Unternehmensgeschichte der Aktienbrauerei in Ohligs

 

Die Gründung der Aktienbrauerei in Ohligs
Die Aktienbrauerei mit Sitz in Ohligs (damals noch eigenständig, heute ein Stadtteil von Solingen) wurde am 27. Februar 1899 in der Kottendorfer Straße in Ohligs gegründet (eingetragen am 29. Juni 1899). Es war eine Neugründung, also nicht wie so oft in dieser Zeit eine Umwandlung einer bestehenden Brauerei in eine Aktiengesellschaft.
Im Brauereiverzeichnis [5] ist noch ein Jahr früher die "Aktienbrauerei in Ohligs, Peter Kreutzer" aufgeführt, die dann im Jahr 1899 in die Aktienbrauerei übergegangen sein soll, hierfür sind aber keine Nachweise zu finden. Auch der ausführliche Gründungsauszug aus dem Reichsanzeiger lässt auf eine Neugründung schließen:
[4] „…Ohligs. Zu Nr. 94 hiesigen Gesellschaftsregisters ist heute eingetragen worden die Aktiengesellschaft unter der Firma Actien-Brauerei mit dem Sitze in Ohligs. Der Gesellschaftsvertrag ist vom 27. Februar 1899 bezw. 26. Mai 1899. Zweck der Gesellschaft ist die Errichtung, Erwerbung, Pachtung, Verpachtung und der Betrieb von Brauereien nebst den dazu gehörigen Nebengewerben, insbesondere Mälzerei und Eisfabrikation. Alle Bekanntmachungen von Seiten der Gesellschaft erfolgen durch den Deutschen Reichs-Anzeiger. Das Grundkapital beträgt 1.000.000 Mark und wird eingetheilt in 1.000 Aktien von je 1.000 Mark, welche auf den Inhaber lauten. Gründer der Gesellschaft sind:
1) Hugo Beckmann, Bierbrauereibesitzer in Solingen, 2) Eduard Sonnenschein, Rentner daselbst, 3) Kommerzienrath Friedrich Wilhelm Beckmann, Kaufmann daselbst,
4) Bankdirektor Carl Stratmann, Kaufmann, daselbst. 5) Emil Bremshey, Kaufmann in Ohligs, 6) Ernst Wester, Kaufmann daselbst,
7) Louis Hüsmert, Kaufmann in Wald, 8) Kommerzienrath Gustav Coppel, Kaufmann in Solingen, 9) Carl Decker, Rentner daselbst,
10) Carl Gustav Fluß, Rentner daselbst, 11) Hermannhapp, Kaufmann daselbst, 12) Dr. med Franz Xaver Kötter, prakt. Arzt daselbst,
13 Sanitätsrath Dr. Franz Stratmann, prakt. Arzt daselbst, 14) Otto Weyersberg, Fabrikant daselbst, 15) Eduard Wüsthof, Fabrikant daselbst,
16) Hugo Backhaus, Fabrikant zu Ohligs, 17) Julius Berg, Mühlenbesitzer daselbst, 18) Ernst Bonsmann, Fabrikant daselbst,
19) Carl Bracken, Architekt daselbst, 20) Achill Fischel, Kaufmann daselbst, 21) Simon Hertz, Kaufmann daselbst,
22) Carl Linder, Rentner daselbst, 23) Otto Nippes, Kaufmann daselbst, 24) Moritz Franzen, Fabrikant in Wald,
25) Carl Hüsmert, Fabrikant in Wald, 26) August Krustus, Fabrikant in Wald, 27) Sanitätsraht Dr. August Stratmann, prakt. Arzt daselbst,
28) Julius Winkhaus, Apotheker daselbst, 29) Rudolf Kronenberg, Fabrikant in Ohligs, 30) Fritz Plücker, Fabrikant daselbst,
31) Diedrich Bremshey, Kaufmann daselbst, 32) Hugo Beck, Fabrikant in Wald, 33) Ludwig Weyermann, Kaufmann in Leichlingen,
34) Gustav Kremer, Kaufmann in Gräfrath, 35) August Rolf, Kaufmann in Vohwinkel, 36) Carl Vogelskamp, Fabrikant in Ohligs,
37) Gustav Iserloh, Fabrikant in Solingen, 38) Peter Josef Hackhausen, Agent in Solingen,
welche das ganze Grundkapital durch Zeichnung von Aktien übernommen haben. Mitglieder des Aufsichtsraths sind:
1) Kommerzienrath Friedrich Wilhelm Beckmann, Kaufmann in Solingen, 2) Bankdirektor Karl Stratmann, Kaufmann daselbst,
3) Emil Bremshey, Kaufmann in Ohligs, 4) Ernst Wester, Kaufmann, daselbst, 5) Louis Hüsmert, Kaufmann zu Wald.
Der Vorstand besteht aus 2 Mitgliedern:
1) Hugo Beckmann, Bierbrauereibesitzer in Solingen,
2) Eduard Sonnenschein, früher Bierbrauereibesitzer, jetzt Rentner daselbst,
Revisoren sind gewesen:
1) Albert Lüttges, Fabrikbesitzer in Solingen, 2) Dr. Franz Grunow, Handelkammersyndikus daselbst.
