Bevor die Brauerei am Eigelstein 16 im Jahr 1866 gegründet
wurde gab es zwar in der Umgebung einige Brauhäuser, nicht jedoch am
Eigelstein 16. Die erste bekannte Nennung von Bewohnern des Eigelstein 16 stammt aus dem Jahr 1823.
[2, 06.05.1823] „…Ich wohne nunmehr bei Freifrau von Brempt
auf dem Eigelstein Nro. 16. Köln, den 3. Mai 1823. Conzen, Advokat=Anwalt
beim königlichen Landgericht…“
Zu dieser Zeit wohnte am Eigelstein 16 also die „Freifrau von
Brempt“ und Herr Conzen, Advokat-Anwalt beim königlichen Landgericht, zog
als Untermieter ein.
Im Jahr 1830 zieht mit F. Bourel ein Doktor der Medizin und
Chirurgie ein.
[2, 20.06.1830] „…Als Arzt and Wundarzt empfiehlt sich einem
geehrten Publikum F. Bourel, Doktor der Medizin u. Chirurgie, Eigelstein Nro.
16…“
Ab dem Jahr 1851 wohnte am Eigelstein 16 der königlich
preußische Notar Heinrich Joseph Landwehr, gesichert bis ins Jahr 1863. Im
Jahr 1865 eröffnete Harwood & Hatcher aus Northfleet, England, ein Comptoir
und Lager für Englischen Portland-Cement.
Im Jahr 1866 war es dann soweit, Johannes Damian Bühl
eröffnete die erste Brauerei am Eigelstein 16.
(F003) [15]
Kreuter'sche Karte des Eigelstein zwischen 1840 und 1850. Ein Klick auf
die Gesamtdarstellung zeigt den Ausschnitt mit dem Haus Eigelstein 16 und
der Allerheiligen-Kapelle
(W109) [2, 06.05.1823]
Advocat-Anwalt Conzen wohnt jetzt bei Freifrau von Brempt auf dem Eigelstein
Nro. 16. Anzeige aus dem Jahr 1823
(W110) [2, 20.06.1830]
Im Jahr 1830 zog mit F. Bourel ein Doktor der Medizin und Chirurgie am
Eigelstein Nro. 16 ein.
(W101) [4, 18.02.1845]
"eine ordentliche verheirathete Frau wünscht ein Kind zu nähren"
(W102) [2, 27.06.1865]
Im Jahr 1865 befand sich ein Comptoir und Lager für englischen
Portland-Cement am Eigelstein 16
Gründung der Brauerei am Eigelstein 16 durch Johann Damian Bühl (1866-1892)
Die erste Nennung von Damian Bühl stammt aus dem Jahr 1862 im
Kontext als Angeklagter bei einer Gerichtsverhandlung wegen Meineids.
Angekündigt wird die Gerichtsverhandlung in der Kölnischen Zeitung wie
folgt:
[2, 20.07.1862] „…Kölner Local-Nachrichten. Köln, 19. Juli.
Während der am Montag hier beginnenden Assisen des III. Quartals, welchen
der Herr Appellations=Gerichtsrath Schmitz I. präsidiren wird, sollen
folgende Angeklagte vor den Schranken erscheinen: … Am 29. Damian Bühl, 32
Jahre alt, Braumeister aus Köln, wegen Meineids. 13 Zeugen. Vertheidiger
noch nicht bestimmt…“
Damian Bühl sah sich wohl im Recht und suchte seinerseits mit
Anzeigen nach Entlastungszeugen.
[2, 20.07.1862] „…Aufforderung. Es werden hiermit die beiden
Brauergesellen, welche Ende Dezember v. J. bei Thelen in der Salzgasse Nr. 7
in Köln in der Bierbrauerei (genannt zur Tesch) gewohnt haben, um schleunige
Angabe ihres jetzigen Wohnortes dringend ersucht, um mir als Schutzzeugen
gegen den Thelen in meinem Kriminalprozesse zu zeugen. Auch bitte ich jeden
Bierbrauer besonders, welchem deren Wohnort und Name bekannt ist, mir
denselben aus Christenliebe mitzutheilen. Damian Bühl…“
Die Verhandlung nahm dann einen positiven Ausgang, er wurde
freigesprochen.
[2, 31.07.1862] „…Kölner Local-Nachrichten. Köln, 30. Juli. …
In der gestrigen Sitzung erklärten die Geschwornen den wegen Meineids
angeklagten Brauermeister Damian Bühl von hier für nichtschuldig…“
Der aus Schwerfen (heute ein Stadtteil von Zülpich) stammende
Damian Bühl war zu dieser Zeit schon Braumeister, betrieb aber noch keine
eigene Brauerei. Erst im Oktober 1862 pachtete er von Johann Adam Lölgen,
welcher sich zur Ruhe setzte, eine schon längere Zeit existierende Brauerei
in der Johannisstraße 2.
[2, 11.10.1862] „…Geschäfts=Eröffnung. Freunden und Gönnern
hiermit zur Nachricht, daß ich heute meine Brauerei u. Wirthschaft im Hause
Johannisstraße 2 eröffnete u. halte ich mich unter Zusicherung einer reellen
Bedienung bestens empfohlen. Hochachtungsvoll Joh. Damian Bühl…“
Quasi zeitgleich heiratet er die aus Köln stammende
Agnes Remagen [2]. Diese stammte ebenfalls aus einer Brauer-Familie, ihr
Bruder Johannes Remagen führte von 1869 bis 1872 eine Brauerei am Kleinen
Griechenmarkt 57 und im Anschluss bis ins Jahr 1882 die Brauerei „In St.
Martin“ am Kleinen Griechenmarkt 54. In den Folgejahren wurden die beiden
Söhne Karl Hubert (1863) und Damian Joseph (1865) geboren.
Am 1. September 1866 verlegte Damian Bühl seine Brauerei von
der Johannisstraße an den Eigelstein 16 und eröffnete dort seine Brauerei.
[2, 01.09.1866] „…Wirthschafts-Eröffnung. Meinen Freunden und
Gönnern beehre mich hiermit ergebenst anzuzeigen, daß ich meine Brauerei und
Wirthschaft von Johannstraße nach Eigelstein Nr. 16 verlegte und mit dem
heutigen Tage eröffne. Um geneigten Zuspruch bittet Joh. Damian Bühl…“
Damian Bühl erwarb das Gebäude am Eigelstein 16 von dem
damaligen Besitzer, dem Notar Heinrich Joseph Landwehr, und wurde damit auch
Eigentümer der Brauerei.
Über die Folgejahre sind nur Anzeigen bekannt, in denen
entweder Brauerei-Mitarbeiter gesucht wurden oder Veranstaltungen von
Vereinen im Gasthaus der Brauerei stattfanden.
Auch damals schien die städtische Jugend keinen guten Ruf zu
haben, denn gesucht wurde in einer Anzeige aus dem Jahr 1867 ein gesitteter, braver Junge aus einer ordentlichen
Familie, am liebsten vom Lande.
[2, 08.01.1867] „…Ein gesitteter und braver Junge von ord.
Fam., am liebsten v.L., als Zapfjunge gesucht, Eigelstein 16; auch kann derj.
später die Brauerei erlernen…“
Für das Jahr 1875 ist Franz Carl Siegen als Brauer am
Eigelstein 16 aufgeführt [2]. Dieser führte in den Jahren 1876 bis 1877 die
Brauerei „Zum Anker“ in der Zollstraße 17 [3].
Im Jahr 1877 verstarb die Ehefrau von Damian Bühl, Agnes
Bühl, im Alter von 53 Jahren. Wie damals üblich, die Kinder mussten versorgt
sein, heiratet Damian Bühl nur gut ein Jahr später die ebenfalls verwitwete
Catharina Auguste Hubertine Ulrich aus Burscheid.
Und, ebenfalls üblich zu dieser Zeit, aber auch heute noch, kam es zu einer Klage über die
Erbmasse der verstorbenen Agnes Bühl, konkret um ein ihr gehörendes Haus in
der Agrippastraße 71.
[2, 12.04.1881] „…Oeffentliche Zustellung. Haupt=Intervention
des zu Köln wohnenden Bierbrauers Johann Damian Bühl, in eigenem Namen so
wie als Vormund der von ihm und seiner verstorbenen Ehefrau Agnes geborene
Remagen gezeugten, noch minderjährigen und bei ihrem Vater wohnenden
geschäftslosen Kinder: a. Carl, b. Josef, c. Hubert und d. Jean Bühl, Haupt=Intervenienten,
vertreten durch Rechtsanwalt Justizrat Elven zu Köln, gegen 1) Johann
Remagen, Bierbrauer in Köln; 2) Heinrich Remagen, Metzger in Köln; 3) Johann
Heinrich Wolff, Wirt in Köln, für sich und als Vormund der mit seiner
verstorbenen Ehefrau Christine geb. Remagen gezeugten noch minderjährigen,
gesetzlich bei ihm domicilirten Kinder: Margaretha und Helena Wolff, ohne
Geschäft, diese als Erben ihrer genannten Mutter Christine Remagen; 4)
Conrad Wolff, Gärtner, früher zu Köln, jetzt ohne bekannten Wohn= und
Aufenthaltsort; 5) Hubert Wolff, Kaufmann in Köln; 6) den Specereihändler
Peter Josef Blasius in Köln, als Cessionarder Eheleute Josef Weiser,
Handelsmann, und Anna Maria geborene Remagen, ohne Geschäft, beide in Köln
wohnend, Haupt-Interventionsbeklagte. Der Hauptintervenient für sich und in
seiner angegebenen Eigenschaft als Vormund seiner Kinder, intervenirt
hierdurch in die Seitens des ad 6 genannten Verklagten Peter Josef Blasius,
als Cessionar der Eheleute Josef Weiser und Anna Maria Remagen, gegen die
übrigen 5 Verklagten zum Königl. Landgerichte in Köln (II. Civilkammer)
angestellte Theilungsklage mit dem Antrage: Es wolle dem Königlichen
Landgerichte gefallen, die gegenwärtige Haupt=Intervention als zulässig und
gegründet anzunehmen, demnach die von dem Kläger Blasius beantragte Theilung
des zu Köln in der Agrippastraße Nr. 71 gelegenen Hauses in der Weise zu
verordnen, daß von dem zur Theilung gebrachten Hause dem Hauptintervenienten
Bühl für sich und als Vormund seiner minderjährigen Kinder die Hälfte, dem
Kläger Peter Josef Blasius, so wie den Beklagten Johann und Heinrich Remagen
je 1/8 und den Beklagten Johann Heinrich Wolff, dessen minderjährigen Kinder
Margaretha und Helene Wolff, so wie den Beklagten Conrad und Hubert Wolff
zusamme1/8 zugetheilt werde; im Uebrigen nach dem klägerischen Antrage zu
erkennen; die Kosten der Haupsache und der HauptIntervention der Masse und
im Falle des Widerspruchs dem Widersprechenden zur Last zu legen, und ladet
die Interventionsbeklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreites in
die Sitzung der II. Civilkammer des Königlichen Landgerichts zu Köln auf
Donnerstag den 23. Juni 1881, Morgens 9 Uhr, mit der gleichzeitigen
Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Rechtsanwalt zu
bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug di
Haupt=Intervention bekannt gemacht. Breuer. Gerichtsschreiber des
Königlichen Landgerichts…“
Wie die Klage ausging, ist nicht bekannt.
