Unternehmensgeschichte der Brauerei "Zum
Schwanen" / "Schwanen-Brauerei"
unter der Führung der Familie Winkelhoch,
Clemens August Gohr, Winand Rath, Theodor Billstein, Johann Jacob Mestrum,
Johann Joseph Durst sowie der OHG mit den Gesellschaftern Wilhelm Wildt und
Peter Kuhl
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Unternehmensgeschichte
Brauereiwerbemittel
Quellen
Die Ursprünge der Schwanen-Brauerei
Die Schwanen-Brauerei war eine der ältesten Brauereien Kölns,
ihre Entstehung reicht bis ins 15-te Jahrhundert zurück. Die erste bekannte
Nennung stammt aus den Bieraccise-Büchern (Accise = Verbrauchssteuer auf
bestimmte Güter) der Städtischen Rentkammer aus dem Jahr 1476. Dort wird sie
als „Johann zom Schwanen", an der Bäckergaffel aufgeführt [11].
Weiter Informationen gibt es erst wieder Ende des 18-ten
Jahrhunderts unter der Führung der Brauerei durch die Familie Winckelhoch.
Die erste bekannte Nennung der Familie Winkelhoch im Kontext
des Brauhauses „Zum Schwanen“ stammt aus dem Jahr 1774, wobei die Familie
das Brauhaus wohl schon länger betrieb. Hierbei geht es um eine im Brauhaus
stattfindende Versteigerung von Habseligkeiten der verstorbenen Witwe
Winkelhoch.
[12, 28.01.1774] „…Auf Montag den 31sten currentis, und die
folgenden Tage werden Morgens und Nachmittags dahier im Brauhause zum
Schwanen, der Beckerzunft gegenüber gelegen, allinge zur Verlassenschaft der
Wittwe Winkelhoch sel. gehörige Mobilien aus freyer Hand dem Meistbietenden
gegen baare Zahlung verkauft und zugeschlagen werden…“
Die nächste Nennung stammt aus dem Kölner Adressbuch des
Jahres 1797 [13]. Dort ist im Verzeichnis der Bierbrauer der letzte zünftige
Brauer „Heinrich Engelbert Winkelhoch“ in der Straße „An der Becker-Gaffel
5928“ aufgeführt. Da die Franzosen, die Köln zu dieser Zeit besetzt hielten,
nicht nur die Straßen neu nummerierten („5928“), sondern auch die Zünfte
abschafften, musste statt „An der Becker-Gaffel“ auch ein neuer Straßenname,
natürlich auch in französischer Sprache, her. Im Kölner Adressbuch des
Jahres 1813 [14] lautet der Straßenname „Rue des Bonnetiers n. 29“. Brauer
ist zu dieser Zeit ein gewisser „C. Winkelhoch“, vermutlich ein Sohn von
Heinrich Engelbert Winkelhoch.
Aus dem Jahr 1814 ist die Verlosung eines Schweins im
Brauhaus überliefert:
[9, 11.12.1814] „…Heute Sonntag, den 11. Dieses, wird beim
Unterzeichneten, Abends zwischen 6 und 7 Uhr, ein fettes Schwein, wiegend
circa 160 Pfund, zu 45 Loosen, das Loos zu 2 Francs, ausgespielt werden. Im
Falle der Gewinner das Schwein nicht haben will, so kann er 75 Francs
erhalten. C. Winkelhoch, an der Bäckergaffel…“
Im Jahr 1820 [13] ist dann schon von der Hosengasse 29 die
Rede. „Bonnetiers“ ist das französische Wort für „Strumpfwaren“, vermutlich
von dem dort häufig ansässigen Gewerbe abgeleitet. Und von „Strumpfwaren“
ist der Schritt zu „Hosen“ nicht mehr weit.
Im Adressbuch des Jahres 1822 [15] wird mit dem Brauer „A.J.
Winkelhoch“ der nächste und vermutlich auch letzte Vertreter der Familie
Winkelhoch benannt. Im Jahr 1830 wird das Brauhaus „Zum Schwanen“ von
Clemens August Gohr übernommen.
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(W002) [12, 28.01.1774]
Erste bekannte Nennung des Namens "Winkelhoch" im Kontext des "Brauhaus zum
Schwanen" aus dem Jahr 1774 |
(W001) [9, 11.12.1814]
Ein "fettes Schwein" gibt es bei einer Lotterie von C. Winkelhoch zu
gewinnen. Anzeige aus dem Jahr 1814 |
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Clemens August Gohr übernahm im Jahr 1830 das Brauhaus „Zum
Schwanen“ von der Familie Winkelhoch und kündigte die Eröffnung am 20.
Februar 1830 in einer Anzeige in der Kölnischen Zeitung wie folgt an:
[9, 18.02.1830] „…Bekanntmachung. Ich zeige hiermit ergebenst
an, daß ich die in der Hosengasse dahier „zum Schwanen“ genannte
Bierbrauerei übernommen, und Samstag den 20. d. für meine Rechnung eröffnen
werde. Indem ich mich eines geneigten und zahlreichen Zuspruchs freue,
versichere ich zugleich, daß ich meinen Freunden und Gönnern mit promptester
Bedienung und gutem Bier aufwarten werde. Clemens August Gohr…“
Clemens August Gohr, im Jahr 1807 geboren, war zum Zeitpunkt
der Übernahme gerade einmal 23 Jahre alt. Drei Jahre später, im April des
Jahres 1833, heiratet er Margaretha Binsfeld und in den kommenden Jahren
kamen 4 gemeinsame Kinder zur Welt.
Clemens August Gohr stammte aus einer Brauer-Familie, die
gesichert ab dem Jahr 1822 [15] bis ins Jahr 1846 ein Brauhaus „Am
Malzbüchel 5-7“ betrieb.
Über den eigentlichen Betrieb des Brauhauses in der
Hosengasse 29 selbst ist nicht viel bekannt. Nach 14 Jahren, im Jahr 1846,
übergab er das Brauhaus an Winand Rath, führte aber zuerst noch die
Restauration selber weiter.
Im Jahr 1850 gab es einen öffentlichen Schlagabtausch mit
Mathias Langen, seines Zeichens Spezerei-Händler und Mieter in einem Haus von Clemens August Gohr
in der Hosengasse 21,
der diesen per Räumungsklage loswerden wollte.
[9, 01.01.1851] „…Herrn Aug. Clem. Gohr, Bierwirth, Hoseng.
29. Weßhalb haben Sie mir unterm heutigen Datum durch den Gerichtsvollzieher
eine Räumungsklage zustellen lassen, da ich Ihnen bis dato die Miethe stets
pünctlich bezahlt und Ihnen bis heute nichts schuldig bin? Köln, 30.
December 1850 M. Langen…“
Da die Antwort aus sich warten ließ, legte Herrn Langen 4
Tage später noch einmal nach.
[9, 05.01.1851] „…Herr August Clemens Gohr, Bierwirth,
Hosengasse Nr. 29! Sie fanden für gut, meine Anfrage in Nr. 1 dieser Zeitung
keiner Antwort zu würdigen; ich fordere Sie daher nochmals auf, sich über
Ihre undelicate Behandlung, in Betreff der Räumung Ihres Hauses, so wie über
Ihre Unverschämtheit, mich zur Zahlung der erst am 8. Dieses fällig
werdenden Miethe anzuhalten, öffentlich zu rechtfertigen, widrigenfalls ich
nicht unterlassen werde, Ihr unmenschliches Benehmen gegen Ihre Mitbürger
zur Warnung noch bekannter zu machen. M. Langen…“
Auch wenn vielleicht im Recht, erscheinen diese Statements
von Herrn Langen nicht gerade zielfördernd. Wie die Sache ausgegangen ist,
ist leider nicht bekannt.
Clemens August Gohr starb im August 1879 im Alter von 72
Jahren.
