelstein 131 durch Friedrich Brückmann im Jahr 1839. Die Gastwirtschaft umfasste ebenfalls eine Brauerei und eine Brennerei
 
(W002) [6, 05.09.1841]
Frische Backfische gibt es bei Friedrich Brückmann am Eigelstein 131. Anzeige aus dem Jahr 1841 
(W014) [6, 21.04.1844]
Im Jahr 1844 stand das Haus am Eigelstein zu vermieten oder zu verkaufen
(W003) [6, 19.10.1845]
Anzeige zur Verlegung von Gastwirtschaft und Brauerei vom Eigelstein 131 zum Eigelstein 123 aus dem Jahr 1845. Auf der weiter oben abgebildeten Kreuter-Karte ist das Verhältnis vom größeren Haus 123 zum kleineren Haus 131 zu sehen
 
(W016) [6, 22.03.1846]
Im Jahr 1846 gab es am Eigelstein nicht nur die Brauerei, sondern auch ein Bestellbüro der Kalkbrennerei Eichenberg & Klotz
(W012) [6, 23.04.1846]
Im Jahr 1846 stand die Brauerei am Eigelstein zum Verkauf. Vermutlich hat Friedrich Brückmann erst in diesem Jahr das Gebäude am Eigelstein 123 erworben 
(W004) [6, 02.10.1847]
Moselwein in und außer dem Hause zu haben bei Friedrich Brückmann. Anzeige aus dem Jahr 1847
(W007) [6, 01.12.1850]
Honig aus eigener Zucht gleich Zentnerweise zu haben bei Friedrich Brückmann
(W019) [6, 23.09.1852]
Ein Brauergesell wird gesucht. Dies Anzeige aus dem Jahr 1852 steht stellvertretend für fast monatlich erscheinende Anzeigen 

Die Brauerei „Zur Stadt Aachen“ von Brückmann & Eichholz (1863-1871)
Auch nach der Einbeziehung von Nikolaus Eichholz in die Geschäftsführung Im Jahr 1863 blieb Friedrich Brückmann weiterhin alleiniger Besitzer der Brauerei.
Ab dem Jahr 1867 wird Nikolaus Eichholz auch parallel zu Friedrich Brückmann in den Kölner Adressbüchern als Bierbrauer am Eigelstein 123 geführt [7]. Neben Nikolaus Eichholz arbeite mit Hubert Tillmann Brückmann zu dieser Zeit mindestens noch ein Sohn von Friedrich Brückmann in der Brauerei mit [6].
Der Gesundheitszustand von Friedrich Brückmann muss sich im Jahr 1870, zu diesem Zeitpunkt war er 59 Jahr alt, so verschlechtert haben, dass er die Führung der Brauerei abgeben und diese vermieten wollte.
[6, 20.12.1870] „…Zu vermiethen. Die Eigelsein 123, nahe am Thor gelegene Brau= und Brennerei mit guter Kundschaft, schönen Lagerkellern für über 100 Fuder, und die Deutz, Freiheitsstraße Nr. 7, gelegene Brauerei, beide nachweislich seit langen Jahren mit dem besten Erfolge betrieben, stehen krankheitshalber zu vermiethen und gleich zu beziehen. Bescheid beim Eigenthümer, Eigelstein 123…“
 
Dieser Anzeige ist auch zu entnehmen, dass Friedrich Brückmann neben der Brauerei am Eigelstein 123 auch Besitzer einer Brauerei in der Freiheitsstraße 7 in Deutz war. Diese war im Jahr 1857 gegründet worden, wurde zu dieser Zeit von Christian Dahlhausen betrieben und im Jahr 1875 geschlossen. Weiter besaß Friedrich Brückmann noch Häuser in der Zollstraße 7, der Blindgasse 23 und 25 sowie im Klingelpütz 68, welcher ab dem Jahr 1872 auch sein Wohnsitz war.
Zumindest die Vermietung der Brauerei am Eigelstein kam aber nicht zu Stande, diese wurde aber ab dem Jahr 1871 alleine von Nikolaus Eichholz geführt.
 