Damian Bühl lieferte sein Bier auch an andere Restaurationen,
zumindest ist dies für das Jahr 1888 aus einer Anzeige der Villa
Wintergarten (am Hansaring) zu entnehmen [2] sowie für das Jahr 1889 aus
einer Anzeige der Restauration von Karl Weitz (Unter Fettenhennen 2).
Das Haus am Eigelstein 16 lag in unmittelbarer Nähe der
Gleise zum nur 100 Meter entfernt vom Hauptbahnhof. Im den 1880er erfolgten
größere Umbaumaßnahmen in diesem Bereich, welche der Vergrößerung des
Hauptbahnhofes inklusiv der Erbauung weiterer Gleise dienten. Im
Rahmen dieser Umbauten wurde auch die direkt neben der Brauerei gelegenen
Häuser, u.a. auch die
Allerheiligen-Kapelle, im Jahr 1888 abgerissen (siehe F002). Hieraus ergab
sich, dass die Brauerei, obwohl mit der Hausnummer 16 versehen, das erste
Haus am Beginn des Eigelsteins geworden war.
Die Umbauten machten Eingangstreppen zu der Brauerei
notwendig, welche wohl des Öfteren zu Unfällen führten, wie dem folgenden
Artikel aus dem Jahr 1888 zu entnehmen ist.
[2, 10.12.1888] „…Unfälle am Eigelstein. Vor einiger Zeit
brach auf der auf der Bierbrauerei von D. Bühl am Eigelstein angelegten
Treppe eine Frau ein Bein. Vorgestern ereignete sich ein zweiter Unfall
daselbst. Ein Knabe, welcher in der Wirthschaft Bier holen sollte, fiel
nämlich von der Treppe herunter, und wurde bewußtlos nach Hause getragen.
Diese Treppen=Anlagen vor den Häusern, welche die Bahnbauten am Eigelstein
nothwendig gemacht haben, werden wohl noch manche Opfer fordern..."
Die St. Cuniberts-Kranken-Unterstützungskasse, dessen
Kassenwart Damian Bühl war, hielt regelmäßig Versammlungen in der Brauerei
ab.
Im Frühjahr 1892 erwarb Adolf Kerp die Brauerei am Eigelstein
16, ließ sie abreißen und erbaute ein neues Gebäude, in dem er im November
1892 seine neue Brauerei eröffnete.
[2, 19.03.1892] „…Die alte Kölner Bierbrauerei von Damian
Bühl, Eigelstein 16 (am frühern Bahnübergang), ist in andere Hände
übergegangen. Das Gebäude soll niedergelegt und durch einen Neubau ersetzt
werden…“
In der Heiratsanzeige von Hubert Bühl aus dem Jahr 1893, wird
dieser als Sohne des verstorbenen Bierbrauers Damian Bühl bezeichnet [2].
Entweder war der Besitzerwechsel schon mit dem Tod von Damian Bühl verbunden
oder Damian Bühl starb im Folgejahr, genau bekannt ist dies leider nicht.
(F002) [14] Foto der "Bierbrauerei & Restauration von Joh. Damian Bühl" aus dem Jahr 1885. Rechts neben dem Brauhaus ist die Allerheiligen-Kapelle mit ihrer
Fassade aus dem Jahr 1749 zusehen. Die Kapelle wurde im Jahr 1888 abgerissen. Im Vordergrund die Bahnschranken mit Bahnwärter, dass zu sehende Gleis führte direkt in den nur 100 Meter entfernt gelegenen Hauptbahnhof
(W007) [22, 20.07.1862] Im Jahr 1862 stand Damian Bühl wegen Meineides vor Gericht und suchte per Anzeige Entlastungszeugen
(W050) [2, 11.10.1862] Anzeige aus dem Jahr 1862 von Damian Bühl zur Eröffnung seiner Brauerei in der Johannisstraße 2, welche er vor der Brauerei am Eigelstein betrieben hatte
(W004) [2, 01.09.1866] Verlegung der Brauerei aus der
Johannisstraße in den Eigelstein 16 und Eröffnung der dortigen Brauerei.
Anzeige von Damian Bühl aus dem Jahr 1866
(W103) [2, 08.01.1867] "Ein gesitteter und braver Junge von ordentlicher Familie, am liebsten vom Lande als Zapfjunge gesucht. Anzeige aus dem Jahr 1867
(W005) [2, 09.11.1877] Todesanzeige von Agnes Bühl, der Ehefrau von Damian Bühl, aus dem Jahr 1877
(W008) [2, 04.01.1879] Heiratsanzeige aus dem Jahr 1879. Gut 1 Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau Agnes Bühl, geb. Remagen heiratet Damian Bühl Bertha Ulrich.
(W002) [2, 22.01.1876] Malztreber abzugeben, immerhin die beachtliche Menge von 40 Zentnern pro Woche. Anzeige aus dem Jahr 1876
(W014) [4, 04.04.1888] In der Villa Wintergarten von Herrn Winter wird Kölner Lagerbier aus der Brauerei des Herrn J. D. Bühl ausgeschenkt. Anzeige aus dem Jahr 1888
(W009) [4, 01.04.1888] Anzeige zum Anstich des Lagerbiers aus dem Jahr 1888
(W011) [4, 13.04.1889] Anzeige der Restauration von Karl Weiss, welcher zu dieser Zeit Bier aus der Brauerei von Damian Bühl ausschenkte. Anzeige aus dem Jahr 1889
(W012) [4, 14.04.1889] Anzeige von Damian Bühl aus dem Jahr 1889. Ein Liter Bier war zu dieser Zeit für 20 Pfennig zu haben
(W010) [4, 07.04.1889] Die Gründung des Pfarr-Vereins St. Maria-Himmelfahrt fand im Jahr 1889 in der Restauration von Damian Bühl statt
(W003) [2, 27.02.1890] Versammlung der Centrums-Partei bei Herrn Bühl, Eigelstein 16. Anzeige aus dem Jahr 1890
(W013) [4, 12.04.1890] Versammlung des "Africa-Vereins deutscher Katholiken", welche sich im Jahr 1890 bei Damian Bühl versammelten
Das Allerheiligen-Bräu unter Adolf Kerp (1892-1896)
Adolf Kerp stammte aus Euskirchen. Der erste Nachweis stammt
aus dem Jahr 1885 im Kontext seiner Heirat mit Helene Heyermann, Wwe.
Schlenger. Im verdächtig kurzen Abstand von knapp 6 Monaten kam ihr erster
Sohn, Hubert Peter Joseph, zur Welt.
Im Jahr 1891 betreibt ein Herr A. Kerp eine Essig-Fabric, in
der aus reinem Moselwein Weinessig fabricirt und für 30 Pfennig je Liter
verkauft wird. Ob es sich hierbei um die gleiche Person handelt, ist
wahrscheinlich, aber nicht
gesichert.
Im Frühjahr des Jahres 1892 erwirbt Adolf Kerp die Brauerei
am Eigelstein 16 von Damian Bühl. Adolf Kerp lies die Gebäude abreißen und
errichtete an deren Stelle eine neue Brauerei.
Am 5. November eröffnete Adolf Kerp seine neue Brauerei,
welche er „Allerheiligen-Bräu“ nannte.
[4, 05.11.1892] „…Brauerei-Eröffnung. Heute, Samstag-Abend,
eröffne ich Eigelstein 16 (früher Bühl’sche Brauerei) meine
Restaurationsräume sowie die auf das Schönste angelegte Kegelbahn. Adolph
Kerp…“
Der Name „Allerheiligen-Bräu“ leitete sich aus der nahe
gelegenen Allerheiligen-Straße ab. Die erste Nennung als Allerheiligen-Bräu
stammt aus dem folgenden Artikel über die Umbauten in diesem Bereich.
[4, 18.11.1892] „…Die Maximinenstraße, welche seit der
Inangriffnahme des Bahnhofsbaues in ihrem obern Theile mit den alten Häusern
und Steinhaufen einen unschönen Eindruck machte, hat jetzt einsehen
erhalten. Von dem an Stelle der frühern Bühl'schen neu gebauten und vor
kurzem eröffneten Allerheiligenbräues bis zu der im vorigen Jahre erbauten
Wohnung des Rectors der Allerheiligen Kapelle ist jetzt die ganze dem
Bahnkörper gegenüberliegende Fronte, mit Ausnahme einer Baustelle, mit
Häusern mittlerer Größe bebaut, welche zum Frühjahr zum Bewohnen fertig sein
werden. Von der Rectora bis zur Domstraße ist die Straße auf der Nordseite
von Gärten begrenzt; somit ist die Straße, welche bekanntlich durch die
Bahn=Anlagen eine beträchtliche Strecke nach Norden verlegt werden mußte,
nun wieder, und zwar in kurzer Zeit, ganz ausgebaut…“
Im Jahr 1893 wird die Restauration noch durch einen, wie wir heute
sagen würden, Partyservice erweitert. Warum die entsprechende Anzeige
aber im "Central-Volksblatt für den Regierungs-Bezirk Arnsberg“ erscheint
ist unklar.
[5, 06.09.1893] „…Küchenmeister H. Pütz, Köln, Eigelstein 16
übernimmt die Lieferung vollständiger Festessen, Hochzeiten, wie auch deren
alleinige Zubereitung…“
Im Jahr 1895 Klagt die Ehefrau von Adolf Kerp auf
Gütertrennung, was vermuten lässt, dass die Geschäfte nicht besonders gut
liefen.
[6, 11.05.1895] „…Die Ehefrau des Bierbrauereibesitzers
Johann Adolf Kerp zu Köln. Helene, geb. Heyermann, daselbst,
Prozeßbevollmächtigter Rechtsanwalt Justiz Rath Landwehr in Köln, klagt
gegen ihren Ehemann auf Gütertrennung. Termin zur Verhandlung ist bestimmt
auf den 11. Juli 1898, Vormittags 9 Uhr, vor dem Königlichen Landgerichte zu
Köln, I. Zivilkammer. Köln, den 8. Mai 1896. Der Gerichtsschreiber: Storbeck,
Sekretär…“
Was aus der Klage geworden ist, ist unklar, denn gut ein Jahr
später klagt sie erneut und im Dezember 1896 wird gerichtlich auf
Gütertrennung entschieden. In der Gerichtsentscheidung wird Adolf Kerp als
„früher Wirth, jetzt ohne Geschäft“ beschrieben. Adolf Kerp hatte bereits
kurz zuvor die Führung der Brauerei an die Geschäftsleute Conrad Nitzgen und
Hermann Kirschbaum übergeben, blieb aber weiterhin Besitzer der Brauerei am
Eigelstein 16.
Im Jahr 1897 wurde das Wohnhaus in der Weidengasse 35,
welches Adolf Kerp gehörte, zwangsversteigert. Im Jahr 1901 verkaufte Adolf
Kerp die Brauerei am Eigelstein 16 an den späteren Betreiber Anton Schaaf,
anschließend verliert sich seine Spur.
(W003) [4, 11.06.1891]
Weinessig aus reinem Moselwein fabricirt A. Kerp aus der Christophstraße 42.