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(W001) [9, 18.02.1830]
Anzeige zur Eröffnung der Bierbrauerei "Zum Schwanen" von Clemens August
Gohr aus dem Jahr 1830 |
(W002) [9, 10.04.1833]
Heiratsanzeige von Clemens August Gohr und Margaretha Binsfeld aus dem Jahr
1833
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(W100) [9, 14.09.1841]
Ein braver Bierbrauerlehrling und ein braves Dienstmädchen werden in der
Hosengasse 29 gesucht. Anzeige aus dem Jahr 1841 |
(W101) [9, 25.11.1845]
Ein in allen Zweigen des Geschäftes erfahrener Bierbrauer-Lehrling wird
gesucht. Anzeige aus dem Jahr 1845
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(W007) [9, 01.01.1851]
Anzeige 1 der öffentlichen Anprangerung von Clemens August Gohr durch seinen
Mieter Mathias Langen |
(W008) [9, 05.01.1851]
Anzeige 2 der öffentlichen Anprangerung von Clemens August Gohr durch seinen
Mieter Mathias Langen |
(W006) [9, 26.08.1879]
Todesanzeige von Clemens August Gohr, welcher am 25. August 1879 verstarb |
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Im Juli 1846 kündigte Winand Rath die Übernahme der Brauerei
und Wirtschaft von Clemens August Gohr mit einer Anzeige in der Kölnischen
Zeitung wir folgt an:
[9, 18.07.1846] „…Wirthschafts-Eröffnung und Empfehlung. Daß
ich das Haus von Herrn Gohr an der Wollküche käuflich übernommen und die
darin geführte Wirthschaft mit dem heutigen Tage auf meine eigene Rechnung
fortsetzen werde, beehre ich hiermit ergebenst anzuzeigen. Köln, den 18.
Juli 1846. W. Rath…“
Winand Rath wurde im Jahr 1819 geboren, war also bei der
Übernahme des Brauhauses an der Hosengasse 29 gerade einmal 25 Jahre alt.
Vier Tage vor der Eröffnung, am 14. Juli 1846, hatte Winand Rath die
ebenfalls aus Köln stammende Franziska Helena Scheben geheiratet. Vermutlich
stammte Franziska Helena Scheben aus der bekannten Kölner Familie Scheben,
aus der auch der berühmte Kölner Chronist Wilhelm Scheben stammte, welcher
u.a. von 1842 bis 1872 das Brauhaus „Auf Rom“ betrieb.
Die Ehe war sehr fruchtbar, gemeinsam bekamen sie mindestens
8 Kinder (1847: Anton Hubert, 1848: Maria Adele Hubertine, 1850: Maria
Cäcilia Cunigunde, 1855: Maria Gertrud Hubertine, 1856: Maria Anna Hubertine,
1858: Hubert Heinrich, 1859: Darhol. Dominik Hubert, 1865: Gabriel Joseph
Hubert).
Im Jahr 1849 veröffentlichte Winand eine Anzeige, die einige
Rätsel aufgibt:
[9, 29.04.1849] „…Frage um Rath. Soll ich, Hr. Bierbrauer W.
Rath, den Liebesbrief vom 23. d. und noch Anderes meines Antheils wegen bald
veröffentlichen? H. U…“
Winand Rath war ein sehr unsteter Mensch. Bereits nach 5
Jahren gab er die Führung des Brauhauses in der Hosengasse wieder ab und
wechselte das Fach. Im Jahr 1851 eröffnete er eine „Tabak und
Cigarrenhandlung“ in der Marzellenstraße 11.
[9, 21.08.1851] „…Die am 16. Dieses Monats eröffnete Tabak-
und Cigarren-Handlung, Mazellenstraße 11, Ecke des katholischen
Gymnasiums-Platzes, empfehle ich meinen Freunden und Gönnern bestens und
bitte zur geneigten Abnahme. W. Rath…“
Dies, um nur 2 Jahre später wieder ins Brau-Business
zurückzukehren und in der Thieboldsgasse 137 eine Brauerei mit Brennerei und
Schenkwirtschaft zu eröffnen.
[9, 11.09.1853] „…Wirthschafts-Eröffnung. Die heutige
Eröffnung meiner Brau- und Brennerei, verbunden mit einer Schenkwirthschaft
in dem ehemaligen Kock’schen Hause, Thieboldsgasse 137, zeige ich meinen
Freunden und Gönnern mit dem Bemerken an, daß ich eifrigst bemüht sein
werde, durch gute Getränke und prompteste Bedienung die Zufriedenheit der
mich Besuchenden zu erstreben. Köln, 10. Sept. 1853. Winand Rath…“
Aber wieder schien er seine Berufung nicht gefunden zu haben,
denn nur 2 Jahre später, im Jahr 1855 wird er als „ohne Gewerbe“ und
wohnhaft in der Röhrergasse geführt. Ein Jahr später, mittlerweile wohnhaft
am Appelhofplatz, taucht er als städtischer Beamter auf. Wieder ein Jahr
später ist er weiterhin städtischer Beamter, mittlerweile aber wohnhaft in
der großen Budengasse. Als Beamter zeigte er Kontinuität und machte auch
Karriere. Im Jahr 1865, mittlerweile wohnhaft in der Zollstraße, wird er
schon als städtischer Lagerverwalter bezeichnet.
Ein Jahr später, im Februar 1866 und 3 Monate nach der Geburt
seines Sohnes Gabriel Joseph Hubert ,verstarb Winand Rath im Alter von 47
Jahren.
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(W005) [9, 18.07.1846]
Anzeige zur Übernahme der Brauerei von Clemens August Gohr aus dem Jahr 1846 |
(W001) [9, 15.07.1846]
Heiratsanzeige von Winand Rath und Helena Scheben. Die Heirat fand am 14.
Juli 1846, d.h. nur 4 Tage vor Eröffnung der Brauerei statt.
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(W007) [29.04.1849]
"Frage um Rath". Rätselhafte Anzeige von Winand Rath aus dem Jahr 1849 |
Am 19. Oktober 1851 eröffnete Theodor Billstein seine von
Winand Rath erworbene Brauerei in der Hosengasse 29.
[9, 19.10.1851] „…Mit dem heutigen Tage eröffne ich meine
Brauerei und Schenkwirthschaft. Hosengasse 29. Theodor Bildstein…“
Auch Theodor Billstein stammte aus einer Brauerfamilie. Der
erste bekannte Nachweis der Familie Billstein stammt aus einer Anzeige in
der Kölnischen Zeitung aus dem Jahr 1823:
[9, 30.05.1823] „…Heute Sonntag, so wie die ganze Saison
hindurch, ist frischer Maitrank bei Theodor Billstein im Hirschen-Rümpchen
zu haben…“
Der genannte Theodor Billstein war vermutlich der
gleichnamige Onkel vom hier gemeinten Theodor Billstein und Brauer war er
wohl auch nicht. Maitrank war ein damals beliebtes Getränk aus Wein, Waldmeister
und Zucker, welches auf Hildegard von Bingen zurückging. Die von der Familie
Billstein geführte Weinwirtschaft und Restauration „Hirschen-Rümpchen“ in der
Gereonsmühlengasse 6 bestand bis in die 1870er Jahre.
Andere Mitglieder der Familie hingegen waren im Brauwesen
tätig. Ein Brauhaus der Familie lag am Blaubach 33 und wurde von Anfang des
neunzehnten Jahrhunderts bis zum Jahr 1869 von verschiedenen Mitgliedern der
Familie betrieben [16]. Ein weiteres Brauhaus lag in der
Friedrich-Wilhelm-Straße 7. Auch dieses wurde seit Anfang des neunzehnten
Jahrhunderts bis zur Schließung im Jahr 1879 von verschiedenen Mitgliedern
der Familie betrieben. Diesem Brauhaus war auch das in Köln sehr bekannte
„Hotel Billstein“ angeschlossen [16].
In den Jahren 1840 bis 1842 führte ein Theodor Billstein eine
Brauerei in der Straße „Unter Sachsenhausen 38“ [16]. Vermutlich war dies
aber wiederum der Onkel, da der im Jahr 1820 geborene Theodor Billstein zu
diesem Zeitpunkt erst 20 Jahre alt war. Interessant ist, dass aus dieser
Brauerei anschließend die Brauerei „Auf Rom“ von Wilhelm Scheben entstand.
Winand Rath, der direkte Vorgänger von Theodor Billstein, war mit Franziska
Helena Scheben verheiratet. Vermutlich gab es hier eine Verbindung oder
einen familiären Zusammenhang.