Die Gründer der Gesellschaft haben 25%, also 1/4 der von ihnen gezeichneten Beträge, zusammen 250.000 Mark baar in die Gesellschaftskasse eingezahlt. Eine Erhöhung des Grundkapitals über 1.000.000 Mark hinaus soll nur infolge Beschlusses der Generalversammlung stattfinden. Bei der Ausgabe neuer Aktien haben die Besitzer der alten Aktien das Vorrecht für den Bezug der Hälfte der neuen Aktien und zwar nach Verhältnis ihres Aktienbesitzes. Der Vorstand der Gesellschaft besteht aus einem Mitgliede oder mehreren Mitgliedern nach der Bestimmung des Aufsichtsraths. Dieselben werden vom Aufsichtsrath ernannt. Die Vorstandsmitglieder bedürfen der Zustimmung des Aufsichtsraths: 1) bei Anstellung von Beamten der Gesellschaft, welche ein höheres Jahresgehalt als 3.000 Mark beziehen, 2) bei Erwerbung, Veräußerung und Verpfändung von Immobilien und von hypothekarisch eingetragenen Kapitalien, 3) bei Errichtung oder Uebernahme neuer Etablissements, 4) bei Errichtung von Zweigniederlassungen, sowie bei Betheiligung an bestehenden oder neu zu errichtenden Gesellschaften. Die Funktionen der Vorstandsmitglieder können durch von dem Aufsichtrathe erforderlichen Falles zu ernennende Stellvertreter ausgeübt werden. Zur Zeichnung der Firma genügt die Unterschrift eines Vorstandsmitgliedes, auch wenn der Vorstand aus mehreren Mitgliedern gesteht. Prokura kann der Vorstand nur mit Zustimmung des Aufsichtsraths erteilen. Alle die Gesellschaft rernichtenden Urkunden und Erklärungen sind für die Gesellschaft verbindlich, wenn sie mit der Firma der Gesellschaft unterzeichnet sind und dieser die eigenhändige Unterschrift eines Vorstandsmitglieds oder eines Stellvertreters des Vorstandes oder zweier Prokuristen beigefügt ist. In letzterem Falle ist die Unterschrift mit einem das Verhältniß als Prokuristen andeutenden Zusatz zu versehen. Der Aufsichtsrath ist beschlußfähig, wenn mindestens 3 Mitglieder anwesend sind. Urkunden, welche statutgemäß vom Aufsichtrathe zu unterschreiben sind, gelten als gehörig gezeichnet, wenn sie die eigenhändige Unterschrift des Vorsitzenden oder dessen Stellvertreters und die eines zweiten Mitgliedes des Aufsichtsrahts tragen. Innerhalb der ersten 4 Monate nach Ablauf des Geschäftsjahres findet eine ordentliche Generalversammlung auf Berufung durch den Aufsichtsrath statt. Die Einladungen zu den Generalversammlungen müssen mindestens 14 Tage vor dem Versammlungstage unter Angabe der Tagesordnung durch Bekanntmachung im Deutschen Reichsanzeiger erfolgen. Das Geschäftsjahr beginnt mit dem 1 November jeden Jahres und endigt mit dem 31. Oktober des folgenden Jahres. Das 1. Geschäftsjahr läuft von 1. November 1899 und endigt mit dem 31. Oktober 1900. Ohligs, den 29. Juni 1899. Königliches Amtsgericht.
Es wird immer kolportiert, dass die Aktienbrauerei in Ohligs von der Brauerei Beckmann gegründet wurde, und das stimmt auch. Auf der Gründeraktie ist folgendes zu lesen (siehe A001):
"...Der Inhaber dieser Actie ist mit Tausend Mark nach Massgabe des Statuts und des mit der Firma Carl Beckmann in Solingen unter dem 10. Juli 1899 abgeschlossenen und von sämmtlichen Actionären unter dem 27. Februar 1899 im Voraus genehmigten Vertrages an dem Vermögen der Gesellschaft als Actionär beteheiligt. Ohligs, den 27. Februar 1899..."
Allerdings gehörten von den sage und schreibe 38 Gründern nur 2 zur Familie Beckmann. Wer das Sagen hatte, zeigt auch die Besetzung von Vorstand und Aufsichtsrat. Der Vorstand bestand aus Hugo Beckmann (dem Besitzer der Brauerei Carl Beckmann) und Eduard Sonnenschein, Aufsichtsratsvorsitzender war Friedrich Wilhelm Beckmann. Vermutlich war die Investition für die Familie Beckmann alleine zu hoch, man hielt sich aber alle Optionen durch eine spezielle Klausel im Statut der Aktienbrauerei [6] offen. Die Brauerei Carl Beckmann garantierte den Aktionären für die ersten 10 Jahre eine jährliche Dividende von 6% (die Garantie wurde sogar im Jahr 1908 bis 1919 verlängert). Erkauft wurde diese Garantie durch ein „Aktienrückkaufrecht auf Verlangen“. In einem Bericht aus dem Jahr 1912 wird dies wie folgt dargestellt:
[6] „…Die Firma C. Beckmann in Solingen hat für die ersten 10 Jahre den Aktionären 6% Div. garantiert, verlängert 1908 bis 1919; diese Garantie brauchte bis 1908 nicht in Anspruch genommen zu werden; erst für 1908/09 war ein Zuschuss von M. 10 955 erforderlich. Sofern die Firma Beckmann ihre Brauerei in Solingen in eine Akt.-Ges. umwandeln sollte, ist die Aktienbrauerei u. sind ihre Aktionäre verpflichtet, sämtliche Aktien der Aktienbrauerei Ohligs zum Kurse von 115% auf Verlangen zu verkaufen…“].
Es wurde zwar im Jahr 1907 die Brauerei Beckmann Aktiengesellschaft gegründet, die Option zum Rückkauf wurde zu dieser Zeit aber nicht gezogen. Die Brauerei Beckmann Aktiengesellschaft war nur als Handelsgesellschaft tätig und die Brauerei Carl Beckmann existierte parallel weiter.
   