Anzeige aus dem Jahr 1891
(W001) [4, 05.11.1892]
Anzeige zur Eröffnung der Brauerei am Eigelstein durch Adolph Kerp im Jahr
1892. Von Allerheiligen-Bräu ist noch nicht die Rede
(W063) [12, 10.11.1893]
Die eingeschriebene "Hülfskasse" zur hl. Maria vom Frieden trifft sich zum
50-jährigen Stiftungsfest im Allerheiligen-Bräues
(W105) [17, 06.09.1893]
Der Küchenmeister des Allerheiligen-Bräu startet im Jahr 1893 auch einen
"Party-Service". Warum die Anzeige in einer Zeitung des Regierungsbezirkes
Arnsberg veröffentlicht wurde ist unklar
(W002) [4, 24.02.1894]
Anzeige zum Anstich des Lagerbiers aus dem Jahr 1894. Hier wird die Brauerei
explizit als "Allerheiligenbräues" bezeichnet
(W108) [2, 20.02.1895]
Im Jahr 1895 hatte die Weinkellerei von Heinrich Dahmen eine eigene
Verkaufstelle am Eigelstein 16 ("anklicken" für komplette Anzeige)
Das Allerheiligen Bräu unter Nitzgen & Kirschbaum (1896-1898)
Conrad Nitzgen und Hermann Kirschbaum übernahmen im Jahr 1896
die Führung der Brauerei am Eigelstein 16 von Adolf Kerp, führten diese aber
nur gut ein Jahr. Zu Beginn des Jahre 1898 wurde die Brauerei stillgelegt
und erst im Jahr 1902 wiedereröffnet.
Viel interessanter als das wenig spektakuläre Jahr ihrer
gemeinsamen Führung der Brauerei sind aber die Lebensläufe der beiden
Personen. Wie beide Personen in Beziehung standen ist nicht bekannt.
(W001) [1]
Eintrag der Brauerei "Nitzgen & Kirschbaum" aus einem Brauereiverzeichnis
aus dem Jahr 1898. Weitere Nennungen sind nicht bekannt
Die Person Conrad Nitzgen
Die ersten Nennungen von Conrad Nitzgen
beziehen sich auf ihn als Ringer. Conrad Nitzgen betrieb diesen Sport
semi-professionell und war damit auch international erfolgreich. In dem
folgenden Artikel im Bonner General-Anzeiger aus dem Jahr 1894 fordert er
die Bonner Ringer heraus, die ebenfalls über eine Anzeige erwidern.
[7, 18.06.1894] „…Aufforderung. Ich fordere hiermit die
besten Ringer des Athleten-Vereins zu Bonn auf, sich mit mir im Ringkampf zu
messen und setze eine Prämie von 100 Mark, wenn einer der Herren im Stande
ist, mich zu besiegen. Hochachtungsvoll Conrad Nietzgen, preisgekrönter
Ringkämpfer, z.Z. Reichshallen-Theater Bonn…“
[7, 19.06.1894] „…Auf die an den unterzeichneten Verein in
der gestrigen Nummer dieses Blattes seitens des Herrn C. Nitzgen ergangene
Aufforderung erwidern wir, daß es den Mitgliedern laut § 10 unserer
Satzungen nicht gestattet ist, öffentlich aufzutreten. Jedoch sind einige
Herren bereit, an den Uebungsabenden Mittwochs und Samstags, von 8 bis 9
Uhr, in der städtischen Turnhalle mit Herrn Nitzgen zu ringen.— Preisringen
stets ausgeschlossen. Bonner Athleten-Verein. Der Vorstand…“
Die folgenden Artikel belegen seine nationalen und
internationalen Erfolge. In der zweiten Anzeige wird er als „der
Meisterschaftsringer der Welt“ bezeichnet.
[7, 26.07.1899] „…Köln, 26. Juli. Bei dem in der Allgemeinen
Sportausstellung zu München veranstalteten Meisterschaftsringen von
Deutschland im griechisch=römischen Ringkampf erwarb Herr Konrad Nitzgen=Köln
den Meistertitel nebst der vom Prinzregenten von Bayern gestifteten goldenen
Medaille…“
[8, 14.10.1899] „…Der hiesige Bonner Athleten=Verein „Eiche“
veranstaltet am nächsten Sonntag einen großen Athleten-Wettstreit. Derselbe
beginnt morgens 10 Uhr im Clublokal bei Fritz Schneider, Wenzelgasse, und
Nachmittags 3 Uhr im Kaiser Friedrich. Bis jetzt haben sich 30 Vereine aus
ganz Rheinland sich angemeldet, darunter der Meisterschaftsringer der Welt,
Herr Conrad Nitzgen aus Köln. Die stärksten Männer werden sich
zusammenfinden, um die Palme zu erringen…“
Conrad Nitzgen war kein Neuling im Brauereigeschäft, er
betrieb bereits, gesichert für das Jahr 1895, seit wann ist nicht bekannt,
die Brauerei „Zur Täsch“ in der Salzgasse 5-7.
Im Jahr 1896 heiratete er Franziska Thiel, mit welcher er
mindestens 2 Kinder hatte (1897: Julius, 1898: Katharina).
Im Jahr 1901, also zu einem Zeitpunkt, an dem die Brauerei
längst stillgelegt war, gründete Conrad Nitzgen die Firma „Kölner Transport
& Lagerhaus Rhenania, Nitzgen & Cie.“. Gesellschafter war außer ihm noch
seine Ehefrau. In der Folgezeit schalteten sie Anzeigen mit Statements wie „Cassa-Ankauf
von Waren aller Art“.
Im Jahr 1904 tritt er zudem als Kreditvermittler auf.
[2, 22.03.1904] Geld. Lombard vermittelt diskret von
Privatkapitalisten sofort in jeder Höhe. Conrad Nitzgen, Köln, Niederichstr.
2
Im Jahr 1910 gründet er zusammen mit Hugo Zöller eine weitere
Logistikfirma. Ob zu diesem Zeitpunkt die Firma „Kölner Transport &
Lagerhaus Rhenania, Nitzgen & Cie.“ noch bestand, ist unklar.
[2, 31.01.1910] „..In das Handelsregister ist eingetragen:
Nr. 1391 die Gesellschaft „Hansa, Kölnische Transport- und
Lagerhaus-Gesellschaft Nitzgen & Cie. mit beschränkter Haftung" Cöln.
Gegenstand des Unternehmens: Spedition, Lagerung und Lombardierung von
Kaufmannsgütern nebst einschlägigen Geschäften. Stammkapital: 20 000 M.
Geschäftsführer: Konrad Nitzgen, Hugo Zöller. Gesellschaftsvertrag vom 31.
Dezember 1909, 21. Januar 1910. Jeder der bestellten Geschäftsführer
vertritt für sich allein die Gesellschaft und ist berechtigt, allein die
Firma zu zeichnen. Ferner wird bekannt gemacht: Oeffentliche
Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen in der Kölnischen Zeitung. Kgl.
Amtsgericht Cöln, Abt. 24…“
Im Jahr 1912 wird Conrad Nitzgen zu einer Strafe von
1500 Mark wegen „Duldens von Glücksspiel“ verurteilt. Hierbei hatte er noch
Glück, dass ihm kein gewerbsmäßiges Glücksspiel nachgewiesen werden konnte.
Conrad Nitzgen war bereits früher wegen Glücksspiels mit den Behörden in
Konflikt gekommen.
[2, 10.01.1912] „…Ein Spielerprozeß. Wegen gewerbsmäßigen
Glücksspieles, Beihilfe hierzu und wegen veranstaltens von Glücksspielen
hatten sich vor der Kölner Strafgericht vier Angeklagte zu verantworten. Der
Hauptbelastete ist Geschäftsführer eines „Sportklubs“, der sein sehr
elegantes Klublokal auf dem Hunnenrücken besaß. Ursprünglich sollte der Klub
dazu dienen, den Sport zu pflegen, da die Mitglieder alle Sportleute sind.
Schließlich wuchs er sic aber zu einem Spielklub aus. Meine Tante, deine
Tante, Skat, Herzskat, Sechsundsechzig, Roulette und Bakkarat wurde in den
Räumen des Klubs gespielt, und zwar um namhafte Beträge, da die Beteiligten
mehr oder minder vermögend waren. Es handelte sich meistenteils um
Gewerbetreibende, Metzger und Kaufleute. Es ist vorgekommen, daß ein
Mitglied an einem Abend über 4000 M. verlor und dann noch „auf Annonce“
weiterspielte. Die verschiedenen Zeugen erklärten, sie hätten sich
angemeldet, seien dann ballotiert und aufgenommen worden; sie hätten 10 M.
Eintrittsgeld bezahlen und dann am Spiel teilnehmen dürfen. Entgegen den
Behauptungen der Angeklagten bekundeten aber auch einige Zeugen, daß sie am
Spiel teilgenommen hätten, ohne Mitglied des Klubs gewesen zu sein. Ein
Bücherrevisor hat aus den Büchern festgestellt, daß bei Gründung des Klubs
6000 M. vorhanden waren, deren Herkunft nicht aufzuklären war. Die Einnahmen
des Klubs betrugen etwa 35 000 M., die Ausgaben waren etwas höher. Die
Verhandlung endete mit der Verurteilung sämtlicher Angeklagten wegen Duldens
von Glücksspiel. Von der Beschuldigung des gewerbsmäßigen Glücksspiels
wurden sie trotz dringenden Verdachts freigesprochen mangels ausreichenden
Beweises. Der Kaufmann Konrad Nitzgen erhielt eine Strafe von 1500 M., der
Kaufmann August Köttgen eine solche von 900 M. Die beiden andern Angeklagten
kamen mit 300 und 150 M. Strafe davon. Der Gerichtsvorsitzende führte in der
Urteilsbegründung aus, daß es sich nicht um einer „Sportklub“, sondern um
einen Spielklub handle. Der Klub sei auch nicht geschlossen gewesen, sondern
das Klublokal sei als ein öffentlicher Versammlungsort anzusehen gewesen.
Daß die Ballotage nicht ernst zu nehmen gewesen, gehe daraus hervor, daß
auch verschiedene Leute mitgespielt hätten, die nicht Mitglieder des Klubs
gewesen seien. Bei Nitzgen sei strafschärfend ins Gewicht gefallen, daß er
schon einschlägig bestraft war. Das gewerbsmäßige Glücksspiel habe den
Angeklagten nicht nachgewiesen werden können…“
Im Jahr 1913 gründete Conrad Nitzgen seine nächste Firma,
welche der „Lagerung und Beleihung von Kaufmannsgütern" diente.
[2, 16.03.1913] „…Nr. 1952 Conrad Nitzgen & Co. Allgemeine
Handelsgesellschaft mit beschränkter Haftung Cöln. Gegenstand des
Unternehmens: Betrieb von Handelsgeschäften aller Art, insbesondere Lagerung
und Beleihung von Kaufmannsgütern, sowie der Betrieb einschlägiger
Geschäfte. Stammkapital: 20 000 M. Geschäftsführer: Conrad Nitzgen,
Kaufmann, Cöln. Gesellschaftsvertrag vom 26. Februar 1913. Als nicht
eingetragen wird veröffentlicht: Oeffentliche Bekanntmachungen der
Gesellschaft erfolgen durch den Deutschen Reichsanzeiger. Kgl. Amtsgericht,
Abt. 24, Cöln…“
Die Firma wurde aber schon gut Jahr später wieder aufgelöst.