Aus den Jahren des Betriebs der Brauerei in der Hosengasse
durch Theodor Billstein sind außer einigen Anzeigen zu Versammlungen im
Brauhaus kaum Informationen bekannt.
Im Oktober 1862 übergab Theodor Billstein das Brauhaus dann
an Jakob Mestrum.
[9, 04.10.1862] „…Mit dem heutigen Tage habe ich die von mir
geführte Bierbrauerei und Wirthschaft, Hosengasse 29, käuflich an den Herrn
Joh. Jac. Mestrum übertragen. Dankend für das mir geschenkte Wohlwollen,
bitte ich dasselbe auf meinen Nachfolger übergehen lassen zu Wollen. Köln,
den 1. October 1862. Theodor Billstein…“
Nur 2 Monate später, im Dezember 1862, heiratete Theodor
Billstein die aus Hetzingen (ca. 60 Kilometer von Köln entfernt bei Nideggen
in der Eifel gelegen) stammende Anna Margaretha Kreuzau. Anschließend
erbaute er in der Probsteiggasse 23 auf einem bisher unbebauten Grundstück
ein Haus, in dem er sich zur Ruhe setzte. Bis zu seinem Tod im Jahr 1868 im
Alter von nur 48 Jahren wurde er als Rentner geführt.
Nach seinem Tod gab es die üblichen Erbstreitereien. Die
Witwe von Theodor Billstein, Margarethe Kreuzau, klagte gegen sage und
schreibe 24 Mitglieder der Familie Billstein, die alle einen Teil vom Erbe haben
wollten. Als Konsequenz wurde das Haus in der Probsteigasse 23 versteigert.
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(W001) [9, 19.10.1851]
Anzeige von Theodor Billstein zur Eröffnung seiner Brauerei in der
Hosenfasse 29 aus dem Jahr 1851 |
(W006) [9, 30.05.1823]
Erste bekannte Nennung der Familie Billstein aus dem Jahr 1823. Der in der
Anzeige genannte Theodor Billstein war vermutlich der Onkel des hier
dokumentierten Theodor Billstein |
(W011) [9, 12.08.1855]
Zum Anlass der Rochus-Kirmes gibt es in der Bierbrauerei Billstein eine
gymnastische Vorstellung und ein Feuerwerk. Anzeige aus dem Jahr 1855 |
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(W012) [9,12.08.1856]
Zum Anlass der Rochus-Kirmes gibt es in der Bierbrauerei eine große
Garten-Harmonie und berühmte Athlet Stoffel Barberinscki ringt mit Pferden.
Anzeige aus dem Jahr 1856 |
(W009) [9, 12.09.1859]
Ein Fuder (ca. 850 Liter) Bier aus dem Vorjahr wird angestochen. Anzeige aus
dem Jahr 1859 |
(W010) [9, 12.08.1860]
Zum Anlass der Rochus-Kirmes gibt es bei Theodor Billstein "Garten-Harmonie
und sonstige Belustigung. Anzeige aus dem Jahr 1860 |
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(W013) [9, 23.12.1860]
Wahlversammlung der "NIX" ?! bei Herrn Billstein an der Wollküche 29.
Anzeige aus dem Jahr 1860 |
(W002) [9, 22.01.1860]
Die Gesellschaft "Gemöthlichkeit" hält ihre Versammlungen bei Herrn
Billstein in der Hosengasse 29 ab. Anzeige aus dem Jahr 1860 |
(W003) [9, 23.04.1862]
Die zum 58. Wahlbezirk gehörenden Urwähler der Fortschritts-Partei treffen
sich im Local des Herrn Billstein, Hosenfasse 29. Anzeige aus dem Jahr 1862 |
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(WM002) [9, 14.10.1862]
Anzeige der Geschäftsübertragung der Brauerei in der Hosengasse 29 von Theodor
Billstein an Johann Jacob Mestrum aus dem Jahr 1862 (anklicken für komplette
Anzeige) |
(W008) [9, 02.02.1868]
Danksagung der Witwe Billstein zur Anteilnahme am Tod ihres Mannes Theodor
Billstein. Anzeige aus dem Jahr 1868 |
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Im Oktober 1862 übernahm Johann Jacob Mestrum die Brauerei in
der Hosengasse 29 und kündigte dies in einer gemeinsamen Anzeige mit seinem
Vorgänger Theodor Billstein in der
Kölnischen Zeitung wie folgt an:
[9, 04.10.1862] „…Geschäfts-Übertragung … Bezugnehmend auf
die obige Anzeige, bitte ich, bei Eröffnung der Bierbrauerei, verbunden mit
Wirthschaft und Restauration, daß meinem Vorgänger geschenkte Zutrauen auf
mich übergehen lassen zu wollen, was ich durch prompte und reelle Bedienung
meiner geehrten Gäste zu erhalten suchen werde. Köln, den 1. October 1862.
Joh. Jac. Mestrum…“
Johann Jacob Mestrum war mit Catharina Josephine Kaufmann
verheiratet. Der erste bekannte Nachweis stammt aus dem Jahr 1842 und berichtet über
die Geburt einer gemeinsamen Tochter [9].
Über die nur 2 Jahre Führung der Brauerei durch Johann Jacob
Mestrum sind außer einigen Werbeanzeigen keine weiteren Informationen
bekannt.
Vermutlich wurde die Brauerei im November 1864 geschlossen.
Am 12 Dezember 1864 kam dann alles an Mobilien unter den Hammer. Es fand
eine freiwillige Versteigerung direkt im Brauhaus statt, bei der neben der
Einrichtung der Gasträume (Tische, Stühle, Bänke, …) auch Fässer und ca.
5.500 Liter Weißbier versteigert wurden.
Somit wurde Platz für den Nachfolger Johann Jacob Durst
geschafften, der knapp 3 Wochen später, am 31. Dezember 1864, die Brauerei
wieder eröffnete.
Johann Jacob Mestrum selbst wechselte das Fach und war
fortan, wie mit Johann Mestrum und Peter Mestrum zwei weitere
Familienmitglieder auch, als Tapezierer tätig [18].
Johann Jacob Mestrum verstarb im Jahr 1876 [17].
Neben dem Tapezier-Business waren weitere Mitglieder der
Familie ab den 1870er Jahren auch im Brauwesen tätig. Heinrich Mestrum und
einige seiner Brüder führten mehrere Brauereien und Restaurationen, unter
anderem auch eine Brauerei in Zündorf, aus der später die Union-Brauerei von
Fritz Bautz entstand. Weitere Informationen über Heinrich Mestrum finden
sich bei der Historie der Union-Brauerei in Zündorf
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(WM002) [9, 14.10.1862]
Anzeige zur Übernahme der Brauerei von Theodor Billstein 29 durch Johann Jacob Mestrum aus dem Jahr 1862 (anklicken für komplette
Anzeige) |
(W003) [9, 23.01.1842]
Anzeige zur Geburt einer Tochter von Johann Jacob Mestrum aus dem Jahr 1842 |
(W004) [9, 14.08.1864]
Zur Feier der St. Rochus-Kirmeß gibt es Garten-Harmonie, Vogelschießen und
Feuerwerk bei Johann Jacob Mestrum. Anzeige aus dem Jahr 1864 |
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(WB013) [9, 08.10.1864]
Nur einen Monat vor Aufgabe der Brauerei kündigte Johann Jacob Billstein
noch sein neues elegantes Brüsseler Billiard an. Anzeige aus Oktober 1864 |
(WB004) [9, 29.11.1864]
Nach Aufgabe der Brauerei im November 1864 ließ Johann Jacob Mestrum von der
Inneneinrichtung bis zum übrig gebliebenen Bier alles versteigern. |
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Am 31 Dezember eröffnete Johann Jacob Durst seine Brauerei in
der Hosengasse mit folgender Anzeige:
[9, 01.01.1865] „…Wirthschafts-Eröffnung. Mit dem heutigen
Tage eröffne ich Hosengasse 29 meine Bierwirthschaft, verbunden mit
Restauration. Köln, den 31. Dec. 1864. Joseph Durst…“
In dieser eher schlichten Anzeige wird weder explizit die
Brauerei erwähnt noch gar der Name „Schwanen-Brauerei“ erwähnt. Wie bei seinen
Vorgängern auch, wurde die Brauerei nicht explizit „Schwanen-Brauerei“
genannt, mir ist keine einzige Nennung in den 30 Jahren Führung der Brauerei
durch Johann Joseph Durst bekannt.