(A001)
Gründeraktie aus dem Jahr 1899
(unbekannte Sammlung)
                                                                                     

Die ersten Jahre der Brauerei
Die Brauereigründung war auch mit dem Neubau der Brauereigebäude verbunden und so dauerte es bis Ende November 1900 bis der erste Sud gekocht wurde. Das erste Bier wurde im März 1901 verkauft.
Neben der Brauerei gab es noch eine Eisproduktion und eine Mälzerei, welche beide schon vor der eigentlichen Bierbrauerei in Betrieb genommen wurden. Die Bilanz vom 31. Oktober 1900 weißt bereits einen Gewinn von 62.850 Mark aus, erwirtschaftet nur durch den Verkauf von Malz und Eis.
Das ursprüngliche Aktienkapital in Höhe von 1.000.000 Mark reichte für Neubau und Inbetriebnahme nicht aus, in der Generalversammlung vom 22. August 1900 wurde eine Erhöhung um 500.000 Mark auf insgesamt 1.500.000 Mark beschlossen. Aber auch das reichte noch nicht, im Jahr 1901 wurde noch eine Anleihe in Höhe von 1.000.000 aufgenommen
[6] „…Anleihe: M. 1 000 000 in 5% Oblig. à M. 1000. Die a. o. G.-V. v. 1901 beschloss die Aufnahme dieser Anleihe behufs Erweiterung des Abnehmerkreises u. Beschaffung der zum Ausbau der Brauerei u. Mälzerei nötigen Mittel. Tilg, ab 1907 durch jährl. Auslos. von M. 40 000 im August…“
So finanziell gestärkt startet die Brauerei durch. Bereits im Geschäftsjahr 1901/02, dem ersten, in dem durchgehend Bier produziert wurde, lag der jährliche Ausstoß bei 27.655 hl. In den nächsten 10 Jahren konnte der Ausstoß kontinuierlich bis auf ca. 45.000 hl im Geschäftsjahr 1912/13 gesteigert werden. Zusätzlich wurden jährlich noch ca. 40.000 - 50.000 Ztr. Malz produziert. Auch der Gewinn konnte sich sehen lassen, er lag jährliche zwischen 100.000 und 150.000 Mark. Die ausgeschüttete Dividende betrug kontinuierlich zwischen 6 und 7%.
(F002) [3]
Die Führungsriege der Brauerei auf einem Foto aus dem Jahr 1902
 
