Unternehmensgeschichte der Hansa-Brauerei von August Thelen

 
Die Hansa-Brauerei in der Krefelder Straße 36 wurde im Jahr 1891 von August Thelen gegründet. August Thelen stammte aus einer etablierten Kölner Brauerfamilie. Sein Vater, Gottfried Thelen, Jahrgang 1820, war von Beruf ebenfalls Bierbrauer und führte mehrere Brauhäuser. Zuerst übernahm Gottfried Thelen im Jahr 1844 im Alter von nur 24 Jahren als Pächter das Brauhaus „zum verlorenen Sohn“ auf dem Buttermarkt 32, welches er bis in Jahr 1852 führte. Im Jahr 1852 erwarb er dann die gegenüber in der Salzgasse 5-7 gelegene Brauerei „Zur Täsch“. Diese führte er bis in Jahr 1861.
Bereits im Jahr 1859 gründete Gottfried Thelen die erste Malzfabrik Kölns. Diese war am Klingelpütz 29, in direkter Nähe des Wohnhauses der Familie, gelegen.
Durch eine schwere Krankheit seiner Frau zog sich Gottfried Thelen vorübergehend aus dem Geschäftsleben zurück und verkaufte die Brauerei „Zur Täsch“ im Jahr 1861 an seinen Schwager Peter Brauweiler. Nachdem er wieder ins Geschäftsleben zurückgekehrt war, betrieb er zusätzlich zur Malzfabrik noch eine Ziegelei in Köln-Nippes.
Zurück zum Gründer der Hansa-Brauerei, August Thelen. Dieser wurde im Jahr 1863 geboren und begann im Alter von 20 Jahren eine Brauer-Lehre in der Brauerei Sturm in Düren. Nach Abschluss der Lehre im Frühjahr 1884 besuchte August Thelen noch die Brauerschule in Worms. Dies diente der Vervollständigung seiner Kenntnisse insbesondere im kaufmännischen Bereich. Nach nur einem Semester schloss August Thelen die Schule mit Diplom ab.
Zurück in Köln gründete er dann im Jahr 1891 die Hansa-Brauerei. Der angeschlossene Brauereiausschank mit Biergarten wurde ein Jahr später, am 20. Februar 1892, eröffnet. Betrieben wurde dieser durch den Pächter Theodor Appenrodt. Wie auf einer weiter unten abgebildeten Postkarte PK002 zu sehen, verfügte der Brauereiausschank über eine „Kegelbahn mit Dampfheizung und elektrischem Licht“ und in der Restauration wurden „Diners“ (Abendessen) für sagenhafte 80 Pfennig angeboten.
Die Brauerei produzierte zuerst nur helles untergäriges Lagerbier, nach 1910 aber nachweislich auch obergäriges Kölsch. Die Brauerei war schon industriell dimensioniert, d.h. die Produktion war nicht nur für den Brauereiausschank gedacht. Die Brauerei hatte mehrere Vertragsgaststätten und vertrieb auch Bier in Flaschen.
Die Folgen des ersten Weltkrieges zwangen die Brauerei in die Knie. Der Bierkonsum brach hauptsächlich auf Grund der Rohstoffverknappung rapide ein, was die Existenz vieler Kölner Brauereien bedrohte. Als Konsequenz wurde die Hansa-Brauerei im Jahr 1920 geschlossen.
Im Anschluss gab es verschiedene Nutzungen der Brauereigebäude, aber ohne wirkliches Konzept. Die Lagerkeller der Brauerei wurden sogar zeitweise für die Züchtung von Champignons genutzt und später als Parkplatz („Hansa-Garage“). Immerhin überstanden sowohl die Brauerei- als auch die Gebäude der Restauration den zweiten Weltkrieg fast unbeschadet und sind somit eine der wenigen, heute noch erhaltenen Zeugen der Kölner Brauer-Architektur der Jahrhundertwende. Das immer noch im Besitz der Familie Thelen befindliche Brauereigebäude wurde dann in den 1990er Jahren in eine moderne Wohnanlage umgebaut.
Das Wirken der Familie Thelen in Köln war mit der Schließung der Hansa-Brauerei aber nicht zu Ende. Der älteste Sohn von Gottfried Thelen, Josef Thelen, übernahm die Malzfabrik seines Vaters und führte diese erfolgreich weiter. Neben der zuerst in der Klingelpütz 29 gegründeten Malzfabrik wurde noch ein zweiter Standort in der Krefelderstraße 18, direkt neben der Hansa-Brauerei, gegründet. Diese firmierten als „Jos. Thelen Gottfried Thelen Sohn - Malz-Fabriken und Gerste-Handlung“. Zumindest bis Ende der 1920er Jahre existierten diese Malz-Fabriken.
Weiter gab es noch eine Bier- und Wein-Großhandlung von Peter-Josef Thelen. Die genauen Verwandtschaftsverhältnisse sind unklar (vermutlich war Peter-Josef Thelen ein Bruder von August Thelen), gesichert ist der Zeitraum des Bestehens Großhandlung zumindest von 1896 bis 1913. Und zum Schluss besaß Peter Josef Thelen noch eine Reihe von Gaststätten und Hotels, u.a. das Hotel Belgischer Hof, das Hotel Fürstenbräu, die Restauration der ehemaligen Brauerei von Heinrich Boden (4 Heymonskinder) sowie ein Hotel auf dem Drachenfels bei Königswinter.