Johann Josef Durst wurde im Jahr 1827 geboren und stammte
ursprünglich aus Wissersheim, einem kleinen Dorf in der Nähe von Dürfen.
Im Jahr 1858 heiratete er die aus Köln stammenden Anna Sophia
Thierbach [9], mit der er mindestens 8 gemeinsame Kinder hatte (1861: Anna
Josephine, 1862: Georg, 1863: Eva, 1864: Christine, 1866: Anna Maria Clara,
1867: Eduard, 1872: Agnes, 1874: Joseph).
Auch für Johann Joseph Durst war die Brauerei in der
Hosengasse nicht die erste Station. Vor der Brauerei in der Hosengasse
führte er bereits von 1859 bis 1865 die lange Zeit von der Familie Sülzen
geführte Brauerei „In St. Martin“ am kleinen Griechenmarkt 54.
In den ersten Jahren modernisierte Johann Joseph Durst die
Brauerei und baute im Jahr 1874 einen neuen Eiskeller sowie eine Halle mit
Gartenwirthschaft.
[9, 30.05.1874] „…Die heutige Eröffnung meiner
Gartenwirthschaft in der neuen Halle zeige ich hiermit ergebenst an.
Zugleich nehme ich mein Lagerbier aus dem neu erbauten Eis-Keller in
Anstich. Hosengasse 29 in der Bäckergaffel…“
Im Jahr 1876 wurde der Dachstuhl der Brauerei durch einen
Brand zerstört.
[19, 31.07.1877] „…Locale Nachrichten. Am Samstag Mittage
gegen 1 Uhr entstand Hosengasse Nr. 29 auf bis jetzt noch unbekannte Weise
Feuer, welches den Dachstuhl zerstörte. Durch die Feuerwehr wurde dem Feuer
schleunigst Einhalt getan…“
Im Juni 1879 wurde Johann Joseph Durst vom
Zuchtpolizeigericht zu 2 Monaten Gefängnis wegen Körperverletzung
verurteilt.
[20, 27.06.1879] „…Wir referirten vor einigen Wochen, daß der
Bierbrauer Joh. Jos. Durst von hier unter der Beschuldigung, einen Gast
rücklings so auf das Straßenpfiaster gestoßen zu haben, daß er einen Arm
zerbrach, vom Zuchtpolizeigericht zu 2 Monaten Gefängniß verurtheilt wurde.
Dieselbe Klage wurde gestern in der Appel Instanz verhandelt. Den 3
Belastungs= standen 10 Schutzzeugen gegenüber, welche letztere bestrebt
waren, darzuthun, daß der Beschuldigte den Gast nicht auf das Pflaster
geworfen habe. Im Allgemeinen aber waren dieselben in ihren Depositionen,
widersprechend und der eine oder andere compromitirte sich so, daß der Herr
Präsdent wiederholt Veranlassung zu Rügen nehmen mußte. Der Gerichtshof
verwarf die Berufung und bestätigte die Gefängnißstrafe von 2 Monaten.
Die 1880er Jahre hingegen verliefen sehr ruhig. In dieser
Zeit taucht ein gewisser Jean Durst auf, der vermutlich auch zur Familie
Durst gehörte, wie genau ist aber nicht bekannt. Dieser führte bis zum Jahr
1889 die Restauration „Zum alten Deutschen“ am Deutschen Ring 2 und übernahm
das ehemalige Brauhaus „Zur Unnau“. Diese betrieb er als Restauration bis
ins Jahr 1891, anschließend verliert sich seine Spur.
Im Jahr 1890 musste Johann Joseph Durst einen
Schicksalsschlag hinnehmen, sein Sohn Georg, mittlerweile als Brauer im
väterlichen Betrieb tätig, starb im Alter von nur 28 Jahren.
Die Brauerei produzierte nicht nur für den Eigenbedarf, es
gibt einige Anzeigen in den verschiedenen Restaurationen damit werben, Bier
aus der Brauerei Joh. Jos. Durst auszuschenken (auch hier wird die
Bezeichnung „Schwanen-Brauerei“ nie verwendet). Johann Josef Durst hatte es
mittlerweile zu einigem Wohlstand gebracht, unter anderem besaß die Familie
ein Haus in der Sternengasse 60, welches auch von einem Teil der Familie
bewohnt wurde.
Im September 1891 heirate Klara Kuhl, welche im Alter von 25
Jahren bereits Witwe war, ein zweites Mal. Diesmal den Kaufmann und Agenten
Peter Kuhl, welcher aus einer vermögenden Kaufmannsfamilie stammte und in
der Nähe der Brauerei in der Hosengasse 12-14 wohnte. Wie schon damals nicht
unüblich wurde ein Ehevertrag aufgesetzt, in dem eine Zugewinngemeinschaft
vereinbart wurde.
[9, 17.09.1891] „…Bekanntmachung. Durch einen vor dem
Königlichen Notar Jacob Busch zu Köln am 3. September 1891 zwischen: Franz
Peter Kuhl, Agent, und Wwe Gottfried Niemeyer, Clara, Durst, ohne Geschäft,
beide zu Köln wohnend, haben dieselben bestimmt: Die zukünftigen Ehegatten
bestimmen, daß unter ihnen eine nach Gemeinschaft der Errungenschaft unter
Maßgabe der Artikel 1498 und 1499 des Rheinischen Civilgesetzbuches
statthaben soll. Köln, 15. September 1891. Paschke, Gerichtschreiber des
Königlichen Amtsgerichts, Abtheilung 3…“
Ihre Schwester, Christine Durst, hatte bereits im Juni 1886
Wilhelm Wildt geheiratet, welcher in der Heiratsankündigung als
„Geschäftsführer zu Metz“ bezeichnet wurde [9].
Im Jahr 1892 gab es einen weiteren Todesfall mit Bezug zur
Brauerei. Der in der Brauerei von Johann Josef Durst als Brauer tätige
Wilhelm Wolff verstarb im Alter von 36 Jahren. Vermutlich, wie zu dieser
Zeit des Öfteren der Fall, durch einen Unfall in der Brauerei.
3 Jahre später, im November 1895, verstarb Johann Josef Durst
im Alter von 68 Jahren. Insgesamt hatte er die Brauerei sage und schreibe 30
Jahre betrieben, was in Köln zu dieser Zeit eine absolute Ausnahme war.
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(038) [01.01.1865]
Anzeige zur Eröffnung der Brauerei und Restauration durch Johann Josef Durst
am 31. Dezember 1864 |
(W009) [9, 05.01.1865]
Die "Musicalischen Sonderlinge" treffen sich bei Herrn Durst in der
Hosengasse 29 |
(W011) [9, 30.05.1874]
Im Jahr 1874 wurde die Brauerei modernisiert. Neben dem neuen Eis-Keller gab
es auch eine neue Gartenwirtschaft |
(W027) [8, 25.12.1880]
Anzeige für einen Stenographie-Kurs, welcher im Lokal des Herrn Durst
stattfand |
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(W032) [9, 18.10.1874]
Anzeige des von J. Dollheiser, seineszeichens
Luftdruck-Erzeugungs-Apparate-Fabrikant, aus dem Jahr 1874. Als Referenz
erzählt Johann Joseph Durst nur Gutes über die Apparaturen |
(W033) [27, 28.09.1878]
Auch für "Ottos's neuen Motor" dient Johann Josef Durst als Referenz. Der
Anzeige aus dem Jahr 1878 ist zu entnehmen, dass in der Brauerei seit 1876
ein 4 PS Otto-Motor im Einsatz war
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(W034) [28, 22.02.1879]
In der Anzeige der Gasmotoren-Fabrik Deutz aus dem Jahr 1879 dient Johann
Josef Durst diesmal als alleinige Referenz |
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(W005) [8, 17.02.1889]
Die Namen Mestrum und Durst tauchen nicht nur im Kontext der
Schwanen-Brauerei, sondern auch der Restauration "Zur Unau" in der
Marzellenstraße 5 auf. Heinrich Mestrum eröffnete die Restauration "Zur Unau"
im Jahr 1878 und übergab diese im Jahr 1889 an Jean Durst. Wie Jean Durst in
die Familie Durst einzuordnen ist, ist unklar |
(W049) [10, 02.03.1889]
In dieser Anzeige aus dem Jahr 1889 überträgt ein "Jean Durst" sein
Restaurant "Zum alten Deutschen" an Herrn Klosterhalfen. |
(W050) [10, 04.04.1891]
Eine weitere Geschäftsübertragung von "Jean Durst", diesmal einer
Restauration in der Marzellenstraße 5. Anzeige aus dem Jahr 1891 |
(W035) [29, 18.05.1890]
Auch in der Restauration von A. Charles in der Thieboldsgasse wird Bier aus
der Brauerei von Johann Josef Durst ausgeschenkt. Anzeige aus dem Jahr 1890 |
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(W036) [10, 29.06.1890]
Anzeige der Restauration von Christian Simons in der Heinsbergstraße. Im
Ausschank: Bier aus der Brauerei von Johann Josef Durst, die hier als
Lagerbierbrauerei bezeichnet wird |
(W012) [9, 24.12.1890]
Der Sohn Georg, ebenfalls als Brauer in der Schwanen-Brauerei tätig, starb
im Jahr 1890 im Alter von nur 28 Jahren |
(W013) [9, 18.11.1895]
Todesanzeige von Johann Josef Durst, welcher im Jahr 1895 verstarb |
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Kurz nach dem Tod von Johann Joseph Durst, wurde die Brauerei
von seinen Kindern und Schweigersöhnen in eine offene Handelsgesellschaft
umgewandelt, welche mit „Schwanen-Brauerei Joh. Jos. Durst“ aber weiterhin
den Namen des verstorbenen Johann Joseph Durst trug.