(W001) [2]
Grafik der Brauereigebäude, vermutlich um 1905
(W002)
Werbeanzeige der Brauerei Carl Beckmann aus dem Jahr 1910. Im Angebot außer Bier der Münchener Paulaner-Brauerei auch "O.P." (Ohligser Pilsener) aus der Aktienbrauerei Ohligs. Aus dieser Anzeige kann auch der Rückschluss gezogen werden, dass die Brauerei Carl Beckmann zu dieser Zeit nicht mehr selber Bier braute, sondern nur noch als Handelsgesellschaf fungierte.
(unbekannte Sammlung)
 
(W003)
Weitere Werbung, vermutlich aus den 1920er Jahren. Hier treten die Brauerei Beckmann und die Aktien-Brauerei Ohligs gemeinsam auf
(unbekannte Sammlung)
(WZ002)
Warenzeichen der Aktienbrauerei mit stilisiertem AO, eingetragen am 22. Mai 1903. Dieses Logo ist auf u.a. auf allen Flaschen ab dieser Zeit zu finden
 
(WZ001)
Warenzeichen der Aktienbrauerei mit Wappen und "OP" (Ohligser Pilsener), eingetragen am 17. März 1914
(W002) [10, 1916]
Anzeige der Kölner Niederlage der Actien-Brauerei Ohligs aus dem Jahr 1916
                                                                                               