[2, 14.10.1914] „…Nr. 1952 bei der Firma: Conrad Nitzgen &
Cie. Allgemeine Handelsgesellschaft mit beschränkter Haftung Cöln. Durch
Gesellschafterbeschluß vom 7. Oktober 1914 die Gesellschalt aufgelöst. Der
bisherige Geschäftsführer Conrad Nitzgen in Cöln ist Liquidator…“
Gut einen Monat nach der Auflösung wurde die nächste Firma
gegründet, diesmal wieder mit ihm und seiner Frau als persönlich haftende
Gesellschafter.
[2, 02.15.1914] „…In das Handelsregister ist am 27. November
1914 eingetragen: Abteilung A. Nr. 6192 Firma: Conrad Nitzgen & Cie. Cöln.
Persönlich haftende Gesellschafter sind: Conrad Nitzgen, Kaufmann. Cöln.
Ehefrau Conrad Nitzgen, Franziska geb. Thiel, Kauffrau, Cöln. Offene
Handelsgesellschaft. Die Gesellschaft hat am 20. Oktober 1914 begonnen…“
5 Monate später schied seine Frau als Gesellschafterin aus
der Firma aus und im Gegenzug Peter Zeitz ein.
Im Mai 1916 schaltete Conrad Ditzgen Anzeigen, in denen er
Himbeer- und Zitronen-Sirup zur Herstellung von Limonaden in großen Mengen
suchte.
Im Jahr 1917 bot er ein Segeltuch-Zelt mit 500 Sitzplätzen
„für Fabriken, Landwirtschaft und Gefangenen-Depot“ an.
Im Jahr 1918 stieg er aus der Firma „Hansa, Kölnische
Transport- und Lagerhaus-Gesellschaft Nitzgen & Cie. mit beschränkter
Haftung" aus. In der Verlobungsanzeige seiner Tochter mit „Herrn cand. rer.
merc. et pol. Adolf Schewe“ aus dem Jahr 1919 wird Conrad Nitzgen als
„Fabrikant“ bezeichnet. Und was machen Fabrikanten so, sie gründen Firmen.
Im Jahr 1922 war es wieder so weit, die offene Handelsgesellschaft „Hugo
Zöller & Co“ wurde gegründet.
[6, 10.03.1921] Köln. In das Handelsregister ist am 1. März
1921 eingetragen: Nr. 9161 die offene Handelsgesellschaft "Hugo Zöller &
Co.", Köln, Steinstr. 14. Persönlich haftende Gesellschafter: Kaufmann Hugo
Zöller und Fabrikant Conrad Nitzgen, Köln. Die Gesellschaft hat am 27.
Januar 1921 begonnen. Zur Vertretung der Gesellschaft sind nur beide
Gesellschafter gemeinschaftlich ermächtigt…“
Und es geht weiter. Im Jahr 1922 taucht er als Aufsichtsrat
der „Lederwerke Rheindahlen A.G.“ auf.
[9, 24.03.1922] „…Lederwerke Rheindahlen,.A.=G. in M.
Gladbach=Rheindahlen. Unter diesem Namen wurde die bisherige Firma
„Lederwerke Pelzer, Schneider u. Cie., Kommanditgesellschaft in Rheindahlen“
in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Das Grundkapital beträgt 5000 000
Mark. Vorstand ist der Fabrikant Wilhelm Pelzer in Wickrath. Den
Aussichtsrat bilden: Bankier Karl Baumgarten in Köln, Fabrikant Konrad
Nitzgen in Köln und Fabrikant Peter Zeitz in Köln…“
Im gleichen Jahr steigt er auch noch als Geschäftsführer bei
der Saarbrückener Tabakfabrik „Virginia“ ein.
[6, 09.08.1922] „…Saarbrücken. Im hiesigen Handelsregister
Abteilung B Nr. 599 wurde heute bei der Firma Tabakfabrik Virginia,
Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Saarbrücken 3, folgendes
eingetragen: Der Kaufmann Conrad Nitzgen in Köln ist zum weiteren
Geschäftsführer bestellt. Zur Vertretung der Gesellschaft sind beide
Geschäftsführer nur gemeinschaftlich berechtigt. ⸗Saarbrücken, den 21. Juli
1922. Das Amtsgericht. 17…“
Das reicht noch nicht für das Jahr 1922, im November wird
noch die Firma „Hugo Zöller & Co.“ gegründet, die sich mit dem
kommissionsweisen Verkauf von Automobilen sowie dem Betrieb einer
Automobilreparaturwerkstätte befasst.
[6, 15.11.1922] „…Nr. 4476 "Hugo Zöller & Co. Gesellschaft
mit beschränkter Haftung", Köln, Steinstr. 14. Gegenstand des Unternehmens:
Der kommissionsweise Verkauf von Automobilen sowie der Betrieb einer
Automobilreparaturwerkstätte. Stammkapital: 150 000 M. Geschäftsführer:
Conrad Nitzgen und Hugo Zöller, Kaufleute, Köln. Gesellschaftsvertrag vom
18. August 1922. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, so erfolgt die
Vertretung durch jeden der Geschäftsführer. Ferner wird bekanntgemacht:
Oeffentliche Bekanntmachungen erfolgen durch den Deutschen Reichsanzeiger.
Die letzte bekannte Erwähnung von Conrad Nitzgen stammt aus
dem Jahr 1926, in dem er bei der Firma „Conrad Nitzgen & Co. als
Geschäftsführer ausscheidet.
Insgesamt gründete Conrad Nitzgen 9 Firmen, war zwischendurch
als Brauer, Kredithai und Limonadenfabrikant tätig und war ein international
erfolgreicher Ringer. Wann Conrad Nitzgen starb, ist nicht bekannt.
(W001) [7, 03.07.1895]
Petr Wolter aus Bonn hat "Echt Kölsches Lagerbier" im Angebot. Das Bier
stammt aus der Brauerei "zur Täsch", die Conrad Nietzgen vor dem Wechsel an
den Eigelstein betrieben hatte
(W002) [7, 04.07.1895]
Mit dem Beethoven-Hotel gab es im Jahr 1895 eine zweite Absatzstelle des
Biers von Conrad Nitzgens Brauerei "zur Täsch" in Bonn
(W007) [7, 18.06.1894]
Anzeige von Conrad Nietgen, welcher den Bonner Athleten-Verein zum
Preisringen auffordert. Anzeige aus dem Jahr 1894
(W008) [7, 19.06.1894]
Erwiderung des Bonner Athleten-Vereins einen Tag später
(W003) [2, 01.12.1895]
Verlobungsanzeige von Franziska Thiel und Conrad Nitzgen, welche auch kurz
darauf heirateten
(W009) [2, 20.09.1901]
Ankauf aller Arten von Waren gegen Cash. Anzeige von Conrad Nitzgen aus dem
Jahr 1901
(W004) [2, 22.03.1904]
"Geld". Anzeige von Conrad Nitzgen, welcher im Jahr 1904 als
Kreditvermittler tätig war
(W010) [2, 25.05.1916]
Große Mengen von Himbeer- und Zirtronen-Sirup zur Herstellung von Limonade
gesucht. Anzeige von Conrad Nitzgen aus dem Jahr 1916
(W005) [2, 21.04.1917]
Im Angebot von Conrad Nitzgen: ein Segeltuchzelt für Fabriken,
Landwirtschaft und Gefangenen-Depot. Anzeige aus dem Jahr 1917
(W006) [2, 21.05.1919]
Verlobungsanzeige, in dem der "Fabrikant" Conrad Nitzgen seine einzige
Tochter in die Hände von Herrn cand. rer. merc. et po. Adolf Schewe gibt
Die Person Hermann Kirschbaum
Die erste bekannte Erwähnung von Hermann Kirschbaum stammt
aus dem Jahr 1887 im Kontext einer Buslinie, welche eine Haltestelle bei
„Restaurateur Kirschbaum Aachenerstraße 6“ hat [2].
Hermann Kirschbaum betrieb also eine Restauration und
wechselte diese vermutlich Anfang der 1890er Jahre. Spätestens ab dem Jahr
1893 betrieb er die Restauration „zur Post“ in der Inselstraße 6 in Köln-Deutz. Im gleichen Jahr gelangte ein Kunstwerk in seinen Besitz, welches
sogar dem Kölner Lokal-Anzeiger einen Artikel wert war und welches Hermann
Kirschbaum in Anzeigen entsprechend bewarb:
[4, 24.09.1893] „…Große Kunstfertigkeit verrathen zwei im
Besitze des Restaurateurs H. Kirschbaum in Deutz (Inselstraße 6) befindliche
Kirchenkerne, welche, wie uns geschrieben wird, ein ungarischer Gefangener
während seiner siebenzehnjährigen Festungshaft in kunstvoller Schnitzarbeit
mit historischen Bildern verziert hat. Durch die Vermittelung des
Festungs-Commandanten gelangten die Kerne in den Besitz des damaligen
Kaisers Ferdinand von Oesterreich, der von dem Kunstwerk so entzückt war,
daß er den Gefangenen begnadigte und ihm die Kerne als Geschenk überwies…“
Ab dem Jahr 1894 tritt er als Züchter und Verkäufer von
„Damenhündchen“ in Erscheinung. Er wirbt mit dem geringen Gewicht der Hunde
von nur 1,5 Kilogramm, was auch den Damen ermöglicht, diese mit sich
herumzutragen. Im Kölner Adressbuch aus dem Jahr 1899 wird er als "Schenkwirt
und Hundehändler" bezeichnet [10].
Er betrieb die Hundezucht über mehrere Jahrzehnte, wesentlich
kontinuierlicher als das gute Jahr als Brauer. Bereits im Jahr 1897
eröffnete er wieder eine Schenkwirtschaft in der Neußerstraße 217 [4] und
war vermutlich seit dieser Zeit nicht mehr am Eigelstein 16 tätig.
Im Jahr 1900 gründete er dann die Rabattmarken-Gesellschaft
„Germania“. Es gelang ihm innerhalb eines Jahres über 300 Geschäfte im
Kölner Raum für sich zu gewinnen. Die Kunden bekamen bei jedem Einkauf
Rabattmarken, die sie bei allen beteiligten Geschäften wie Bargeld einsetzen
konnten. Hermann Kirchbaum rührte hierfür kräftig die Werbetrommel,
teilweise schaltete er ganzseitige Anzeigen in den Kölner Zeitungen.
Weitere Informationen sind nicht bekannt, Hermann Kirschbaum
taucht das letzte Mal im Jahr 1913 im Kontext einer freiwilligen
Versteigerung, bei der er eine komplette Schlafzimmereinrichtung und
Küchengeräte versteigern lässt. Danach verliert sich seine Spur.
