Unternehmensgeschichte der Brauerei Heckmanns

 
Wie bei vielen anderen alten Kölner Brauereien ist auch über die Brauerei von Josef Heckmanns nur sehr wenig bekannt. Die meisten hier genannten Informationen stammen aus dem Standard-Brauereiverzeichnis des FvB [1] sowie einem Bericht des Kölner Chronisten Lambert Macherey [2].

Das Brauhaus in der Weyerstraße
Gegründet wurde das in der Weyerstraße 90 gelegene Brauhaus im Jahr 1854 von Peter Franz Küttelwesch. Dieser führte die Brauerei 12 Jahre, bis im Jahr 1867 Josef Heckmanns die Brauerei übernahm. Die Brauerei war zu diesem Zeitpunkt ein klassisches Brauhaus, welches mehr oder weniger nur für den eigenen Bedarf produzierte.
 
(F001) [10]
Foto der Weyerstraße um 1900. Hinten rechts zu sehen die "Cölner obergärige Bierbrauerei Josef Heckmanns"
(F002)
Foto der "Obergärigen Bierbrauerei Josef Heckmanns", Alter unklar
(unbekannte Sammlung)
                                                                                      

Die Brauerei in Sülz
Vermutlich lief die Brauerei so gut, so dass sich Josef Hechmanns im Jahr 1878 entschied, eine Brauerei in größerem Maßstab zu gründen, deren Kapazität auch auf die Versorgung weiterer Brauhäuser / Restaurationen ausgerichtet war. Hierfür erwarb er im gleichen Jahr bereits bestehende Gebäude in Sülz (zu diesem Zeitpunkt noch zur Gemeinde Kriel gehörig, Sülz wurde erst im Jahr 1888 in die Stadt Köln eingemeindet [3]). Diese lagen in der Kaiserstraße 104-106 (mit der Eingemeindung in Sülzburgstraße 104-106 umbenannt) und waren teilweise Gebäude der ehemaligen Goldleistenfabrik von Heinrich Pliester, in der Spiegel- und Bilderrahmen produziert wurden. Ebenso bestand schon ein Gewölbekeller (der auch heute noch erhalten ist), der zur kühlen Lagerung des Biers verwendet wurde.
Auf dem erhaltenen Briefkopf (siehe BK001) ist die Dimension der Brauerei gut erkennbar (in den meisten Fällen waren die Grafiken der Briefköpfe in dieser Zeit halbwegs realistisch). Zu sehen ist auch eine Restauration mit der Aufschrift „Kölner obergärige Lager Bier-Brauerei / Jos. Heckmanns“. Es kann also darauf geschlossen werden, dass nur obergärige Biere gebraut wurden. Die zum industriellem Brauen von untergärigen Bieren notwendige Eismaschine war zwar einige Jahre zuvor schon erfunden worden, aber zu dieser Zeit noch nicht weit verbreitet. Der Briefkopf weißt auch auf beide Standorte hin („Köln und Köln-Sülz“), denn die ehemalige Brauerei in der Weyerstraße wurde als Brauerei-Ausschank von der Familie Heckmanns weiter betrieben (gebraut wurde hier nicht mehr, obwohl laut Brauereiverzeichnis [1] der Standort noch bis ins Jahr 1922 als Brauerei geführt wird). Gut zu erkennen ist auch der industrielle Maßstab der Brauerei, den rauchenden Schornsteinen nach muss es schon eine Dampfmaschine zum Beheizen der Braupfanne gegeben haben.
(BK001) [10]
Briefkopf der Brauerei in Sülz, vermutlich um 1900
(W002) [11, 16.07.1912]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1912
(W001) [1]
Werbeanzeige der Brauerei aus dem Jahr 1921
 

Josef Heckmanns junior
Nach dem Tod von Josef Heckmanns im Jahr 1892 übernahm sein gleichnamiger Sohn die Brauerei und firmierte fortan als „Brauerei Jos. Heckmanns jun.“. Über die Folgejahre ist sehr wenig bekannt. Erst aus dem Jahr 1921 gibt es wieder eine Beschreibung der Brauerei aus dem Buch „Kölner Kneipen im Wandel der Zeit“ [1]. Dort wird die Brauerei wie folgt dargestellt:
„…Verschwunden ist aus der Ehrenstraße die Brauerei Servatius Krings, aus der Zöllerstraße das Brauhaus im große Baum, wo in den 80er Jahren der Brauereibesitzer Kessenich seine Zelte aufschlug, der später das heutige Brauhaus Moll an der Ecke Lungengasse – Thieboldsgasse übernahm, nachdem er in den 70er Jahren in der Sülzburgbrauerei in Sülz gearbeitet hatte, heute Eigentum der Großbrauerei Heckmanns, die sich aus dem alten Kölner Bräues an der Weyerstraße in den alten Giebelhause am Eingang der Huhnsgasse emporgearbeitet hat. Die Brauerei Heckmanns (Weyerstraße 104/106 und Sülzburgerstraße) wurde 1867 vom Vater des jetzigen Inhabers auf der Weyerstraße gegründet, wo sich auch heute noch der von der Familie geführte Brauerei-Ausschank befindet. 1878 wurde die Brauerei in das neu erbaute Brauhaus an der Sülzburgstraße verlegt und als Großbrauerei ausgestaltet, die sich bald wegen ihres "echten Kölsch" einen stattlichen Kundenkreis in der Wirtewelt sich zu sichern wußte. Nach dem Tode des Gründers wurde die Brauerei vom ältesten Sohn übernommen, der das Geschäft weiter ausdehnte…“
In diesem Bericht wird noch ein positives Bild von der Brauerei gezeichnet, doch wurde diese bereits ein Jahr später, im Jahr 1922 geschlossen.
Die Gebäude sind größtenteils noch heute erhalten, u.a. befindet sich dort das Restaurant „heckmanns“, welches zumindest dem Namen nach an die alte Brauerei erinnert.
   