Die Entwicklung bis zum zweiten Weltkrieg
Mittlerweile (GJ 1911/12) besaß die Brauerei auch Wirtschaftsanwesen in Cöln, Düsseldorf, Ohligs, Wald und Reisholz. Die Immobilien (Brauerei und Wirtschaftsanwesen) wurden in der Bilanz mit einem Wert von zusammen 1.561.778 Mark ausgewiesen. Dem gegenüber standen Hypotheken und Kredite in Höhe von 920.153 Mark. Der Umsatz betrug beeindruckende 1.542.167 Mark bei einem Saldo von 3.421.846 Mark.
Ob die von der Familie Beckmann dominierte Aktienbrauerei in Ohligs auch die Bierproduktion für die damals noch existierende Brauerei Carl Beckmann übernahm, ob sie von der im Jahr 1907 gegründeten Brauerei Beckmann AG, welche nie selbst braute, kontrolliert wurde und ob sie auch für die Vereinsbrauerei in Höhscheid braute ist unklar. Alles war mit allem verbunden, überall tauchten Mitglieder der Familie Beckmann in höchsten Positionen auf. Aber die genauen Zusammenhänge sind nicht bekannt.
Im Jahr 1911 schied Eduard Sonnenschein aus dem Vorstand aus. Damit wurde die Brauerei nun alleine von der Familie Beckmann geführt. Der Vorstand bestand aus Hugo Beckmann und dem im Jahr 1907 in den Vorstand eingetretenen Dr. Hans Beckmann.
Der erste Weltkrieg brachte auf Grund von Rohstoff- und Mitarbeitermangel die positive Entwicklung zum Stillstand. Der Bierabsatz sank kontinuierlich bis auf gut 20.000 hl, dem absoluten Tiefststand im Geschäftsjahr 1917/18.
Im Jahr 1919 schied Hugo Beckmann aus dem Vorstand aus und wechselte, auch heute noch üblich, in den Aufsichtsrat. Damit war Dr. Hans Beckmann alleiniger Vorstand der Brauerei.
In den Folgejahren ging es wieder bergauf und auch die Hyperinflation in den frühen 1920er Jahren überstand die Brauerei schadlos. Im Gegenteil, man machte sich die Inflation noch zu nutze. Von der im Jahr 1901 ausgegebenen Anleihe waren noch etwa Anleihe-Scheine im Wert von 400.000 Mark im Umlauf. Die Aktienbrauerei kündigte diese Anleihen gemäß der Anleihebedingungen am 20. Oktober 1922 zur sofortigen Rückzahlung. So musste sie nur einen Bruchteil des eigentlichen Wertes zurückzahlen. Im Jahr 1926 wurde dann eine weitere Anleihe in Form einer 6%-igen Teilschuldverschreibung aufgenommen
[1] Im Geschäftsjahr 1928/29 überschritt der Bierabsatz mit ca. 50.000 hl den bisherigen, vor dem ersten Weltkrieg erreichten Höchststand. Produziert wurden zu dieser Zeit ober- u. untergärige Biere, helles Münchener, Pilsener und Malzbier. Der Betrieb war ausgestattet mit einer Sudhausanlage mit Dampfkochung, 2 Eismaschinen (Linde), einer Flaschenreinigungsanlage, einer Dampfmaschine sowie elektrischem Antrieb.
Ab dem Geschäftsjahr 1929/30 brach Umsatz drastisch ein, von 2.491.083 Reichsmark auf 1.768.921 Reichsmark im Geschäftsjahr 1930/31 und auf nur 733.209 Reichsmark im Geschäftsjahr 1931/32. Der Umsatz sank also innerhalb von 3 Jahren auf weniger als ein Drittel. Die Gründe hierfür sind unklar. In den Folgejahren ging es nur langsam wieder aufwärts und der Höchstwert von 2.862.222 Reichsmark im Geschäftsjahr 1927/28 wurde bis zum zweiten Weltkrieg nicht mal mehr zur Hälfte erreicht.
Im Jahr 1934 gab es wieder einen Beckmann’schen Vorstandswechsel. Dr. Hans Beckmann schied aus und wurde durch „Diplom-Volkswirt Dr. rer. pol. Klaus Beckmann“ ersetzt.
Die 1940er Jahre verliefen relativ stabil, es wurden durchgehend Gewinne erwirtschaftet und meist Dividenden um 4% ausgeschüttet.
(BK001)
Briefkopf der Aktien-Brauerei Ohligs, vermutlich um 1944. Interessant ist nicht nur die halbwegs realistische Grafik des Brauerei-Komplexes sondern auch der Inhalt des rechtsstehenden ganzen Briefes. Aufgelistet sind Gaststätten, die infolge des Krieges geschlossen wurden. Hieran können auch Rückschlüsse auf das Liefergebiet der Brauerei gezogen werden. U.a. ist Köln sehr stark vertreten
(BK001D)
Brief mit Liste der auf Grund Kriegsfolgen geschlossenen Restaurants

Die Entwicklung nach dem zweiten Weltkrieg bis zur Stilllegung
Über die Nachkriegsjahre ist wenig bekannt, vermutlich verliefen diese relativ unspektakulär. Produziert wurde, wie damals üblich, eine breite Palette an Biersorten, darunter natürlich das Ohligser Pils, Export, Bergisch Alt, helles obergäriges Bier (Bröcke-Bier) und Malzbier.
Im Jahr 1972 fusionierte die Aktienbrauerei in Ohligs mit der Brauerei Beckmann AG und ein Jahr später erfolgte die Umfirmierung in Aktien-Brauerei Beckmann AG.
Im Jahr 1991 wurde der Braubetrieb endgültig eingestellt und die Firma in „Beckmann Beteiligungs-AG“ umfirmiert. Im Jahr 1996 wurde der Sitz der Firma nach Düsseldorf verlegt. Die Firma besaß Beteiligungen an ca. 10 Autohäusern in Bielefeld, Oberhausen, Duisburg, Ansbach, Gera sowie in Frankreich. Weiterer Geschäftszweck war die Vermietung von Einzelhandels-Immobilien. In den 2000er Jahren übernahmen Mitglieder der Familie Cloppenburg, bekannt durch die Textilhandelsdynastie Peek & Cloppenburg, die Mehrheit der Aktien. Um 2010 wurde die Gesellschaft in die „Cloppenburg Automobil SE“ überführt, welche Stand 2021 ca. 20 BMW-Autohäuser in ganz Deutschland betreibt. Parallel dazu entstand noch die „S.A. Beckmann France, Chennevieres sur Marne“, die in Frankreich neun Autohäuser betreibt und deren Firmenbezeichnung noch der Name Beckmann auftaucht.
Die Brauereigebäude wurden nach der Stilllegung verschieden genutzt. Am bekanntesten ist wohl die überregional bekannte Discothek Getaway, die dort von 1991 bis 2018 beheimatet war. Aktuell (2021) sind in dem Gebäude überwiegend Wohnungen untergebracht.
 