(W002) [15.01.1887]
Am Hause des Restaurateurs Hermann Kirschbaum, Aachenerstraße 6, wird eine
Haltestelle eingerichtet. Erste bekannte Nennung von Hermann Kirschbau aus
dem Jahr 1887
(W003) [4, 02.04.1893]
Anzeige des Hotel-Restaurant "Zur Post", welches Hermann Kirschbaum Anfang
der 1890er Jahr betrieben hatte
(W006) [4, 24.09.1893]
Im Restaurant "Zur Post" von Hermann Kirschbaum sind sensationelle
Kunstwerke ausgestellt. Anzeige aus dem Jahr 1893
(W001) [4, 17.11.1897]
Im Jahr 1897 eröffnete Hermann Kirschbaum eine Schenkwirtschaft in der
Neußerstraße 217
(W004) [4, 06.12.1900]
Werbung für Germania-Rabattmarken von Hermann Kirschbaum aus dem Jahr 1900.
"Fordert und sammelt deshalb nur Germania-Rabattmarken"
(W009) [4, 15.01.1901]
Ganzseitige Anzeige von Hermann Kirschbaum. Die Rabattmarken-Gesellschaft
"Germania" hat schon über 300 Akzeptanzstellen in Köln und Umgebung, die
alle aufgelistet sind
(W005) [7, 17.05.1901]
Werbung für die von Hermann Kirchbaum gegründete Rabattmarken-Gesellschaft
"Germania", die jetzt auch in Bonn Fuß fassen sollte
(W007) [4, 22.10.1894]
Schöne Weihnachtsgeschenke, Hunde zu 1,5 Kilogramm. Anzeige von Herrmann
Kirschbaum aus dem Jahr 1894
(W008) [2, 25.06.1895]
Damenhündchen im Angebot- Anzeige aus dem Jahr 1895
(W010) [4, 10.06.1904]
Anzeige der "Rhein. Rasse-Hundzüchterei" von Hermann Kirschbaum aus dem Jahr
1904
(W011) [13, 03.06.1904]
Weitere Anzeige der "Rhein. Rasse-Hundzüchterei" von Hermann Kirschbaum aus
dem Jahr 1904
Das Allerheiligen-Bräu unter Anton Schaaf (1900-1910)
Im Jahr 1866 eröffnet Anton Schaaf an Lyskirchen Ecke
Filzengraben eine Wirtschaft nebst Restauration [2]. Nur ein Jahr später
übernimmt dieser Anton Schaaf die „Kölnische Bierbrauerei in Kalk“ in der
Hauptstraße 61. Anton Schaaf verstarb im Jahr 1896 im Alter von 70 Jahren.
Dieser Anton Schaaf war der Vater des Anton Schaaf, welcher das
Allerheiligen-Bräu führte. Die Familie Schaaf war also schon länger im
Kölner Brauwesen tätig gewesen.
In den Jahren von 1898 bis 1900 wurde am Eigelstein keine
Brauerei betrieben. Im Jahr 1900 wurden die Hausnummern einiger Kölner
Straßen neu nummeriert. Durch die Umbaumaßnahmen der Gleisführung zum
Hauptbahnhof in den 1880/90er Jahren lag das Haus Eigelstein 16 jetzt direkt
am Anfang des gekürzten Eigelstein. Folgerichtig wurde aus der Hausnummer 16
die Hausnummer 2.
Im Jahr 1900 erwarb Anton Schaaf das Gebäude der Brauerei vom
ehemaligen Betreiber Adolf Kerp. Im August 1900 eröffnete er dort das
„Allerheiligen-Bräu“, allerdings mit dem Hinweis, dass bis zur
Inbetriebnahme der Brauerei in der Restauration das „bekannte obergärige
Kölner Lagerbier der Brauerei Apostelnbräu Wwe. H. Bädorf“ zum Ausschank
käme [4] .
Anton Schaaf war eigentlich ein gelernter Metzger [25], warum
er sich dann aber doch entschloss der Familientradition zu folgen und als
Brauer tätig zu werden, ist unklar. Anton Schaaf war seit mit Anna
Maira Klöcker verheiratet, gemeinsam hatten sie die beiden Söhne Anton
Heinrich und Carl [25].
Anton Schaaf betrieb nicht nur eine Brauerei, sondern auch
eine Brennerei, die insbesondere in den späteren Jahren einen hohen
Stellenwert einnahm. In einer Anzeige aus dem Jahr 1905 sucht er einen
kräftigen nicht zu jungen Mann für seinen Schnapsausschank, vermutlich
hatten die Jüngeren zu oft der Versuchung nicht widerstehen können.
[4, 28.11.1905] „…Ein kräftiger, nicht zu junger Mann,
Brenner bevorzugt, für meinen Schnaps-Ausschank gesucht. Eigelstein 2…“
Aus den Folgejahren sind nur Werbe- und
Veranstaltungs-Anzeigen bekannt.
Anton Schaff war ein sehr vermögender Mann mit großem Grund-
und Immobilien-Besitz in Köln, welchen vermutlich seine Frau mit in die Ehe
gebracht hatte. Aber das brachte ihm auch kein Glück. Im Jahr
1909 starb Anton Schaafs Frau Anna Katharina, geb. Klöcker und damit begann
der schnelle Abstieg. Anton Schaff verfiel dem Glücksspiel.
Hinzu kam, dass sein Sohn Anton Heinrich an einer
Lungenkrankheit litt. Dieser führte die auf dem Heumarkt gelegene
Gastwirtschaft "Fischkarrig" [25] und konnte den Betrieb wegen seiner
Krankheit nicht mehr fortsetzten. Aus diesem Grund verkaufte Anton Schaaf
die Gastwirtschaft am Heumarkt im Jahr 1909 und zeitgleich auch noch ein 4 Morgen (10.000 m²)
großes Grundstück in Köln-Lindenthal.
[2, 24.06.1909] „…Zu verkaufen. Wegen fortdauernder Krankheit
meines Sohnes bin ich gesonnen die unter ihm stehende Gast- und
Schenkwirtschaft Heumarkt und an der Markthalle gelegen, mit großen
Stallungen, Kellereien, Einfahrt und großem Hofraum, u. vielen Logierzimmern
zu verkaufen. Antritt nach Belieben. Näheres b. Ant. Schaaf Köln, Eigelstein
2…“
[2, 24.06.1909] „…Für Terrain- oder Bauspekulanten. Mein
Lindenthal a.d. Gleueler Str. neben der Lindenburg, 4 Mg. großes Gelände
will ich im ganzen verkaufen. Bescheid b. Eigentümer Anton Schaaf, Köln,
Eigelstein 2…“
Im Jahr 1909 erwarb Anton Schaaf das Gebäude
Eigelstein 4, in dem ein Ausschank des Allerheiligenbäu eingerichtet wurde.
Im Dezember 1909 gab er die Führung der Restauration ab und konzentrierte
sich nur noch auf die Brauerei selbst.
Anfang 1910 wurde die finanzielle Lage von Anton Schaaf so
prekär, dass die ersten Zwangsversteigerungen anberaumt wurden. Anton Schaaf
hatte nach dem Tod seiner Frau innerhalb von einem Jahr fast sein gesamtes
Vermögen bei Pferdewetten auf der Kölner Galopprennbahn verspielt [25]. Versteigert wurden
zuerst 2 Wohnhäuser am Heumarkt 26-30.
[4, 17.02.1910] „…Am 8 April 1910, vormittags 9½ Uhr, sollen
in Cöln, im Justizgebäude, Appellhofplatz, Zimmer Nr. 47, die hierselbst
Heumarkt 26.28 und 30 gelegenen Hausgrundstücke Wohnhaus mit Hofraum, groß 1
Ar, Nutzungswert 3600 M., Wohnhaus mit Hofraum, Küchenanbau und Hinterhaus,
groß 2 Ar 15 Quadratmeter, Nutzungswert 3900 Mark, Eigentümer: Anton Schaaf,
Wirt und Bierbrauereibesitzer, zu Cöln, zwangsweise versteigert werden.
Königliches Amtsgericht, Abt. 40…“
Am 2. April 1910 wurde dann die „Allerheiligenbräu Brau- und
Brennerei, Gesellschaft mit beschränkter Haftung mit Zweck der Weiterführung
der Brauerei und Brennerei gegründet. Wie genau Anton Schaff an dieser
Gesellschaft beteiligt war, ist unklar, er blieb allerdings weiterhin
Eigentümer der Brauerei [10]. Geschäftsführer der GmbH war Wilhelm
Hellermann, seines Zeichens Rentner.
Für Anton Schaaf gingen die Zwangsversteigerungen weiter, wie
der folgenden Liste zu entnehmen ist:
- 8. April 1910: 2 Wohnhäuser, Heumarkt 26-30
- 17. Juni 1910: 2 Wohnhäuser, Breitestraße 24 und Auf der Ruhr 2
- 28. Oktober 1910: Grundstück in Raderthal
- 7. Oktober 1910: 2 Wohnhäuser, Gleuler Str. 66 und Gleuler Str. 86
- 24. März 1911, Grundstück in Raderthal
- 2. Juni 1911: 2 Wohnhäuser, Gleuler Str. 66 und Gleuler Str. 86 (2ter
Versuch)
Von allen unberührt blieb zuerst die Brauerei am Eigelstein. Im Jahr
1911 übertrug Anton Schaaf die Brauerei am Eigelstein 2 und die Restauration
am Eigelstein 4 an seinen Sohn Carl Schaaf, der fortan als Eigentümer
geführt wurde.
Am 3. August 1912 verstarb Anton Schaaf im Alter von 70
Jahren. Damit war es aber noch nicht ganz zu Ende. Im Juni 1913 wurde der
Konkurs eröffnet. Anscheinend hatten selbst die Erträge aus den vielen
Zwangsversteigerungen nicht ausgereicht, um Anton Schaafs Spielschulden zu
begleichen.
[4, 23.06.1913] „…Konkurseröffnungen: Cöln. Nachlass des am
3.8.1912 zu Cöln verstorbenen Bierbrauereibesitzers Anton Schaaf ehedem zu
Cöln, Eigelstein 2. Eröffnungstermin: 18.6.1913. Offener Arrest: 26.7.1913.
Schluß der Anmeldung: 26.7.1913. Erste Gläubigerversammlung: 17.7.1913.
Prüfungstermin: 6.8.1913. Konkursverwalter: Rechtsanwalt Stehr in Cöln…“
Im Rahmen der Konkursabwicklung wurde im November 1913 die
Brauerei am Eigelstein 2 zwangsversteigert.
[4, 21.09.1913] „…Am 21. November 1913, vormittags 9½ Uhr,
soll in Cöln, im Justizgebände am Reichenspergerplatz, Zimmer Nr. 77, das
nachbezeichnete, in Cöln belegene Grundstück: Flur 28, Nr. 942/128 usw.,
Eigelstein Nr. 2, groß 5,34 Ar, Hofraum, a. Wohnhaus mit Hofraum, b.
Brauerei, c. Kegelbahn, d. Kesselhaus, Gesamtnutzungswert 13 700 Mark, auf
dem Grundstücke befindet sich die Brauerei und das Bierrestaurant
„Allerheiligenbräu"; Eigentümer: Karl Schaaf, Restaurateur in Cöln,
zwangsweise versteigert werden. Königliches Amtsgericht Cöln, Abt. 40…“
Wie die Zwangsversteigerung ausging ist unklar. Im Jahr 1914
wird Carl Schaaf noch als Eigentümer der Brauerei geführt, ab dem Jahr 1915
dann Adolf Theile [10]. Eine Woche nach der Zwangsversteigerung wurde das
Konkursverfahren mangels Masse eingestellt.