[7, 10.12.1895] „…Köln. In das hiesige Handels- (Firmen-)
Register ist bei Nr. 6512 vermerkt worden, daß das von dem zu Köln wohnhaft
gewesenen, nunmehr verstorbenen Johann Joseph Durst, Bierbrauer und Wirth,
bei Lebzeiten daselbst geführte Handelsgeschäft unter der Firma:
"Schwanen-Brauerei Joh. Jos. Durst" mit Einschluß der Firma auf die
nachgenannten Personen übergegangen ist, welche das Geschäft unter
unveränderter Firma zu Köln in Gesellschaft fortführen. Sodann ist in dem
Gesellschaftsregister unter Nr. 3925 eingetragen worden die nunmehrige
Handelsgesellschaft unter der Firma: "Schwanen-Brauerei Joh. Jos. Durst"
welche ihren Sitz in Köln und mit dem 17. November 1895 begonnen hat. Die
Gesellschafter sind:
1) Ehefrau Carl Goeters, Josephine, geborene Durst, ohne Geschäft zu Köln,
2) Agnes Durst, ohne Stand, zu Köln,
3) Wilhelm Wildt, Kaufmann, zu Köln,
4) Peter Kuhl, Kaufmann, zu Köln, und daß nur die zu 3 und 4 genannten
Gesellschafter, und zwar jeder für sich, berechtigt sind, die Gesellschaft
zu vertreten. Köln, 27. November 1895. Königliches Amtsgericht. Abtheilung
26…“
Johann Josef Durst hatte insgesamt 8 Kinder, von denen aber
bereits zum Zeitpunkt seines Todes 2 verstorben waren (Georg und Joseph). 2
weitere (Eva und Eduard) tauchen nicht als Gesellschafter der neue OHG auf,
der Hintergrund hierfür ist unklar. Ggf. waren auch sie bereits verstorben.
Die neuen Gesellschafter waren
• Wilhelm Wildt, der Ehemann von Christine Durst
• Peter Kuhl, der Ehemann von Clara Durst
• Agnes Durst (zu diesem Zeitpunkt erst 23 Jahre alt)
• Josephine Durst (deren Mann Carl Göters im Gegensatz zu den anderen
Schwiegersöhnen nicht in die Brauerei einstieg)
Das Sagen in der Gesellschaft hatten aber nur die Männer,
deren Hintergrund nachfolgend vor der weiteren Geschichte der Brauerei kurz
beleuchtet wird.
Die Person Wilhelm Wildt
Der am 15.07.1855 in Köln geborene Wilhelm Wildt lernte in
Metz das Brauereihandwerk und kehrte als gelernter Braumeister nach Köln
zurück. Wilhelm Wildt war eine überregional bekannte Persönlichkeit im
Kölner Karneval. Im Jahr 1896 wurde er zum Präsidenten der „Großen
Karnevalsgesellschaft“ gewählt, der damals einflussreichsten
Karnevalsgesellschaft in Köln.
[10, 11.10.1896] „…Kölner Carneval. Da der Elfte des Elften
heranrückt, an welchem Tage die Vorstände der Carnevals=Gesellschaften die
WinterSaison zu beginnen pflegen, wird es Zeit, daß die Vorstände selbst
sich ergänzen und erneuern, so weit Lücken in der Elferzahl entstanden sind.
Das öffentliche Interesse berührt natürlich in erster Linie die Neubesetzung
der Präsidentenstelle in der Großen Carnevals= Gesellschaft als der Leiterin
des Kölner Faschings. Bekanntlich hatte Herr Pet. Prior kurz nach der
letzten Carnevalszeit sein Amt aus Rücksicht auf seine Berufsarbeit
niedergelegt, und es war nicht so leicht, für diesen schneidigen und
geschickten Präsidenten einen geeigneten Nachfolger zu finden. Nunmehr hat
Hr. Wilh. Wildt, der Mitbesitzer der Schwanen=Brauerei von Joh. Jos. Durst,
die vom Kleinen Rathe ihm angebotene Präsidentschaft angenommen. Wie uns
berichtet wird, ist die Wahl als eine recht glückliche zu betrachten.
Uebrigens wird der altbewährte Carnevalist Karl Wirts ihm als Vicepräsident
Seite stehen…“
Weiter war Wilhelm Wildt auch als Funktionär des bekannte
Kölner Männergesangvereins Cäcilia-Wolkenburg.
Im Jahr 1900 legte Wilhelm Wildt die Präsidentschaft der
Großen Karnevalsgesellschaft „aus geschäftlichen Gründen“ nieder um sie im
Jahr 1905, nach dem unerwarteten Tod seines Nachfolgers Jean Jörissen wieder
zu übernehmen.
[9, 14.11.1905] „…und als Major Böse aus Bonn, dieser treue
Veteran des Kölner Karnevals, das erlösende Wort sprach und als Kandidaten
für den Präsidentenposten Herrn Wilhelm Wildt nannte, erhob sich
minutenlanger Beifall, der so recht zeigte, daß gar keine andere
Persönlichkeit in Betracht kommen konnte. Mi Recht bemerkte Senator Joseph
Wach, daß der Name Wildt ein ganzes Programm bedeute. Unter der rauhen
Schale verberge sich ein goldenes Herz, das nie aufgehört habe, für das
vaterstädtisch er die Wahl Auf Vorschlag des Herrn Wach wurde eine
Abstimmung des Präsidenten vorgenommen, die selbstverständlich einstimmig
ausfiel Das Resultat wurde Herrn Wildt sofort durch eine Deputation des
Kleinen Rates mitgeteilt und, wie wir hören, hat er sich auch nach langem
Zögern bereit erklärt, im Interesse des vaterstädtischen Festes die Leitung
der „Großen" wieder zu übernehmen...“
2 Jahr später trat Wilhelm Wildt aus gesundheitlichen Gründen
wieder als Präsident zurück. Wilhelm Wildt verstarb im Juli 1908 im Alter
von 53 Jahren. Wilhelm Wildt muss wirklich eine beeindruckende
Persönlichkeit gewesen sein, den in der zahlreichen Berichterstattung zu
Lebzeiten und in den zahlreichen Nachrufen wird er ausnahmslos positiv und
als außergewöhnlich dargestellt. Der nachstehende Nachruf aus dem Kölner
Lokal-Anzeiger ist hierfür ein gutes Beispiel.