Firmierungen:
Zeitraum Firmierung Anmerkung
1891 – 1920 Hansabrauerei August Thelen Krefelderstraße 36
 

Übernommene / Vorgänger- / Nachfolger - Brauereien:
In der nachfolgenden Tabelle sind alle Brauereien aufgeführt, welche Übernommen wurden, Vorgänger- oder Nachfolge-Brauereien waren. Für manche dieser Brauereien gibt es auf dieser Website eine eigene Brauereihistorie, welche über den angegebenen Link aufgerufen werden kann.
Brauerei von - bis / übernommen von / Anmerkungen Brauereihistorie
Zur Täsch Die Brauerei existierte von 1838 bis 1906 und wurde im Zeitraum von 1852 bis 1861 von Gottfried Thelen geführt  
Brauerei Peter Josef Thelen Die Brauerei existierte von 1849 bis 1891 und wurde im Zeitraum von 1885 bis 1891 von Peter Josef Thelen geführt.  
Brauerei Anton Thelen Die Brauerei existierte von 1867 bis 1871 und wurde in dieser Zeit von Anton Thelen geführt. Die genauen Verwandtschaftsverhältnisse sind unklar.  
Brauerei Peter Thelen Die Brauerei existierte von 1838 bis 1872 und wurde in dieser Zeit von Peter Thelen geführt. Die genauen Verwandtschaftsverhältnisse sind unklar.  

Historische Bilder Hansa Brauerei
(PK001) [1]
Postkarte der Hansabrauerei
(unbekannte Sammlung)
(PK002) [1]
Postkarte "Gruss aus dem Restaurant Hansa Brauerei". Der von Theodor Appenrodt geführte Brauereiausschank bietet eine Kegelbahn, Dampfheizung und elektrisches Licht
(unbekannte Sammlung)
 
(F005) [5]
Foto von Soldaten vor einer Restauration. Links zu sehen ein Werbeschild mit der Aufschrift "Lagerbier und Echt Kölsch aus der Hansa-Brauerei August Thelen Cöln". Um 1915.
(F001) [1]
Foto des Brauereiausschanks der Hansa-Brauerei
(unbekannte Sammlung)
(F002) [1]
Foto des Gebäude des ehemaligen Brauereiausschanks, um 2010
(unbekannte Sammlung)
 
(F006) [8]
Foto des Brauereigebäudes aus den 1990er Jahren, noch vor dem Umbau in Wohnungen
(F004) [7]
Foto des Brauereigebäudes aus dem Jahr 2010
(F003) [1]
Foto des schmiedeeisernen Eingangstors der Brauerei, welches heute noch existiert. Zu sehen sind die Buchstaben "A" und "T" für Anton Thelen
(unbekannte Sammlung)
(F005) [8]
Foto der Straßenfront des ehemaligen Brauereiausschanks in der Krefelder Straße aus den 1990er Jahren. Zu dieser Zeit wurde der Brauerei-Hof noch als Parkplatz, genannt "Hansa Garage", genutzt
(W005) [9, 08.08.1897]
Werbung des Bier-Ausschanks der Hansa-Brauerei aus dem Jahr 1897. Betreiber war zu dieser Zeit Heinrich Rütt
(W003) [9, 22.03.1902]
Werbung des Brauerei-Ausschanks aus dem Jahr 1902

 