[2, 20.11.1913] „…Das Konkursverfahren über den Nachlaß des
am 3. August 1912 zu Cöln verstorbenen Bierbrauereibesitzers Anton Schaaf
ehedem zu Cöln, Eigelstein Nr. 2 wohnhaft, wird mangels Masse eingestellt.
Cöln, den 12. Nov. 1913. Königl. Amtsgericht, Abt.65…“
Anton Schaaf Sohn Heinrich Anton, welcher wegen seiner
Lungenkrankheit die Gastwirtschaft am Heumarkt hatte aufgeben müssen,
erlernte daraufhin den Beruf des Buchhalters und war bis in die 1950er Jahre
für die Brauerei Sester und anschließend als selbstständiger
Brauereivertreter tätig [25].
(PK001) [24, Sammlung Ippen]
Postkarte der "Dampf Branntwein-Brennerei u. Bierbrauerei von Anton Schaaf",
gelaufen im Jahr 1901. Bemerkenswert ist, dass die Postkarte von "Anton
Schaaf und Familie" persönlich versendet wurde
(F004) [16]
Foto des Allerheiligen-Bräu, "Bierbrauerei u.
Brennerei-Ausschank". Alter unklar
(F006) [16]
Blick in den Eigelstein, rechts zu sehen das Allerheiligen-Bräu, links
Werbung für die Gaffel-Brauerei. Foto aus dem Jahr 1910
(W010) [2, 03.03.1866]
Anzeige von Anton Schaaf, vermutlich dem Vater des Anton Schaaf aus dem
Allerheiligen-Bräu, zur Eröffnung seiner Wirtschaft am Filzengraben aus dem
Jahr 1966
(W011) [2, 12.03.1866]
Heiratsanzeige von Anton Schaaf (Senior) mit Elise Geisen aus dem Jahr 1866
(W012) [2, 31.10.1867]
Anzeige von Anton Schaaf (Senior) zur Eröffnung der Kölnischen Bierbrauerei
in Kalk aus dem Jahr 1867
(W013) [2, 02.01.1896]
Todesanzeige von Anton Schaaf (Senior) aus dem Jahr 1896
(W001) [4, 31.08.1900]
Anzeige von Anton Schaaf zur Wiedereröffnung des Allerheiligen-Bräu am 1.
September 1900
(W111) [4, 28.11.1905]
Ein nicht zu junger Mann wird für den Schnaps-Ausschank gesucht. Dafür wird
es wohl Gründe gegeben haben
(W112) [4, 30.05.1908]
Ein neues Jung-Bier ohne Farbe-Zusatz kommt zum Ausschank. Anzeige aus dem
Jahr 1908
(W050) [4, 05.10.1908]
Der Kegelclub im Allerheiligenbräu sucht noch einige Herren gesetzen Alters.
Offerten werden schriftlich entgegen genommen. Anzeige aus dem Jahr 1908
(W014) [4, 11.12.1909]
Anzeige von Anton Schaaf von Dezember 1909, in der er die Leitung der
Restaurationsküche an einen "bewährten Chef" übertragen hat
(W002) [4, 01.01.1909]
Anton Schaaf und Frau wünschen ein Glückseliges Neujahr 1909
(W003) [4, 19.02.1909]
Todesanzeige von "Frau Anton Schaaf", welche im Februar 1909 verstarb
(W004) [4, 24.06.1909]
Wegen fortdauernder Krankheit seines Sohnes steht die Gastwirtschaft am
Heumarkt zum Verkauf. Anzeige aus Juni 1909
(W005) [4, 24.06.1909]
Noch verkaufte Anton Schaaf seinen Besitz freiwillig, was sich in naher
Zukunft ändern sollte. Anzeige aus Juni 1909
(W006) [4, 01.01.1910]
Grüße von Anton Schaaf zum neuen Jahr 1910
(W015) [4, 17.02.1910]
Zwangsversteigerung zweier Wohnhäuser im Besitz von Anton Schaaf am Heumarkt
26/28 und 30. Anzeige von Februar 1910
(W007) [4, 19.04.1910]
Zwangversteigerung der beiden Wohnhäuser im Besitz von Anton Schaaf in der
Breitestraße 24 und in Auf der Ruhr 2. Anzeige aus April 1910
(W017) [4, 06.09.1910]
Zwangsversteigerung des im Besitz von Anton Schaaf befindlichen Grundstücks
in Köln-Rondorf. Anzeige aus September 1910
(W018) [4, 27.09.1910]
Zwangsversteigerung zweier im Besitz von Anton Schaaf befindlichen
Grundstücke in Köln-Lindenthal. Anzeige aus September 1910
(W021) [4, 06.04.1911]
Zwangsversteigerung von 4 Grünstücken im Besitz von Anton Schaaf. Anzeige
aus April 1911
(W020) [4, 06.02.1911]
Zwangsversteigerung eines im Besitz von Anton Schaaf befindlichen
Grundstücks in Köln-Raderthal. Anzeige aus Februar 1911
(W008) [4, 05.08.1912]
Todesanzeige von Anton Schaaf, "Mitkämpfer der Feldzüge von 1864, 1866 und
1870/71", welcher am 3. August im Alter von 70 Jahren verstarb
(W009) [4, 11.11.1913]
Anzeige zur Zwangsversteigerung der Allerheiligen-Brauerei, mittlerweile im
Besitz von Karl Schaaf, aus November 1913
(F0067) [26]
Das links stehende Haus mit dem großen Torbogen ist das im
17ten Jahrhundert erbaute Haus "Fischkarrig" auf dem Heumarkt, in welchem
Anton Heinrich Schaaf eine Wirtschaft betrieben hatte. Der Name "Fischkarrig"
ist von der früheren Verwendung des Hauses abgeleitet, in welchem große
Fischbecken für Lagerung und Verkauf von Fischen vorhanden waren. Zeichnung
um 1905
(F008) [27]
Foto aus dem Jahr 1926 des aus dem Jahr 1690 stammenden Torbogens des Hauses
"Fischkarrig". Das Tor ist heute noch (halbwegs) erhalten und schmückt
den Eingang des glanzlosen Gebäudes der Pizzeria "Grande Milano" auf dem
Heumarkt 48
(F010) [25]
Foto aus dem Fischkarrig. Links zu sehen der Anton Heinrich Schaaf, ein
Enkel von Anton Schaaf, in der Mitte dessen Schwester Elisabeth Schaaf und
rechts die Bedienung, welche als "et dicke Jeannette" bekannt war
(F009) [25]
Foto eines Kaffeekränzchens im Kölner Café Runge. Zu sehen sind ganz links
Heinrich Anton Schaaf, daneben Wilhelm Hellermann (siehe nächstes Kapitel),
sowie deren Ehefrauen
(F011) [25]
Foto von Heinrich Anton Schaaf mit Familie
Die Allerheiligenbräu Brau- und Brennerei Gesellschaft (1910-1913)
Am 2 April 1910 wurde die Allerheiligen Brau- und Brennerei
Gesellschaft mit beschränkter Haftung gegründet.
[2, 02.04.1910] „…Nr. 1420 die Gesellschaft:
Allerheiligenbräu Brau-und Brennerei, Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Cöln. Gegenstand des Unternehmens: Erwerb und Weiterbetrieb der unter dem
Name Allerheiligenbräu zu Cöln betriebenen Brauerei nebst Schenkwirtschaft,
ferner Übernahme, Weiterführung und Errichtung von Vertriebsstellen zum
Zwecke des Verkaufs von Brauerei- und Brennereierzeugnissen. Stammkapital:
40000 M. Geschäftsführer: Wilhelm Hellermann, Rentner, Cöln.
Gesellschaftsvertrag vom 25. Februar 1910. Die Dauer der Gesellschaft ist
auf zehn Jahre festgesetzt beginnend mit dem Tage der Eintragung der
Gesellschaft in das Handelsregister. Erfolgt 6 Monate vor Ablauf des 10.
Geschäftsjahres von keinem Gesellschafter eine Kündigung. dann läuft dieser
Vertrag stillschweigend 10 Jahre weiter und so fort von 10 zu 10 Jahren.
Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, so ist jeder derselben berechtigt,
die Gesellschaft zu vertreten. Ferner wird bekannt gemacht: Oeffentliche
Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen im Deutschen Reichsanzeiger…“
Die Hintergründe für die Gründung der GmbH liegen im Dunkeln.
Als Geschäftsführer ist ein Herr Wilhelm Hellermann, Rentner aus Cöln,
benannt. Über Wilhelm Hellermann ist bekannt, dass er ein Kölner Kaufmann
war, der mehrere Firmen gründete. So z.B. eine Schirmfabrik und eine Fabrik
zu Herstellung von Hosenträgern. Auch gründete er Filialen in Elberfeld und
Dortmund. In welcher Beziehung er zu Anton Schaaf stand, ist nicht bekannt.
Nach Gründung der GmbH wurde massiv, zeitweise täglich in den
Kölner Zeitungen mit Anzeigen geworben. Das neu erworbene Haus Eigelstein 4
wurde mit einbezogen, geworben wurde mit „Allerheiligen-Bräu“ 2/4“.
Im September 1912 übergab Carl Schaff, Sohn des verstorbenen
Anton Schaaf und mittlerweile Besitzer des Allerheiligenbräu, die
Geschäftsführung an Adam Filz, welcher vorher im Gürzenich-Bräu tätig
gewesen war . Nach der Übernahme der Restauration trat Adam Filz
auch namentlich in den Anzeigen auf.
Im Frühjahr 1914 übernahm Adolf Theile die Brauerei und die
Allerheiligen-Bräu Brau- und Brennerei G.m.b.H. war damit Geschichte.
Formal gelöscht wurde die Gesellschaft aber erst im Jahr 1923.
[6, 08.03.1923] „…Köln. Nachstehende Firmen wurden am 26.
Februar 1923 von Amts wegen gelöscht: Abteilung A. Nr. 1420.