[10, 17.07.1908] „…Wilhelm Wildts sterbliche Hülle wurde am
Donnerstag nachmittag unter äußerst zahlreicher Beteiligung zu Grabe
getragen. Eine große Menschenmenge hielt die Straßen in der Umgebung des
Sterbehauses besetzt, durch die sich unter Vorantritt der Deutzer
Kürassier=Kapelle und der Pfarrgeistlichkeit von St. Peter der Leichenzug
bewegte. Unter den Leidtragenden bemerkten wir außer dem Polizei-Präsidenten
v. Weegmann die Präsidenten, Senatsmitglieder und sonstige Vertreter der
Großen, der Großen Kölner und der Allgemeinen Karnevalsgesellschaft, der
Narrenzunft, der Roten und Blauen Funken und der Schlaraffia, die dem
dahingegangenen früheren Leiter der Großen Karnevalsgesellschaft das letzte
Geleit gaben. Ihnen gesellten sich die Vertreter des Kölner
Männer=Gesang=Vereins, des Wohltätigkeitsvereins Meisterschaft, der Cäcilia
Wolkenburg und der Brauer-Vereinigung hinzu. Besonderer Liebe und Verehrung
erfreute sich der Verstorbene auch bei seinen Angestellten und Arbeitern,
die ohne Ausnahme dem Sarge ihres Chefs folgten. Prachtvolle und zahlreiche
Kranzspenden zeugten von der allgemeinen Beliebtheit dieses hervorragenden
Kölner Bürgers, dem als echt kölnisch empfindenden Mann ein köstlicher
unverwüstlicher Humor in seltenem Maße zu Gebote stand. Um die Pflege Kölner
Wesens und Kölner Eigenart und um die Veredelung vaterstädtischer
Volksgebräuche hat er sich große Verdienste erworben…“
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(039) [9, 26.08.1886]
Heiratsanzeige von Wilhelm Wildt und Christine Durst aus dem Jahr 1886
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(041) [9, 31.12.1896]
Anzeige der Großen Karnevals-Gesellschaft aus dem Jahr 1896. Präsident war
zu dieser Zeit Wilhelm Wildt |
(F001) [24]
Foto von Wilhelm Wildt, vermutlich um 1906 |
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(W016) [9, 15.07.1908]
Todesanzeige von Wilhelm Wildt aus dem Jahr 1908 |
(W017) [9, 15.07.1908]
Todesanzeige der Brauerei zum Tode von Wilhelm Wildt |
(042) [9, 15.07.1908]
Weitere Todesanzeige zum Tod von Wilhelm Wildt, diesmal vom Kölner
Gesangsverein |
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Die Person Peter Kuhl
Der im Jahr 1858 geborene Peter Kuhl stammte nicht
aus Köln, sondern aus Metz. In der Heiratsanzeige aus dem Jahr 1891 wurde er
als Geschäftsführer bezeichnet, später als Kaufmann und Agent. Peter Kuhl
stammte aus einer vermögenden Kaufmanns-Familie und wohnte in der Hosengasse
12-14, ganz in der Nähe der Schwanen-Brauerei.
In welchem Metier Peter Klug tätig war ist nicht bekannt,
bekannt ist aber, dass er im Jahr 1892 als Gesellschafter in die Firma
„Gustav Kirschbaum Nachfolger“ eintrat, deren Geschäftszweck nicht bekannt
ist.
[9, 04.07.1892] „…Köln, den 30. Juni 1892. Königliches
Amtsgericht, Abth. 7. In das hiesige Handels=(Firmen=) Register ist bei Nr.
5529 vermerkt worden, daß der in Köln wohnende Kaufmann Peter Kuhl in sein
daselbst bestehendes Handelsgeschäft unter der Firma: „Gustav Kirschbaum
Nachfolger“ den zu Köln=Deutz wohnenden Kaufmann Clemens Schlun als
Gesellschafter aufgenommen hat. Sodann ist in dem Gesellschafts=Register
unter Nr. 3483 heute eingetragen worden die nunmehrige Handels=Gesellschaft
unter der Firma: „Gustav Kirschbaum Nachfolger“, welche ihren Sitz in Köln
und mit dem heutigen Tage begonnen hat. „Die Gesellschafter sind: 1) Peter
Kuhl, Kaufmann, in Köln, 2) Clemens Schlun, Kaufmann, zu Köln=Deutz. Köln,
den 30. Juni 1892. Königliches Amtsgericht, Abth. 7…“
Im Jahr 1893 schied er wieder aus der Gesellschaft auf, um im
Jahr 1898 mit einem gewissen Herrn Benz eine offene Handelsgesellschaft in
Kray (bei Essen) zu gründen, deren Geschäftszweck auch nicht bekannt ist.
[9, 25.02.1898] „…Handelsregister des Königlichen
Amtsgerichts zu Steele. Unter Nr. 35 des Gesellschafts-Registers in die am
17. Februar 1898 unter der Firma Bens & Kuhl errichtete offene
Handels=Gesellschaft zu Kray am 19. Februar 1898 eingetragen und sind als
Gesellschafter vermerkt 1) der Kaufmann Wilhelm Bens zu Kray, 2) der
Kaufmann Peter Kuhl zu Köln…“
Im Jahr 1913 taucht Peter Kuhl im „Jahrbuch des Vermögens und
Einkommens der Millionäre in der Rheinprovinz“ auf, einer Art Forbes-Liste
vor hundert Jahren. Dort wird er mit einem Vermögen von 2-3 Millionen Mark
und einem jährlichen Einkommen von 160.000 Mark aufgeführt. Dieses für die
damalige Zeit enorme Vermögen kann nicht alleine aus Besitz und Betrieb der
Schwanen-Brauerei stammen, da der andere Geschäftsführer, Wilhelm Wildt,
nicht in der Millionärs-Liste auftaucht. Allerdings wird in der
Millionärsliste auf aufgeführt, dass die Schwanen-Brauerei neben dem
Brauerei-Gebäude in der Hosengasse noch folgende Häuser in Köln besaß:
Guttenbergstraße 22, Gereonswall 87, Dürener Straße 165c, Sternengasse 60,
Zionstal 24, Glasstraße 93, Christophstraße 23 und Blücherstraße 10.
Im Jahr 1913 taucht Peter Kuhl als gewählter Wahlmann des 70.
Urwahlbezirks im Kontext der Abgeordnetenwahl auf.
Peter Kuhl verstarb im Juni 1918 im Alter von 60 Jahren.
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(W046) [9, 08.09.1891]
Heiratsanzeige von Peter Kuhl und Klara Durst aus dem Jahr 1891 |
(ML001) [6]
Die Forbes-Liste der Vergangenheit. Nicht zu
glauben, aber schon vor über hundert Jahren gab es Aufstellungen über
Millionäre. Hier die Ausgabe der Rheinprovinz Preussen aus dem Jahr 1913.
Rechts die Details für Peter Kuhl, dem Schwiegersohn von Johann Josef Durst, der zu dieser Zeit
einer der Besitzer der
Schwanenbrauerei war |
(ML001) [6]
Peter Kuhl wird mit einem Vermögen von 2-3 Millionen Mark und einem
jährlichen Einkommen von 160.000 Mark geführt.
Als Besitz der Brauerei sind außer der Brauerei selbst noch 9 weitere
Häuser aufgeführt.
Warum der zweite Teilhaber Wilhelm Wildt nicht in der Liste der Millionäre
auftaucht ist unklar |
(W048) [9, 12.06.1918]
Todesanzeige von PEter Kuhl aus dem Jahr 1918 |
Nach Gründung der „Schwanen-Brauerei Joh. Jos. Durst“ im Jahr
1895 wurde die Brauerei im Jahr 1896 vergrößert und modernisiert. In einem
Brauereiverzeichnis aus dem Jahr 1898 ist angegeben, dass die Brauerei
ausschließlich untergäriges Bier produzierte [2]. Weiter ist dort von
„Dampfbrauerei“ die Rede und der modernen Ausstattung mit elektrischer
Beleuchtung. Im gleichen Verzeichnis des Jahres 1910 [3], wird zusätzlich
eine Eismaschine aufgeführt und die Produktion von sowohl untergärigen als
auch obergärigen Bieren angegeben. In einer Anzeige aus dem Jahr 1911 [22]
werden Kölsch, Lager und Export als Biere der Schwanen-Brauerei benannt. In
einer nur 3 Monate später erschienenen Anzeige heißt es wiederum „Durst’sche
Brauerei Obergäriges Brauhaus“ und als Biere werden nur Kölsch und Lagerbier
aufgeführt.