(W002) [9, 01.01.1911]
Neujahrsgrüße des Brauerei-Ausschank aus dem Jahr 1911 

Historische Bilder anderer Geschäfte der Thelen-Famile
   
(PK004)
Postkarte der Malz-Fabrik von Josef Thelen um 1900. Zu sehen ist die Fabrik in Klingelpütz 29
(BK002) [1]
Briefkopf der Malz-Fabrik von Josef Thelen aus dem Jahr 1926. Abgebildet ist die Fabrik in der Krefelderstraße 18. Der linke Teil der Grafik stellt die Hansa-Brauerei dar
(unbekannte Sammlung)
 
   
(BK001)
Briefkopf der Bier- und Wein-Grosshandlung Peter Joseph Thelen
(unbekannte Sammlung)
(A001) [3]
Anzeige der Bier-Grosshandlung von Peter Joseph Thelen aus dem Jahr 1913. Aufgelistet wird eine imposante Zahl von Generalvertretungen namhafter Brauereien
 
(PK005)
Postkarte des Hotel Belgischer Hof von Peter Joseph Thelen. Außer dem ersten Münchener Bier-Lokal bietet das Hotel elektrisches Licht und sogar Bäder im Hause
(unbekannte Sammlung)
 
(PK007)
Postkarte des Bierstall / Hotel Belgischer Hof von Peter Josef Thelen
(unbekannte Sammlung)
 
(PK008)
Noch eine Postkarte des Belgischen Hofs aus dem Jahr 1909. Diesmal sogar als "Grand Hotel" tituliert
(unbekannte Sammlung)
                                                                            
 
(PK010)
Postkarte des Hotel Fürstenhof in Köln, ebenfalls im Besitz von Peter Josef Thelen
(unbekannte Sammlung)
(PK011)
Postkarte des Hotel Drachenfels in der Nähe von Königwinter, welches ebenfalls im Besitz von Peter Josef Thelen war
(unbekannte Sammlung)
                                                                              
 

Anmerkungen
» Die Gebäude der Brauerei und des Brauereiausschanks haben beide Weltkriege fast unbeschadet überstanden und sind damit eine der wenigen, heute noch erhaltenen Zeugen der Kölner Brauer-Kultur der Jahrhundertwende
» Außer Postkarten und einem Porzellan-Kopf einer Flasche sind keine Brauereiwerbemittel wie Gläser oder Krüge bekannt
 

Historische Brauereiwerbemittel der Brauerei
Etiketten
     
(E001)
Etikett des Bier-Grosshandels von Peter Josef Thelen, welcher unter anderem auch Wicküler Pilsener der Wicküler-Küpper Brauerei aus Barmen vertrieb. Vermutlich um 1905
(Sammlung Mittenzwey)
                                                                                                                                                                                                             

Flaschen   (Details zur jeweiligen Flasche durch "Klick" aufs Bild)
     
(1053) (V001)      
Flasche des Bier-Grosshandels von Peter Josef Thelen
 
Porzellanverschluss der Hansa Brauerei von August Thelen. Die passende Flasche ist nicht bekannt
(unbekannte Sammlung)
     

Informationen aus Brauereiverzeichnissen
1898 Hansa-Brauerei, August Thelen, Krefelderstr. 36.
1910 Hansa-Brauerei, August Thelen, Krefelderstr. 36
Inh.: August Thelen. Ggr.: 1891. Brm.: Frz. Schuller. F.: 1135. - Dampfb. - Elektr. Bel. - Fl.-V.
Anm.: nur untergärige Biere
 
 
 
Quellen
1 Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem Köln/Bonner Raum, Hrsg.: Wolfgang Wukasch
2 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH, Leipzig
3 Grevens Adressbuch für Köln, Jahrgang 1913
4 "Kölner Kneipen im Wandel der Zeit (1846 bis 1921), Lambert Macherey, 1921, Selbstverlag
5 "Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven Verlag, 1999
6 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 1898, Verlag von Eisenschmidt & Schulze, Leipzig
7 https://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/freizeit-natur-sport/veranstaltungskalender/ehemalige-brauerei-umnutzung-eines-industriedenkmals, Artikel "Ehemalige Brauerei - Umnutzung eines Industriedenkmals". Abgerufen am 18.11.2020
8 "Köbes noch e Kölsch", Franz Mathar, Greven Verlag köln, 1996
9 Kölner Lokal-Anzeiger, Ausgaben: 08.08.1897, 22.03.1902, 01.01.1911