(F001) [2]
Lufaufnahme des Brauereigeländes, vermutlich aus den frühen 1960er Jahren
(F003) [7]
Foto des Hauptgebäudes der Brauerei aus dem Jahr 2020. Der Schriftzug "Aktien-Brauerei Beckmann" ist noch vorhanden. Man kann noch gut erkennen, wo sich einst der Schriftzug "Aktien-Brauerei-Ohligs" befand. Die Umnutzung in Wohnungen ist gut an der Vielzahl der dekorativen Satelliten-Schüsseln zu erkennen. Auch wurden für diese Nutzung neue Fenster in die einst fensterlose Seite des Gebäudes eingelassen
 

Firmierungen der Brauerei  [4,5]
Zeitraum Firmierung Anmerkung
1898 – 1899 Peter Kreutzer, Aktienbrauerei in Ohligs ??? Laut Eintrag in [5], laut Gründungsinformationen des deutschen Reichsanzeigers [4] stimmt das aber nicht.
1899 – 1973 Aktien-Brauerei in Ohligs 1972 mit Brauerei Beckmann AG fusioniert
1973 – 1991 Aktien-Brauerei Beckmann AG 1991 wurde der Braubetrieb eingestellt.
1991 – ??? Beckmann Beteiligungs AG Betrieb und Beteiligung an Autohäusern
 
 
Anmerkungen
» [8,9] Eduard Sonnenschein, des sich den ersten Vorsitz der Aktienbrauerei mit Hugo Beckmann teilte, war selber Bierbrauer gewesen. Er betrieb von 1865-1891 eine Brauerei in der Brüderstraße 699 (heute Mummstraße) in Solingen. Die Brauerei wurde im Jahr 1891 von der Brauerei Carl Beckmann übernommen. Heute erinnert noch die Sonnenstraße an Eduard Sonnenschein. Clever wie er war bot er der Stadt Solingen an, den Bau einer Verbindungsstraße zwischen Augusta- und Blumenstraße zu finanzieren. Die Stadt willigte ein, die Straße wurde gebaut und der Wert der an der Sonnenstraße gelegenen Grundstücke stiegen drastisch im Wert. Da diese Eduard Sonnenschein gehörten, machte er den geplanten Schnitt
» Einer der Gründer der Aktienbrauerei in Ohligs, Friedrich Wilhelm Beckmann, betrieb bereits seit längerem die "Solinger Schleif- und Polir-Artikel-Fabrik G.m.b.H" in Solingen, die bereits im Jahr 1841 gegründet worden war. Selbst auch "Schmirgelwerke" und Schleifmaschinen-Fabrik genannt. Der erste Vorstand, Hugo Beckmann, betrieb (gesichert zumindest für die 1920er Jahre) parallel eine Gesenkschmiede für Scheren.
» Wie viele andere Brauereien im Umfeld von Köln wollte auch die Aktienbrauerei in Ohligs vom Kölsch-Boom der 1960er Jahre teilhaben. Sie brachte das obergärige „Bröcke-Bier“ auf den Markt, ein helles obergäriges Bier, ganz wie Kölsch. „Bröcke“, auf Hochdeutsch „Brücke“ war nicht ganz zufällig gewählt. Auf den Flaschenetiketten war eine Brücke abgebildet, die wohl nicht nur zufällig an die Mülheimer Brücke in Köln erinnerte
 