Allerheiligenbräu Brau und Brennerei G.m.b.H…“
(W127) [2, 20.09.1884]
Wilhelm Hellermann, der Geschäftsführer der GmbH, besaß früher eine
Schirmfabrik. Anzeige aus dem Jahr 1884
(W128) [2, 30.04.1896]
Weitere Anzeige der Hosenträger-Fabrik aus dem Jahr 1896
(W121) [4, 26.11.1888]
Wilhelm Hellermann, der Geschäftsführer der GmbH, besaß früher neben der
Hosenträger-Fabrik auch eine
Schirmfabrik. Anzeige aus dem Jahr 1888
(122) [4, 24.08.1890]
Im Jahr 1890 wurde auch eine Filiale der Schirmfabrik in Dortmund eröffnet
(W123) [7, 24.06.1906]
Im Juni 1906 hebt die Familie Hellerman die Verlobung ihrer Tochter Paula
mit Richard Waxweiler auf. Das kann nicht ohne Erwiderung bleiben (siehe
rechts)
(W125) [2, 25.06.1906]
Das konnte Richard Waxweiler nicht auf sich sitzen lassen, er war es doch,
der die Verlobung schon längst gelöst hatte. Einen Tag später kam seine
Erwiderung
(W065) [4, 14.05.1910]
Wiedereröffnung des komplett renovierten Allerheiligen-Bräu unter der neuen
GmbH im Mai 1910
(W066) [4, 18.05.1910]
Anzeige des Allerheiligen-Bräu von Mai 1910
(W067) [18.06.1910]
Werbung des Allerheiligen-Bräu von Juni 1910
(W068) [4, 25.06.1910]
Anzeige des Allerheiligen-Bräu anlässlich der Jesuiten-Kirmes im Juni 1910
(W054) [4, 26.07.1910]
1a Echt Kölsch für 10 Pfennig. Anzeige des Allerheiligenbräu aus Juli 1910
(W069) [4, 30.07.1910]
Anzeige des Allerheiligen-Bräu anlässlich der St. Kunibert-Kirmes im Juli 1910
(W070) [4, 06.08.1910]
Zum Jubelfest des Männer-Gesangvereins "Arion" trifft man sich im
Allerheiligen-Bräu. Anzeige aus August 1910
(W071) [2, 13.08.1910]
Anzeige des Allerheiligen-Bräu mit Tageskarte für Sonntag, den 14. August
1910
(W072) [2, 27.08.1910]
Anzeige des Allerheiligen-Bräu mit Tageskarte für Sonntag, den 28. August
1910
(W073) [2, 17.09.1910]
Anzeige des Allerheiligen-Bräu mit Tageskarte für Sonntag, den 18. September
1910
(W053) [4, 10.09.1910]
Anzeige des Allerheiligen-Bräu mit Tageskarte für Sonntag, den 11. September
1910
(W055) [4, 22.10.1910]
Anzeige des Allerheiligen-Bräu mit Tageskarte für Sonntag, den 22. Oktober
1910
(W074) [4, 26.09.1910]
Anzeige des Obergärigen Brauhaus "Allerheiligen-Bräu" aus dem Jahr
1910
(W052) [4, 12.10.1910]
Anzeige des Obergärigen Brauhaus "Allerheiligen-Bräu" aus dem Jahr
1910
(W076) [4, 29.09.1910]
Grosses Schlachtfest von ganzen Schweinen. Anzeige aus September 1910
(W077) [4, 07.10.1910]
Zum großen Spanferkel-Essen wird ergebenst eingeladen. Anzeige aus Oktober
1910
(W079) [26.11.1910]
300 Riesen-Hämchen an einem Abend. Anzeige des Allerheiligen-Bräu von
November 1910
(W081) [4, 24.12.1910]
Skatspieler gesucht. "Bessere Herren" finden Gelegenheit, sich zu
beteiligen. Anzeige von Dezember 1910
(W083) [4, 30.12.1910]
Große Silvester-Feier im Allerheiligen-Bräu. Anzeige aus Dezember 1910
(W085) [4, 10.03.1911]
(W086) [4, 11.03.1911]
(W087) [4, 12.03.1911]
(W088) [4, 13.03.1911]
(W089) [4, 14.03.1911]
(W090) [4, 16.03.1911]
Zu Beginn des Jahres 1911 schaltete das Allerheiligen täglich
Anzeigen mit der tagesaktuellen Speisekarte. Die Gerichte könnten sich so auch
heute noch auf Speisekarten wieder finden
(W091) [2, 03.06.1911]
Pfingst-Diners à 70 Pfg. Anzeige des Allerheiligen-Bräu aus Juni 1911
(W092) [4, 17.06.1911]
St. Ursula-Kimes-Diner und 1a echt Kölsch. Anzeige aus Juni 1911
(W093) [4, 02.07.1911]
Zum Sänger-Jubelfest gibt es Festdiners. Anzeige aus Juli 1911
(W094) [4, 08.07.1911]
Märzen-Bier für die Freunde eines guten Tropfen. Anzeige aus Juli 1911
(W095) [15.07.1911]
Kirmes-Diner à 70 Pfennig (das kleine Zeichen rechts neben der 0 ist das
alte Zeichen für Pfennig). Anzeige aus Juli 1911
(W096) [4, 04.08.1911]
Ein Standbein des Allerheiligenbräu war die eigene Brennerei. Vielleicht
wurden deshalb "verheiratete" Kellner gesucht
(W097) [4, 06.07.1912]
Jesuiten-Kirmes-Diner und überraschende Abendplatten. Anzeige aus Juli 1912
(W098) [4, 17.07.1912]
"Schnüsschen und Oehrchen" (Schweine-Rüssel und -Ohren) findet man so wohl
nicht mehr auf den heutigen Speisekarten. Anzeige aus Juli 1912
(W058) [4, 30.09.1912]
Im September 1912 übergab Carl Schaaf die Geschäftführung des Restaurant
"Allerheiligenbräu" an Adam Filz
(W117) [11.12.1912]
Anzeige des neuen Betreibers Adam Filz aus Dezember 1912
(W099) [01.01.1913]
Grüße zum neuen Jahr 1913 von Adam Filz, dem neuen Betreiber des Restaurants
(W059) [4, 21.09.1913]
Ankündigung der Zwangsversteigerung des Allerheiligen-Bräu im November 1911
Das Obergärige Brauhaus Eigelstein 2 unter Adolf Theile (1914-1918)
In der vorherigen Zwangsversteigerung wurde das
Allerheiligen-Bräu zuerst von einer Firma "S. Kaufmann" aus Mannheim zum
Preis von 215.000 Mark ersteigert. Adolf Theile erwarb das Allerheiligen-Bräu
von dieser Firma Ende des Jahre
1913 oder zu Beginn des Jahres 1914 für 208.000 Mark, renovierte es und
eröffnete im April 1914 dort seine Brauerei.
Vor der Eröffnung gab es allerdings noch einen Rechtstreit
über die Konzession, welcher aber zu Gunsten von Adolf Theile ausging.
[23, 23.04.1914] „…Ein interessanter
Wirtschaftskonzessionsstreit, der seit längerer Zeit bezüglich des
früheren„Allerheiligenbräu" am Eigelstein 2 und der im nebenliegnden Hause
Eigelstein 4 befindlichen, früher zum vorgenannten Brauhaus gehörigen, seit
einiger Zeit unabhängig betriebenen Kölner Kneipe Karl Schaaf schwebte, fand
jetzt am Bezirksausschuß eine beide Parteien befriedigende Lösung. Der
frühere Inhaber des Allerheiligenbräu, der inzwischen verstorbene Anton
Schaaf, der seit langen Jahren das Allerheiligenbräu besessen und, auch seit
1908 selbst gebraut hatte, war durch widrige Verhältnisse in
wirtschaftlichen Verfall geraten, sodaß sein Anwesen Eigelstein 2 in
Zwangsversteigerung geriet und für 215000 Mk. der Mannheimer Firma S.
Kaufmann und Sohn zugeschlagen wurde. Bevor A. Schaaf in
Zahlungsschwierigkeiten geraten war, hatte er für das kleine Haus Eigelstein
4 die Konzession zum Betriebe eines Ausschanks a la Stehbierhalle erhalten
und späterhin seine ganze Konzession für das Haus Eigelstein 4 vom
Stadtausschuß unter Verzichtleistung der Konzession im Hause Eigelstein 2
erhalten. Da A. Schaaf sen. nun verstarb, mußte sein Sohn Karl erneut um die
Konzession für den Wirtschaftsbetrieb im Hause Eigelstein 4 einkommen, die
ihm aber zunächst vom Stadtausschuß versagt wurde, der nun eine Konzession
dem neuen Besitzer des "Allerheiligenbräu" Adolf Theile, der
mittlerweile das
580 Quadratmeter große Anwesen Eigelstein 2 nebst Brauerei und
Wirtschaftseinrichtung von der Firma Kaufmann einschließlich der Kosten zu
208000 Mk. erworben hatte. Gegen die Versagung der Konzession hatte Karl
Schaaf Berufung eingelegt, ebenso der Oberbürgermeister, gegen beide Urteile
de s Stadtausschusses, die er sonst guthieß, aus rein prozeßtechnischen
Gründen, sodaß beide Konzessionsgesuche jetzt dem Bezirksausschuß vorlagen.
Dieser erkannte nach längeren Verhandlungen unter Behier zwei an sich
berechtigte Existenzen auf dem Spiele standen, zumal auch beide Konzessionen
für die Häuser 2 und 4 schon früher erteilt waren. auf Verleihung der vollen
Wirtschaftskonzession an beide Gesuchsteller..."
Adolf Theile stammte aus Euskirchen und war dort als
Brauer, höchstwahrscheinlich in der Brauerei von Werner Baum, tätig. Die
erste bekannte Nennung erfolgt im Kontext eines Ehevertrages, in dem
Gütertrennung vereinbart wird [11]. Geheiratet hatte er Catharina Baum,
vermutlich die Tochter seines Arbeitgebers.
Ende des Jahres 1891 steigt er dann mit in die Brauerei
seines Schwiegervaters ein.
[2, 30.12.1891] „…Bekanntmachung. In das hiesige
Gesellschafts=Register ist heute die Handels=Gesellschaft zum Betrieb einer
Bierbrauerei mit Bierverkauf, handelnd unter der Firma „Werner Baum & Cie",
mit dem Sitze zu Euskirchen, eingetragen worden. Inhaber der Firma sind: 1.
Werner Baum, 2. Adolf Theile, Euskirchen, 3. Carl van Hooff, alle zu
Euskirchen wohnhaft. Die Gesellschaft hat am 13. Februar 1886 begonnen und
ist zur Vertretung derselben jeder Gesellschafter berechtigt.
Im Jahr 1895 schied er als Gesellschafter aus der Brauerei
„Werner Baum & Cie.“ aus und gründete seine eigene Brauerei in Euskirchen,
das „Euskirchener Brauhaus“. Dies betrieb er allerdings nur gut 2 Jahre, im
November 1897 verkaufte er das „Euskirchener Brauhaus“ an Aloys Steffens.
Anschließend sattelte Adolf Theile auf Mineralwasser um und
übernahm im Jahr 1898 die Generalvertretung von Arienheller Sprudel für Köln
und Umgebung [4]. Wiederum nur ein Jahr später übergibt er die
Generalvertretung „infolge anderweitiger Unternehmungen“ an Heinrich
Kaufmann-Becker.
Die anderweitigen Unternehmungen war zum einen die Gründung
der Firma „Electricitäts=Gesellschaft zur Entfernung und Verhütung von
Kesselstein“ zusammen mit Jacob Gottlob, welcher ein entsprechendes Patent
hielt. Geschäftsführer war aber alleinig Adolf Theile.