Zu Beginn wird auch mit der Bezeichnung „Schwanen-Brauerei“
geworben, später meist nur noch mit „Durst’sche Brauerei“. Um die
Jahrhundertwende wird zusätzlich zur Hosengasse 29 auch die Sternengasse 60
als Sitz der Brauerei angegeben. Vermutlich war dort das „Logistik-Zentrum“
der Brauerei, denn weder vorher noch nachher gab es dort eine Restauration.
Als der Gesellschafter Wilhelm Wildt im Jahr 1908 verstarb,
trat seine Witwe Christine Wildt. Geb. Durst an seiner Stelle als
Gesellschafterin ein.
[9, 05.11.1908] „…In das Handelsregister ist am 3. November
1908 eingetragen: I. Abteilung A. Nr. 854 bei der offenen
Handelsgesellschaft unter der Firma: "Schwanen-Brauerei Joh. Jos. Durst“,
Cöln. An Stelle des verstorbenen Wilhelm Wildt, Kaufmann zu Cöln, ist
getreten die Witwe Christine Wildt geb. Durst, Kauffrau, Cöln…“
Der Brauerei war schon immer an gleicher Stelle eine
Restauration angegliedert. Diese wurde zuerst von Johann Joseph Durst selbst
betrieben, nach seinem Tod aber von Pächtern geführt.
Die Restauration wurde langjährig von Heinrich Horstmann
betrieben, der sich zu Beginn als „Oekonom“ vorstellt. Gesichert ist der
Betrieb der Restauration durch Heinrich Horstmann von 1898 bis 1912 [9,10].
Im Jahr 1919 wird ein Eugen Maier als Restaurateur genannt [23]. In dieser
Anzeige ist auch von „Schwanen-Brauerei (Inh. Josef Durst)“ die Rede. Was
dies bedeuten soll ist unklar, denn zu dieser Zeit ist kein lebender Josef
Durst bekannt. Vielleicht war es nur die Verkürzung der Firmenbezeichnung
„Schwanen-Brauerei Joh. Jos. Durst“ der OHG. Im Jahr 1921 taucht dann Ernst
Rillmann als Betreiber der Restauration auf [5].
Im Jahr 1918 verstarb Peter Kuhl. An seiner Stelle trat seine
Witwe Klara Kuhl, geb. Durst als Gesellschafterin in die Firma ein. Die
Firma wurde also zu diesem Zeitpunkt von 4 Töchtern von Johann Joseph Durst
geführt, von denen aber alleine Klara Kuhl vertretungsberechtigt war.
[9, 27.08.1918] „…In das Handelsregister ist am 20. August
1918 eingetragen: Abreilung A, Nr. 854 bei der Firma Schwanen-Brauerei Joh.
Jos. Durst, Cöln. An Stelle des verstorbenen Peter Kuhl ist dessen Witwe
Klara, geb. Durst, Kauffrau zu Köln, als Gesellschafter eingetreten. Von den
Gesellschaftern ist lediglich Frau Witwe Kuhl zur Vertretung der
Gesellschaft ermächtigt…“
In einer Anzeige aus dem Jahr 1919 wird Josef Durst, der
jüngste und zu diesem Zeitpunkt bereits 45 Jahre alte Sohn von Johann Jacob
Durst als Inhaber der Brauerei genannt. Wie dies einzuordnen ist ist unklar,
es ist nicht bekannt, dass er Gesellschafter der offenen Handelsgesellschaft
war.
Im Jahr 1921 schied Josephine Rapin (Witwe Göters geb. Durst)
als Gesellschafterin aus der Firma aus. Ebenfalls im Jahr 1921 wurde die Schwanen-Brauerei Joh. Jos.
Durst von der wesentlich größeren Adler-Brauerei übernommen.
Die Übernahme
diente vermutlich der Vergrößerung der Anzahl von Absatzstätten, denn
Braukapazität hatte die Adler-Brauerei selbst genug. Als Konsequenz wurde
die Schwanen-Brauerei direkt stillgelegt
Die offene Handelsgesellschaft „Schwanen-Brauerei Joh. Jos.
Durst“ wurde daraufhin Liquidiert, formell wurde die Liquidation erst im
Jahr 1925 beendet.
[9, 02.04.1925] „…In das Handelsregister ist am 27. März 1925
eingetragen: Abteilung A: Nr. 854 bei der offenen Handelsgesellschaft:
Schwanen-Brauerei Joh. Jos. Durst, Köln. Die Liquidation ist beendet und die
Firma erloschen…“
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(W014) [10, 08.09.1898]
Anzeige der Schwanen-Brauerei aus dem Jahr 1898 |
(W015) [10, 17.11.1898]
Anzeige der Schwanen-Brauerei aus dem Jahr 1898 |
(W028) [25, 18.04.1901]
Anzeige des Bonner Bierverlegers Otto Kaupe aus Bonn. Dieser hatte neben
Pilsener Urquell und Augustiner-Bräu auch Biere der Schwanen-Brauerei im
Angebot |
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(R001) [unbekannt]
Rechnungskopf der Schwanen-Brauerei aus dem Jahr 1914 |
(W029) [26, 05.05.1904]
Selbst das Union-Restaurant in Gelsenkirchen hatte Bier der
Schwanen-Brauerei im Ausschank. Anzeige aus dem Jahr 1904 |
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(PK001) [4]
Postkarte "Gruß aus Köln" mit Abbildung der Schwanenbrauerei. Vermutlich
um 1905, im Foto oben ist noch die alte Ponton-Brücke zwischen Köln
und Deutz zu sehen |
(F001) [4]
Vergrößerung des Brauereigebäudes aus der nebenstehenden Postkarte
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(W016) [10, 02.05.1908]
Anzeige der "Durstschen Brauerei" aus dem Jahr 1908 |
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(W018) [10, 11.03..1909]
Anzeige der "Durst'schen Brauerei" aus dem Jahr 1909 |
(W019) [10, 06.10.1909]
Anzeige der "Durst'schen Brauerei" aus dem Jahr 1909
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(W006) [10, 01.01.1910]
Neujahrsgrüße zum Jahr 1910 sendet die Restauration Durst'sche Brauerei
unter Heinrich Horstmann |
(W020) [10, 05.02.1910]
Karneval in der Durstschen Brauerei. Anzeige aus dem Jahr 1910 |
(W037) [22, 09.09.1911]
Anzeige des Restaurants "Haus Frankenforst" aus Bensberg aus dem Jahr 1911.
Im Angebot: Kölsch, Lager & Export aus der Schwanenbrauerei von Johann Josef
Durst
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(W030) [10, 16.07.1912]
Werbung der Brauerei aus dem Jahr 1912 |
(W024) [10, 19.07.1913]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1913. Im Ausschank Kölsch, Export und
Dunkelbier |
(W031) [9, 17.05.1918]
Vermutlich wegen der Rohstoffknappheit im ersten Weltkrieg suchte die
Brauerei im Jahr 1918 auch Hopfen älterer Jahrgänge. Immerhin sollte er
schimmelfrei sein |
(W025) [23, 22.09.1919]
Werbung mit "Schwanen-Brauerei" aus dem Jahr 1919. Was es mit Inhaber "Josef
Durst", dem Sohn von Joh. Jos. Durst, auf sich hat ist unklar |
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(W001) [5]
Werbung der Brauerei aus dem Jahr 1921 |
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Die Hintergründe für den Verkauf der Schwanen-Brauerei an die
Adler-Brauerei sind nicht bekannt. Vermögen war genug vorhanden und
augenscheinlich schien der Betrieb auch gut zu laufen. Vielleicht wollten
sich die 4 mittlerweile nicht mehr ganz jungen Damen auch einfach nur aus
dem Geschäft zurückziehen. Diese Annahme wird auch dadurch gestützt, dass
diese sich in dieser Zeit auch von weiterem Besitz, wie z.B. der
Restauration am Gereonswall 87 trennten [9].