Gläser und Krüge
   
(K001)
(unbekannte Sammlung)
(001)
Anleihe an Kölsch durch Abbildung der Kölner Severinsbrücke
                                                                                            

Bierdeckel
(D002)
Actienbrauerei mit "C" geschrieben. Den Deckel gibt es in Größen- und Grün-Varianten
 
(D003)
Aktienbrauerei mit "K" geschrieben. Den Deckel gibt es in Größen- und Grün-Varianten 
(D017)
   Hier werden beide Firmen, die Aktien-Brauerei Ohligs und die Brauerei Beckmann AG, auf einem Deckel aufgeführt  
(D020)
   Hier werden beide Firmen, die Aktien-Brauerei Ohligs und die Brauerei Beckmann AG, auf einem Deckel aufgeführt  

Etiketten
(E007)
vermutlich Vorkrieg
 
(E025)
(Sammlung Mittenzwey)
(E023)
(Sammlung Mittenzwey)
(E026)
(Sammlung Mittenzwey) 
(E031)
(Sammlung Mittenzwey) 
(E006) (E032)
(Sammlung Mittenzwey)
 
(E030)
(Sammlung Mittenzwey)
(E024)
(S. Mittenzwey)
(E001)
 
(E004) (E028)
(Sammlung Mittenzwey)
 
(E005) (E002)  (E027)
(Sammlung Mittenzwey)
(E029)
(Sammlung Mittenzwey)
(E003)
 
(E008)
 
(E009) (E011) (E012) (E013) (E010)
Lohnsud
 
(E020)
 
(E021) (E019)
(E017)
 
(E018) (E014)
(E015) (E016)
Anleihe an Kölsch durch Abbildung der Kölner Severinsbrücke
(EB007)
Nennung von "Brauerei Beckmann AG" und "Aktien-Brauerei Ohligs" auf dem selben Etikett  
 
ss="tt" valign="top"> 
(EB036)
Nennung von "Brauerei Beckmann AG" und "Aktien-Brauerei Ohligs" auf dem selben Etikett
(EB037)
Nennung von "Brauerei Beckmann AG" und "Aktien-Brauerei Ohligs" auf dem selben Etikett 
 
(EB005)
Nennung von "Brauerei Beckmann AG" und "Aktien-Brauerei Ohligs" auf dem selben Etikett 
ss="tt" valign="top"> 
 
(EB003)
Anleihe an Kölsch durch Benennung "Köbes"
(EB048)
Anleihe an Kölsch durch Benennung "Köbes"
                                                                                              

Flaschen
(040) (069) (068) (322) (039)
ca. 0,5l
 
ca. 0,4l ca. 0,4l "1/2 Ltr." "1/2 Ltr."
   
(038) (148) (264)    
"1/2 Ltr." ca. 0,4l ca. 0,7l    
 
 
 
 
 
 
Quellen
1 Frankfurter Zeitung, Ausgabe 07.02.1930
2 https://ohligser-jongens.de/ohligs-historisch/
3 http://www.rolfschlupp.de/html/firmen___vereine.html, 31.08.1902
4 "Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger", Berlin, Ausgaben 08.07.1899, 14.09.1900, 28.01.1901, 16.03.1904, 14.02.1906, 08.03.1907, 31.05.1907, 15.02.1908, 13.02.1911, 02.01.1912, 13.02.1913, 28.02.1919, 03.03.1919, 08.02.1921, 24.10.1922, 26.02.1925, 17.02.1926, 15.02.1927, 11.02.1929, 29.03.1933, 08.11.1934, 02.03.1935, 22.02.1936, 26.02.1938, 16.02.1940, 21.02.1942
5 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
6 Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften, Verlag für Bördsen- und Finanzliteratur A.-G. (ab 1933: Verlag für rechts- und Wirtschaftsliteratur), Ausgaben 1911/12, 1912/13, 1913/14, 1914/15, 1915/16, 1916/17, 1917/18, 1918/19, 1919/20, 1923/24, 1930, 1933, 1949
7 https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Brauerei_Beckmann_Solingen-Ohligs.jpg
8 https://www.solinger-tageblatt.de/solingen/bezeichnung-erinnert-einen-bierbrauer-10329721.html
9 http://www.zeitspurensuche.de/02/sitte072.htm
10 Grevens Adressbuch von Köln, Ausgabe 1916