(W022) [6, 23.11.1866]
Auch gelbe Rüben (anscheinend hießen Möhren damals so) waren am Eigelstein 123 zu haben
(W025) [6, 20.06.1868]
Friedrich Brückmann war ein wohlhabender Mann, der u. a. 5 Häuser in Köln besaß. Dennoch war anscheinend noch genügend Geld für Aktien des Kölner Zoo's übrig 
(W023) [6, 20.12.1870]
Schon im Jahr 1870 bot Friedrich Brückmann die Brauerei zur Miete an  
                         

Die Brauerei „Zur Stadt Aachen“ von Nikolaus Eichholz (1871-1873)
Nachdem Friedrich Brückmann krankheitshalber nicht mehr in der Lage war die Brauerei selber zu führen, übernahm sein Schwiegersohn Nikolaus Eichholz im Jahr 1871 die Führung der Brauerei.
Vermutlich wurde der Braubetrieb aber im Jahr 1872 eingestellt, da Nikolaus Eichholz zu dieser Zeit in den Kölner Adressbüchern nicht mehr als Brauer, sondern als Wirt geführt wird [7]. Im gleichen Jahr bot Friedrich Brückmann die Brauerei am Eigelstein zum Kauf an.
[6, 22.05.1872] „…Brau= und Brennerei zu verkaufen. Meine Eigelstein 123 gel. Brau= und Brennerei mit guter Kund= und Wirthschaft, circa 30 Jahre mit nachweislich bestem Erfolg betrieben, beabsichtige ich krankheitshalber unter günst. Bed. zu verk. Das Grundstück ist circa 10000 Quadrat=Fuß groß, hat schönen Garten nebst Bauplatz mit Ausfahrt im Stavenhof. Es würde sich auch zur Fabrik oder Engros=Geschäft bes. eignen. Friedrich Brückmann, Eigelstein 123
 
Ein benachbarter Eisenwarenhändler, Heinrich Bong, wohnhaft am Eigelstein 102, erwarb die Brauerei am Eigelstein 123 sowie das benachbarte Haus Eigelstein 121.
Damit war die Ära Brückmann am Eigelstein 123 beendet. Im Jahr 1873 wurde die Brauerei von Arnold Brentjes wiedereröffnet, allerdings nicht unter dem Namen „Zur Stadt Aachen“, sondern unter dem neuen Namen „Stavenbräu“.
Die Unternehmensgeschichte der Brauerei Stavenbräu finden Sie unter folgendem Link
Von 1873 bis 1874 führte ein "Friedrich Brückmann" noch eine Brauerei im Klingelpütz 68, wohin Friedlich Brückmann auch seit dem Jahr 1872 seinen Wohnsitz hatte. Vermutlich handelte es sich hierbei aber um den im Jahr 1842 geborenen gleichnamigen Sohn. Die Brauerei im Klingelpütz war eine Neugründung und wurde mit dem Tod von Friedrich Brückmann sen. nach nur gut einem Jahr wieder geschlossen. Friedrich Brückmann verstarb im Juli 1874 im Alter von 63 Jahren.
Seit dem Jahr 1871 betätigte sich Friedrich Brückmann jun. mit dem Handel von Immobilien, welches die bisherige Betätigung als Brauer in den Folgejahren komplett ablöste. Noch heute, nach über 150 Jahren, ist die Firma Brückmann weiterhin in der Immobilien-Branche tätig und wir aktuell von Marcus Brückmann, dem Ururenkel von Friedrich Brückmann sen., geführt [12].
   
(W010) [6, 22.05.1872]
Die Brau- und Brennerei am Eigelstein 123 steht zum Verkauf. Anzeige aus dem Jahr 1872
(011) [6, 18.07.1874]
Todesanzeige von Friedrich Brückmann, der am 17. Juli 1874 verstarb  
                                                                                                            

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
(1797-1798) Brauerei Mathias Löllgen Eigelstein 123. Vermutlich betrieb Mathias Löllgen die Brauerei schon ab 1760, spätestens im Jahr 1813 nicht mehr. Die Braustätte selbst soll schon im Jahr 1700 gegründet worden sein
1845-1863 Brauerei "Zur Stadt Aachen", Friedrich Brückmann  
1863-1871 Brauerei "Zur Stadt Aachen", Brückmann & Eichholz  
1871-1873 Brauerei "Zur Stadt Aachen", Nikolas Eichholz  