(F003) [4]
Foto des Restaurants "heckmanns" aus dem Jahr 2019 in den alten Gebäuden der Brauerei
                                                                                                                                                                                     

Firmierungen der Brauerei Weyerstraße 90 [2,8]
Zeitraum Firmierung Anmerkung
1854 – 1867 Brauerei Peter Franz Küttelwesch Weyerstraße 84 (später 90). Laut Brauereiverzeichnis erst ab 1855, im Kölner Adressbuch schon 1854 als Brauerei aufgeführt.
1867 – 1892 Brauerei Josef Heckmanns Brautätigkeit vermutlich im Jahr 1878 eingestellt.
1892 – 1922 Brauerei Josef Heckmanns jun.  

Firmierungen der Brauerei in Sülz [2]
Zeitraum Firmierung Anmerkung
1878 – 1892 Brauerei Josef Heckmanns Kaiserstraße 104-106 (ab 1888 Sülzburgstraße 104-106).
1892 – 1922 Brauerei Josef Heckmanns jun.  
 
 

Anmerkungen
» Dem Bericht von Lambert Macherey aus dem Jahr 1921 [1] ist u.a. auch zu entnehmen, dass Ferdinand Kessenisch Ende der 1870er Jahre in der Brauerei in Sülz gearbeitet hat. Dieser machte sich im Jahr 1880 durch Übernahme der im Jahr 1838 gegründeten Brauerei in der Follerstraße 90 selbstständig. Er führte diese bis ins Jahr 1884, in dem er eine ebenfalls schon lange bestehende Brauerei in der Thieboldsgasse 146 übernahm. Diese führte er bis zu seinem Tod im Jahr 1890. Seine Witwe führte die Brauerei noch ein Jahr weiter, bis diese, wie im Bericht genannt, von der Familie Moll übernommen wurde.
» Im Mitgliederverzeichnis des Deutschen Braumeister und Malzmeisterbundes aus dem Jahr 1916 ist Peter Kuhles, Braumeister in der Brauerei Josef Heckmanns, als Mitglied aufgeführt
» Von der Brauerei Heckmann sind keinerlei Brauereiwerbemittel (Gläser, Krüge, Bierdeckel, …) bekannt
 
 

Informationen aus Brauereiverzeichnissen [7,8]
1898 Heckmanns jun., Jos., Weyerstr. 90
1910 Heckmanns, Jos., Weyerstr. 90
Anm.: nur Produktion von obergärigen Bieren
 
 
 
Quellen
1 "Kölner Kneipen im Wandel der Zeit (1846 bis 1921)“, Lambert Macherey, 1921, Selbstverlag
2 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
3 Seite „Sülz (Köln)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. Mai 2021, 19:24 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=S%C3%BClz_(K%C3%B6ln)&oldid=211886817 (Abgerufen: 1. Juni 2021, 16:01 UTC)
4 Website des Restaurant "heckmanns" (https://www.restaurant-heckmanns.de)
5 Mitgliederverzeichnis des Deutschen Braumeister und Malzmeisterbundes, Ausgabe 1916
6 „Spurensuche – als in Sülz noch Kölsch gebraut wurde“ (https://www.ksta.de/koeln/spurensuche-als-in-suelz-noch-koelsch-gebraut-wurde-25157262), Artikel im Kölner Stadtanzeiger vom 24.11.2016, Autorin: Susanne Esch
7 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 1898, Verlag von Eisenschmidt & Schulze, Leipzig
8 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH, Leipzig
9 Adressbuch Köln, Verlag Greven, Ausgaben 1850, 1852, 1854, 1862, 1869, 1870, 1871
10 "Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven Verlag, 1999
11 "Kölner Sonntags-Anzeiger", Ausgabe 16.07.1912