Nach der Schließung wurde die Restauration der Brauerei als
Brauerei-Ausschank der Adler-Brauerei weiter betrieben. Der erste Betreiber
war Ernst Rillmann, der zuerst auch Besitzer der Restauration war [18]. Ab dem
Jahr 1927 wird dann Die Adler-Brauerei als Besitzer aufgeführt [18]. Ernst Rillmann führte die Restauration bis zum Jahr 1931. Ab dem Jahr 1932 wird
mit „Frau J. Wald“ eine Frau als Betreiberin der Restauration aufgeführt. Ab
dem Jahr 1935 übernahm dann Heinrich Faust den Betrieb der Restauration. Er
war auch der letzte Betreiber, gesichert bis ins Jahr 1942 [18]
Im zweiten Weltkrieg wurde der komplette Straßenzug bei
alliierten Bombenangriffen zerstört. Nach dem zweiten Weltkrieg verschwand
die Hosengasse von der Landkarte, sie fiel der neuen Kölner Verkehrsplanung
zum Opfer, genauer gesagt der neuen Quertangente Nord-Süd-Fahrt , welche
ganze Stadtviertel zerschnitt.
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(PK002) [4]
Postkarte der Schwanenbrauerei, vermutlich um 1925. Die Brauerei selbst war
längst stillgelegt, die Restauration wird als Ausschank der Adler-Brauerei
betrieben |
(PK002) [4]
Detailvergrößerung der nebenstehenden Postkarte. Gut sind die Werbeschilder
für Adler-Bräu und Bavaria Bräu Dunkel (ebenfalls ein Bier der
Adler-Brauerei) zu sehen. Über der Eingangstür ist aber noch die alte
Beflaggung "Schwanen-Brauerei Joh. Jos. Durst" zu erkennen
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(W026) [9, 13.02.1923]
Versteigerung des Wirtshauses am Gereonswall 87 im Jahr 1923, welches auch
im Besitz der Familie Durst war. |
Zeitraum |
Firmierung |
Anmerkung |
(1774)-1830 |
Brauhaus "Zum Schwanen", Winkelhoch |
Geführt von verschiedenen Mitgliedern der Familie
Winkelhoch |
1830-1844 |
Brauhaus "Zum Schwanen", Clemens August Gohr |
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1844-1851 |
Brauhaus "Zum Schwanen", Winand Rath |
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1851-1862 |
Brauhaus "Zum Schwanen", Theodor Billstein |
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1862-1864 |
Brauhaus "Zum Schwanen", Johann Jacob Mestrum |
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1864-1895 |
Schwanen-Brauerei", Johann Josef Durst |
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1895-1921 |
Offene Handelsgesellschaft "Schwanen-Brauerei Joh. Jos.
Durst" |
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1921-(1943) |
Restaurationsbetrieb als Brauerei-Ausschank der Adler-,
Hirsch-, Dom-Brauerei |
keine eigene Produktion mehr |
» |
Wilhelm Scheben, Brauer und bekanntester Kölner Chronist
des neunzehnten Jahrhunderts, erwarb 1842 gemeinsam mit seiner Verlobten
von Theodor Billstein (Besitzer der Schwanenbrauerei von 1849 bis 1861)
die Brauerei mit Gasthaus "Alt Rom" an der Würfelpforte. |
» |
Vermutlich waren auch 2 Söhne von Clemens August Gohr,
welcher die Brauerei „zum Schwanen“ von 1830 bis 1844 führte, in
ähnlichen Gewerben tätig. August Gohr führte eine Restauration in der
Severinstraße 114 und Ferdinand Gohr betrieb eine Flaschenbierhandlung,
die Bier der Alteburger Brauerei vertrieb. |
» |
Es gab noch eine weitere Brauerei „Zum Schwanen“ in der
Thieboldsgasse 102 (früher in der Diepengasse). Nachgewiesen ist das für
das Jahr 1798, letzter zünftiger Brauer war Wernerus Reuschenberg [11].
Diese Brauerei existiert bis in die 1880er Jahre, zuletzt unter Herrn
Wirtz, mittlerweile in der Thieboldsgasse 112 |
» |
Die Schwanen-Brauerei war in der Hosengasse gelegen. Der
Name leitet sich wirklich von dem Kleidungsstück „Hose“ ab. Bis ins
frühe 19te Jahrhundert hieß die Straße „An der Becker Gaffel“, genannt
nach der dort gelegenen Gaffel (Handwerkervereinigung) der Bäcker. In
der Napoleonischen Zeit wurden die Gaffeln aufgelöst und die Straße
wurde in „Rue des Bonnetiers“ umbenannt. „Bonnetiers“ ist das
französische Wort für Strumpfwaren und deutet auf das dort verbreitete
Gewerbe hin. Nach dem Abzug der Franzosen wurde die Straße dann in
„Hosengasse“ umbenannt [13,14].
Des Öfteren wurde auch anstelle von „Hosengasse 29“ die Straße „An der
Wollküche 29“ oder nur „Wollküche 29“ verwendet. Klar ist aber, dass die
Hosengasse 29 gemeint war. Die Straße „An der Wollküche“ besaß nur
Hausnummern bis zur Nummer 14 und ging direkt in die „Hosengasse“ über.
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Brauereiwerbemittel
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(247) |
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ca. 0,7l, gesandstrahlt |
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Quellenverzeichnis
1 |
Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem
Köln/Bonner Raum, Hrsg.: Wolfgang Wukasch |
2 |
Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I:
Deutschland, 1898, Verlag von Eisenschmidt & Schulze, Leipzig |
3 |
Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I:
Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH,
Leipzig |
4 |
"Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen
Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven
Verlag, 1999 |
5 |
"Kölner Kneipen im Wandel der Zeit (1846 bis 1921), Lambert
Macherey, 1921, Selbstverlag |
6 |
"Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in
der Rheinprovinz“, Rudolf Martin, 1913 |
7 |
"Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer
Staats-Anzeiger", Berlin, Ausgabe: 10.12.1895 |
8 |
"Kölner Sonntags-Anzeiger", Ausgaben: 25.12.1880, 05.06.1881.
13.08.1883, 01.08.1886, 19.08.1888, 17.02.1889 |
9 |
"Kölnische Zeitung", Ausgaben: 11.12.1814,
20.03.1823, 18.02.1830, 10.04.1833, 15.05.1834, 22.08.1834, 21.07.1835,
03.10.1835, 06.09.1836, 21.02.1839, 14.09.1841, 23.01.1842, 25.11.1845,
29.06.1846, 15.07.1846, 18.07.1846, 11.07.1847, 03.09.1847, 15.11.1848,
18.11.1848, 29.04.1849, 05.03.1850, 07.03.1850, 18.09.1850, 01.01.1851,
05.01.1851, 21.08.1851, 19.10.1851, 11.09.1853, 02.05.1855, 12.08.1855,
12.08.1856, 14.08.1856, 27.02.1858, 23.06.1858, 01.08.1858, 08.08.1859,
12.09.1859, 22.01.1860, 12.08.1860, 23.12.1860, 22.03.1861, 21.05.1861,
28.08,1861, 04.10.1862, 14.10.1862, 21.10.1862, 23.04.1862, 03.12.1862,
03.09.1863, 19.11.1863, 14.08.1864, 08.10.1864, 29.11.1864, 24.12.1864,
01.01.1865, 12.11.1865, 04.01.1866, 28.02.1866, 01.03.1866, 05.01.1865,
23.08.1866, 12.05.1867, 31.01.1868, 02.02.1868, 03.10.1868, 09.12.1868,
17.09.1872, 30.05.1874, 04.08.1874, 18.10.1874, 17.04.1877, 26.08.1879,
13.09.1879, 22.09.1885, 06.06.1886, 26.06.1886, 24.04.1888, 24.12.1890,
26.12.1890, 16.08.1891, 06.09.1891, 08.09.1891, 17.09.1891, 04.07.1892,
24.07.1892, 26.07.1892, 09.06.1892, 18.07.1894, 21.08.1895, 18.11.1895,
19.11.1895, 18.03.1896, 31.12.1896, 25.02.1898, 15.11.1898, 08.04.1899,
21.03.1901, 14.11.1905, 14.03.1907, 15.07.1908, 15.07.1908, 05.11.1908,
17.05.1918, 12.06.1918, 27.08.1918, 16.12.1921, 13.02.1923, 26.02.1923,
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