Brauereien mit Bezug zur Brauerei "Zur Stadt Aachen"
In der nachfolgenden Tabelle sind alle Brauereien aufgeführt, welche einen direkten oder indirekten Bezug zur Brauerei "Zur Stadt Aachen" hatten. Für diese Brauereien gibt es teilweise eigene Brauereihistorien, welche über den angegebenen Link aufgerufen werden können.
Brauerei von - bis / übernommen von / Anmerkungen Brauereihistorie
Brauerei "Stavenbräu" 1874-1907, Nachfolgebrauerei der Brauerei "Zur Stadt Aachen" am Eigelstein 123
Brauerei "Em Kölsche Boor" 1907-1942, Nachfolgebrauerei der Brauerei "Stavenbräu" am Eigelstein 123
Brauerei Friedrich Brückmann, Klingelpütz 68 1873-1874, die Brauerei existierte nur gut ein Jahr und wurde vermutlich von Friedrich Brückmanns gleichnamigen Sohn geführt  

Anmerkungen
» Von der Brauerei sind keinerlei Brauereiwerbemittel bekannt. Auch für den Namen "Zur Stadt Aachen" ist kein zeitgenössischer Nachweis bekannt.

Quellenverzeichnis
 
1 https://altes-koeln.de/wiki/Datei:Kreuter_018.jpg
2 Die Deutschen Brauereien, Firmenjahrbuch des Deutschen Brauer-Bundes, Verlag für Rechts- und Wirtschaftsliteratur A.-G., Berlin u. Leipzig, 1934
3 Die Brauereien und Mälzereien im Deutschen Reich 1939-40, 38. Auflage, 1940, Verlag Hoppenstedt & Co., Berlin
4 "Verzeichnis der Stadt-Kölnischen Einwohner, nebst Bemerkung", Thiriart und Compagnie, 1797
5 "Itinéraire de Cologne", Th. F. Thiriart, 1813
6 "Kölnische Zeitung", Ausgaben 21.11.1815, 11.01.1817, 30.05.1819, 18.02.1827, 07.11.1830, 02.05.1835, 15.10.1837, 21.05.1838, 31.01.1839, 28.07.1839, 05.04.1840, 03.05.1840, 17.09.1840, 28.01.1841, 13.06.1841, 05.09.1841, 29.09.1842, 21.04.1844, 06.05.1844, 27.11.1844, 10.07.1845, 27.07.1845, 29.06.1845, 03.09.1845, 16.09.1845, 06.07.1846, 05.10.1845, 19.10.1845, 01.01.1846, 22.03.1846, 09.04.1846, 23.04.1846, 10.07.1846, 25.11.1846, 09.04.1847, 02.10.1847, 07.11.1847, 15.11.1847, 18.11.1847, 25.01.1848, 21.02.1848, 22.03.1849, 06.05.1849, 14.08.1849, 01.12.1850, 29.03.1851, 02.12.1852, 23.09.1852, 12.02.1853, 13.10.1853, 29.10.1853, 11.04.1854, 24.06.1854, 30.09.1855, 18.03.1856, 30.09.1858, 04.01.1859, 07.10.1861, 10.10.1861, 23.11.1866, 29.11.1867, 20.06.1868, 31.10.1869, 25.05.1870, 20.12.1870, 18.05.1872, 22.05.1872, 18.09.1872, 05.07.1873, 18.07.1874, 28.04.1877, 01.04.1881, 07.09.1889
7 Greven's Adreßbuch für Köln, Ausgaben 1849, 1850, 1852, 1854, 1861, 1862, 1866, 1867, 1871, 1872, 1873, 1874, 1902, 1925, 1941/42
8 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
9 "Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven Verlag, 1999
10 "Kölner Adress-Buch", Herausgegeben von J.G. Hean, Köln, 1844, 1846, 1849
11 Stadtplan der Stadt Köln, Verlag Gleumes & Co., Köln, Ausgabe 1950
12 Informationen von Macurs Brückmann, dem Ururenkel von Freidrich Brückmann