[2, 21.12.1899] „…In das hiesige Gesellschafts=Register ist
heute unter Nr. 4709 eingetragen worden die Gesellschaft unter der Firma
Electricitäts=Gesellschaft zur Entfernung und Verhütung von Kesselstein,
Gesellschaft mit beschränkter Haftung welche ihren Sitz in Köln hat. Der
Gesellschaftsvertrag datirt vom 29. November 1899. Gegenstand des
Unternehmens ist Verwertung eines Verfahrens zur Absorbirung von
Kesselsteinen, welche von dem Elektrotechniker Jacob Gottlob in Köln zum
Patent angemeldet ist, Anfertigung und Vertrieb von elektrischen Maschinen,
etc. Das Stammcapital der Gesellschaft beträgt 20000 Mark. Zum
Geschäftsführer der Gesellschaft Adolf Theile zu Köln bestellt. Die
Gesellschaft wird verpflichtet durch die Erklärungen und Zeichnungen eines
Geschäftsführers oder zweier Procuristen, welche in der Weise zu zeichnen,
daß sie zur Firma ihre Namensunterschrift beifügen. Köln, den 15. December
1899. Königliches Amtsgericht, Abth. 26
Aber auch diese Unternehmung ist nur von kurzer Dauer,
bereits im Oktober 1900 steigt er wieder aus der Firma aus.
[2, 29.10.1900] „…Am 25. October 1900 unter Nr. 4709 (H.-R.)
bei der Firma: Electricitäts=Gesellschaft zur Verhütung von Kesselstein,
Gesellschaft mit beschränkter Haftung Köln. Adolf Theile, Director, Köln,
ist als Geschäftsführer ausgeschieden und an seine Stelle Max Schott,
Kaufmann, Köln, zum Geschäftsführer bestellt. Der Sitz der Gesellschaft ist
von Köln nach Elberfeld verlegt. Kgl. Amtsgericht, Abt. III, Köln.
Die weitere Unternehmung war die Gründung der „Colonia
Brauerei“ in Nippes zusammen mit Franz Bungarten im Jahr 1899. .
Adolf Theile stieg im Juli 1909 wieder aus, als die Colonia Brauerei schon
so gut wie von der Hirsch-Brauerei übernommen war .
Im Juni 1909, also einen Monat früher, wurde Adolf Theile in
den Aufsichtsrat der Hitdorfer Brauerei Friede Aktiengesellschaft gewählt,
welche damals eine der großen Brauereien im Rheinland war .
[2, 10.06.1909] „…Hitdorfer Brauerei Friede zu Köln. Die
gestrige außerordentliche Hauptversammlung … An Stelle des sein Amt
niederlegenden Dr. Hirsch wurde Brauerdirektor Adolf Theile in Köln in den
Aufsichtsrat gewählt…“
Was in der folgenden Zeit bis zur Eröffnung seines
Allerheiligen-Bräu im April 1914 passierte, ist nicht bekannt. Die Eröffnung
der Brauerei kündigte er in einer Anzeige im Kölner Lokal-Anzeiger wie folgt
an:
[4, 24.04.1914] „…Eröffnung Samstag, den 25. April 1914,
Brauerei für obergäriges Bier Adolf Theile, früher „Allerheiligen-Bräu“
Eigelstein 2, vollständig renoviert…“
Parallel zum Betrieb der Brauerei am Eigelstein 2 gehörte die
Restauration am Eigelstein 4 weiterhin Carl Schaaf und wurde auch weiterhin
von ihm betrieben. Unter Adolf Theile wurde die Brauerei nicht
"Allerheiligen-Bräu" genannt, sondern einfach "Obergäriges Brauhaus".
Vermutlich wurde die Brauerei im Jahr 1918 geschlossen und
nur noch als Restauration weitergeführt. Sicher ist dies aber nicht, da für
die Jahre 1919 bis 1924 keine Informationen vorliegen. Was danach aus Adolf
Theile wurde, ist nicht bekannt.
(W005) [4, 20.08.1998]
Vor der Übernahme der Allerheiligen-Brauerei war Adolf Thiel u.a. als
Generalvertreter für Arienheller Sprudel tätig. Anzeige aus dem Jahr 1898
(W007) [4, 06.05.1899]
Adolph Theile gibt seinen Job als Vertreter für Arienheller Sprudel "infolge
anderer Unternehmungen" auf. Die anderen Unternehmungen waren die Gründung
der "Electricitäts=Gesellschaft zur Verhütung von Kesselstein, Gesellschaft
mit beschränkter Haftung" sowie die Gründung der Colonia-Brauerei
(W002) [4, 24.04.1914]
Eröffnungsanzeige der Brauerei am Eigelstein 2, "früher Allerheiligen-Bräu"
von Adolf Theile am 25. April 1914
(W001) [4, 02.06.1914]
Werbung für das "Obergärige Brauhaus" von Adolf Theile. Unter seiner Führung
wurde das Brauhaus nicht "Allerheiligen-Bräu" genannt
(W003) [2, 06.11.1914]
Die Brauerei braucht einen neuen Dampfkessel für die Dampfmaschine. Anzeige
aus dem Jahr 1914
Das Allerheiligen-Bräu als Restauration (1918-1943)
Im Jahr 1919 war die Brauerei vermutlich schon stillgelegt
und die Restauration wurde von Fritz Frohne geführt [4]. Fritz Frohne
betrieb seit längerem schon das „Hotel-Restaurant Frohne“ in der
Marzellenstraße 29, welches er im Jahr 1909 in „Hotel Westfälischer Hof“
umbenannte. Im Jahr 1919 beschlagnahmten die englischen Besatzer den
Westfälischen Hof und aus diesem Grund übernahm Fritz Frohne die Leitung des
Allerheiligenbräu am Eigelstein 2.
[4, 21.02.1919] „…Hotel „Westfälischer Hof“. Infolge
Beschlagnahme meines Hotels „Westfälischer Hof“ durch die brit. Behörden
habe ich die Leitung des Wirtschaftsbetriebes „Allerheiligenbräu“ Eigelstein
2, übernommen. Sonntags ab 4 Uhr: Künstler-Konzert. ) Leitung: Willy Gross.)
Kegelbahn und Sälchen vorhanden. Fritz Frohne…“
Fritz Frohne führte die Restauration aber nur ein halbes Jahr,
bevor Ferdinand Mohr die Leitung des Restaurants übernahm. Fritz Frohne
kehrte, als die englischen Besatzer sein Hotel wieder räumten, zurück in
sein altes Hotel in der Marzellenstraße.
[4, 26.03.1920] „…Wieder-Eröffnung. Nach Freigabe durch die
brititsche Behörde und vollständiger Wiederherstellung wird das
Hotel-Restaurant „Westfälischer Hof“, Marzellenstrasse 29, am Samstag, den
27. März, wieder eröffnet. Fritz Frohne…“
Vermutlich direkt im Anschluss, gesichert ab dem Jahr 1923
[12] übernahm Peter Milbers die Führung der Restauration. Bis spätestens zum
Jahr 1925 [10], vermutlich auch schon früher wechselten die
Besitzverhältnisse am Eigelstein 2. Der neue Besitzer war ein gewisser Dr.
Basten aus Saarbrücken. Die Schenkwirtschaft am Eigelstein 4, die parallel
zur Restauration am Eigelstein 2 betrieben wurde, verblieb aber weiterhin im
Besitz von Carl Schaaf, der diese auch führte.
Im Jahr 1926 oder 1927 übernahm Theodor Krause die Leitung der
Restauration am Eigelstein 2, während die Besitzverhältnisse unverändert
blieben. Nach weiteren 2 Jahren übernahm im Jahr 1929 Otto Wulf die Leitung
der Restauration, allerdings nur für 1 Jahr. Ab dem Jahr 1939 wurde die
Restauration mit mehr Kontinuität von Peter Meid geführt. Dieser führte die
Brauerei mindestens bis ins Jahr 1939, ggf. auch bis in Jahr 1941. Der
letzte bekannte Restaurateur ist, vermerkt für das Jahr 1941, Friedrich Prust.
Wie so viele andere Kölner Brauhäuser auch, wurde das
Allerheiligenbräu im zweiten Weltkrieg bei alliierten Bombenangriffen
zerstört. Es wurde nach dem zweiten Weltkrieg nicht nur nicht mehr
aufgebaut, durch den Bau der Hauptverkehrsader Nord-Süd Fahrt mit der
Verlängerung durch die Turiner Straße wurde das ganze Viertel zerschnitten.
Den Eigelstein 2-4 gibt es heute nicht mehr, die Straße beginnt heute mit
der Hausnummer 12. Da wo einst das Allerheiligenbräu stand, verläuft heute
die Turiner Straße.
(W129) [4, 31.12.1907]
Anzeige des Hotel-Restaurant Frohne in der Marzellenstrasse 29, welches
Fritz Frohne bis zur Beschlagnahme durch die britische Besatzung im Jahr
1919 betrieb
(W135) [4, 31.12.1912]
Anzeige des mittlerweile von Fitz Frohne in "Hotel Westfälischer Hof"
umbenanntes Hotel aus dem Jahr 1912,
(W138) [21.02.1919]
Die britischen Besatzer beschlagnahmten das Hotel von Fritz Frohne zu Beginn
des Jahres 1919. Dieser übernahm dann die Leitung des Wirtschaftsbetriebes
"Allerheiligenbräu"
(W061) [12, 08.03.1919]
Anzeige von Fritz Frohne aus dem Jahr 1919
(W004) [4, 19.06.1919]
Anzeige von Fritz Frohne aus dem Jahr 1919
(W140) [4, 26.03.1920]
Nach dem die britische Besatzung das Hotel wieder freigegeben hatte verließ
Fritz Frohne das Allerheiligenbräu und eröffnete am 27. März 1920 wieder
sein Hotel in der Marzellenstraße
(W062) [12, 30.08.1919]
Ferdinand Mohr übernimmt im August 1919 Wirtschaftsbetrieb des
Allerheiligen-Bräu von Fritz Frohne
(W118) [19, 16.08.1920]
Im Jahr 1920 befand sich am Eigelstein 2 auch ein Geschäft für
Büro-Einrichtungen
(W119) [4, 19.06.1923]
Anzeige des Restaurant unter Peter Milbers aus dem Jahr 1923. "Das Haus der
besten Küche" hat Bier der Kölner Brauerei Winter und Kulmbacher Bier im
Ausschank
(W120) [4, 31.12.1923]
Anzeige des Restaurant unter Peter Milbers zum Neujahr 1924
(K001) [10]
Kartenausschnitt aus dem Jahr 1913. Gut zu sehen der Bahnverlauf und die
Hausnummer 2 auf dem Eigelstein links neben der Allerheiligen-Straße
(K002) [17]
Katenausschnitt des Bereichs um den Eigelstein. Die Allerheiligenstraße geht
nicht mehr bis zum Eigelstein, die Häuser Eigelstein 2 bis 10 sind der
Turiner Straße und den Gleisen zum Opfer gefallen
Übersicht der Firmierungen
Zeitraum
Firmierung
Anmerkung
1866-1892
Brauerei Damian Bühl
Eigelstein 16
1892-1896
Allerheiligen-Bräu, Adolf Kerp
1896-1898
Allerheiligen-Bräu, Nitzgen & Kirschbaum
1900-1910
Allerheiligen-Bräu, Anton Schaaf
ab 1900 Eigelstein 2-4
1910-1913
Allerheiligenbräu Brau- und Brennerei Gesellschaft
m.b.H
1914-1918
Obergäriges Brauhaus, Adolf Theile
anschließend nur Restauration
Quellenverzeichnis
1
Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I:
Deutschland, 1898, Verlag von Eisenschmidt & Schulze, Leipzig
"Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka,
Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von
Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009